Benchmark-Studie 2011

Risiko- und wertorientierte Steuerung in der Assekuranz


Risiko- und wertorientierte Steuerung in der Assekuranz News

Wie wäre die Realität verlaufen, wenn ein Unternehmen auf das Management seiner Risiken komplett verzichten würde? Wie lässt sich der Mehrwert eines Risikomanagements messen? Ist es möglich einen so genannten RORMI (Return on Risk-Management-Investment) zu ermitteln, d. h. lässt sich eine Rendite des eingesetzten Kapitals für die Umsetzung eines Risikomanagements berechnen? Um den Erfolg bzw. den Kapitalwert einer Investition in Risikomanagement zu einem bestimmten Zeitpunkt zu erheben, ist es vor allem notwendig, die Rückflüsse der Investition zu ermitteln bzw. zu prognostizieren.

Ziel der aktuellen Benchmark-Studie 2011 war es, den betriebswirtschaftlichen Mehrwert eines unternehmensweiten Risikomanagements für Versicherungsunternehmen aufzuzeigen. Vor dem Hintergrund der oben skizzierten Fragestellungen nähert sich die Studie der Beantwortung der Fragen auf drei Wege an. Zum einen wurde eine empirische Umfrage initiiert, an der sich insgesamt 578 Personen beteiligt haben. Ergänzend wurden strukturierte Interviews mit ausgewählten Experten (vor allem Chief Risk Officer, Leiter Risikomanagement sowie Chief Financial Officer bzw. Chief Executive Officer) geführt. Zu guter Letzt wurden diese Ergebnisse durch exemplarische, im Sinne eines Benchmarking ausgewählte, Fallstudien ergänzt.

Es dominieren die Downside- gegenüber den Upside-Versicherern

Chancen und Wagnisse sind die zwei Seiten ein und derselben Medaille. Um Werte für ein Unternehmen zu schaffen, müssen Risiken eingegangen werden. Derartige potenzielle Zielabweichungen können final zum einen als "Downside-Risiken" (Wagnisse) die Unternehmenswerte reduzieren oder auch als "Upside-Risiken" (Chancen) den Unternehmenswert steigern. In diesem Zusammenhang wird auch deutlich, dass ein Unternehmen jedes Risiko, welches bewusst oder unbewusst eingegangen wird, mit Risikokapital bzw. ökonomischem Kapital unterlegen muss. Das somit gebundene Kapital steht daher nicht mehr für alternative Zwecke, etwa Investitionsprojekte, zur Verfügung. Somit wird deutlich, dass die Triade Wertschöpfung, Risiko und Kapital einem Optimierungskalkül folgen und ein Unternehmen eine optimale Balance zwischen Risiko und Kapital finden muss, um nachhaltig Werte zu schaffen (vgl. Abbildung).

Rund 62 Prozent der befragten Experten definierten Risiko als Downside-Risiko, d. h. negative Planabweichung, wie es auch Solvency II vorsieht. Demgegenüber definierten rund 38 Prozent Risiko als positive und negative Planabweichung (Upside- und Downside-Risiko), so wie es die MaRisk VA auch definieren. In der Bedeutung und dem Aufwand der beiden Komponenten sehen die meisten Experten ein Verhältnis von zwei zu eins, messen also gegenwärtig der Vermeidung von Wagnissen einen höheren Stellenwert zu, als der Nichtnutzung von Chancen.

Darauf aufmerksam gemacht zu haben, ist ein wesentliches Verdienst dieser Studie, so Prof. Dr. Wolfram Wrabetz, CEO Helvetia Deutschland im Geleitwort der Studie. Wrabetz weiter: Von ihr werden zukunftsweisende Impulse ausgehen, denn es ist nicht schwer vorherzusagen, dass sich dieses Verhältnis nach Einführung von Solvency II im Bewusstsein der Unternehmen und im Alltag unternehmerischen Tuns auf ein Verhältnis von eins zu eins verschieben wird bzw. verschieben muss.

Datenqualität weiterhin auf der Agenda

Bereits in der Benchmark-Studie "Solvency II – Status Quo und Erwartungen" aus dem Jahr 2006 stand das Thema Datenqualität auf der Agenda der Assekuranz. Von 84 Prozent der befragten Experten wurde das Thema "Ausreichende Menge an Daten zum Zwecke der statistischen Risikomodellierung” genannt. Die Bedeutung dieses Bereichs reflektiert die Erwartung, dass Solvency II die Möglichkeit zur Verwendung interner Risikomodelle eröffnet, erwartet, möglicherweise sogar erforderlich macht, was die Verfügbarkeit einer entsprechenden Datenbasis unbedingt voraussetzt. Neben diesen transparenzorientierten Aspekten wurden auch die Punkte "Konsistenz der Daten in allen Systemen und Berichten” sowie "Konsolidierung von Daten aus den unterschiedlichen Systemen des Unternehmens” mit 79 bzw. 78 Prozent als logische Konsequenz und Anforderung der anstehenden Solvency II-Bemühungen erkannt.

Auch in der aktuellen Benchmark-Studie stehen die Themen Datenqualität und -konsistenz weiterhin auf der Agenda. Über alle Risikokategorien hinweg bewerten 28 Prozent der befragten Versicherer die Datenqualität als mangelhaft, lediglich rund acht Prozent bewerten die Datenqualität als sehr gut. Bei der Identifikation und Bewertung von Reputationsrisiken bewerten rund 57 Prozent der befragten Experten die Datenqualität als mangelhaft. Auch im Bereich der Analyse von operationellen Risiken wird die Datenqualität von 37 Prozent als mangelhaft bewertet. Lediglich ein Prozent (Reputationsrisiken) bzw. zwei Prozent (operationelle Risiken) bewerten die Datenqualität als sehr gut.

Insgesamt können die Ergebnisse der Studie wie folgt zusammengefasst werden:

  • Chancenmanagement wird zwar als relevant erkannt, es dominiert jedoch weiterhin das Wagnismanagement im Rahmen des Risikomanagements;
  • Insbesondere die Datenproblematik (fehlende Benchmarkdaten) konterkariert die Effizienz des Risikomanagement weiterhin, insbesondere die Möglichkeiten eines Chancenmanagements;
  • Die zunehmende Bedeutung von Szenarioanalysen wird erkannt, da qualitative Erkenntnisse als unabdingbarer Zusatz zu quantitativen Simulationen erkannt wurden;
  • Die in Solvency II definierte Ausfallwahrscheinlichkeit von 5 Promillepunkten (1 mal in 200 Jahren) wird für interne Modelle der Versicherungsunternehmen als zu hoch eingestuft;
  • Die Ablauforganisation des Risikomanagements kann noch nicht überschneidungsfrei bezeichnet werden;
  • fließende Grenzen zu Controlling, Interner Revision und  Compliance bestehen weiterhin;
  • Sinn und Zweck des Risikomanagements erfährt gerade in erfolgreichen Versicherungsunternehmen einen internen Bedeutungsschub;
  • Rating-Agenturen erweisen sich als Treiber einer Risikomanagementkultur;
  • Wertorientierte Risikomaße (insbesondere RoRaC, RoEV, New Business Value, RoEC) bestimmen die Geschäftsmodelle der Versicherungsunternehmen.


Basis einer risikoorientierten Unternehmensführung ist das Verständnis aller Mitarbeiter, dass Unternehmertum ohne das Eingehen von Risiken (und Chancen) unmöglich ist. Der Erfolg eines Versicherungsunternehmens ist maßgeblich dadurch bestimmt, dass die "richtigen" Risiken eingegangen werden und der Gesamtumfang der Risiken die Risikotragfähigkeit des Unternehmens nicht überschreitet.

Abbildung: Optimierungskalkül von Wertschöpfung, Risiko und Kapital (Quelle: RiskNET GmbH)
Abbildung: Optimierungskalkül von Wertschöpfung, Risiko und Kapital (Quelle: RiskNET GmbH)

Prof. Dr. Wolfram Wrabetz fasst die Erkenntnisse der Studie wie folgt zusammen:

Die Autoren der Studie erweitern den Blickwinkel auf das, was jeder Unternehmer tun muss, nämlich zwischen dem Eingehen von Risiken und dem Verzicht auf Chancen abzuwägen. Das Nicht- oder Falschnutzen von Chancen kann jedoch ebenso zur Existenzkrise eines Unternehmens führen, wie die mangelnde Vermeidung von Risiken.

Download der kompletten Studie:

 

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[Bildquelle: iStockPhoto]

 

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