Leitfaden für risikoorientierte Steuerung in Versicherungsunternehmen


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Im Juli 2007 wurde der seit langem erwartete Paradigmenwechsel der  Versicherungswirtschaft durch die Veröffentlichung der europäischen Versicherungsrichtlinie sanktioniert und vollzogen. Der Fokus dieser europäischen Direktive konzentriert sich auf eine Synthese quantitativer sowie qualitativer Versicherungsaufsicht mit entsprechenden Konsequenzen für das versicherungsbetriebswirtschaftliche Geschäftsmodell. Die EU-Kommission verbindet mit ihrer Vorgabe die Berechnung der quantitativen Eigenmittelausstattung eines Versicherungsunternehmens auf der Basis einer ökonomischen Sichtweise mit der gleichzeitigen Steuerung und Kontrolle immanenter risikopolitischer Prozesse.

Unter dem allgegenwärtigen terminus technicus "Solvency II" befördert die europäische Versicherungsrichtlinie die Versicherungswirtschaft in die Neuzeit einer integrierten und modernen Risikomanagement-Sicht. Der Brückenschlag zeigt sich im Übergang vom Determinismus (beispielsweise Stress-Tests) zur Stochastizität sowie von der retrospektiven Renditesicht zur prospektiven, Kapitalkosten inkludierenden Wertorientierung. Über der Zielorientierung der europäischen Versicherungsrichtlinie schwebt dabei ein Grundsatzgedanke, der die Versicherungswirtschaft versicherungstechnisch seit ihrer Entstehung begleitet, nun aber auf das Gesamtunternehmen und alle seine Prozesse auszuweiten ist: Risikomanagement.

§ 64a VAG als gesetzliches Fundament für das Risikomanagement

Für die Professionalisierung des Risikomanagements in der Versicherungswirtschaft sind neben den jüngsten Entwurf der "Mindestanforderungen an das Risikomanagement" (MaRisk) auch der jüngst in Kraft getretene § 64a VAG (Versicherungsaufsichtsgesetz) relevant. Die neue Regelung übernimmt inhaltlich in weiten Teilen die entsprechenden Regelungen des Kreditwesengesetzes und ermöglicht damit ein kohärentes Vorgehen der Aufsichtsbehörde im Rahmen qualitativer Aufsichtsnormen. Mit diversen organisatorischen Anforderungen an ein angemessenes Risikomanagement folgt die Versicherungsaufsicht überdies internationalen Entwicklungen neuer risikoorientierter Kapitalanforderungen. Zum Risikomanagement gehört nicht nur eine Risikostrategie, die sämtliche Risiken des betriebenen Geschäfts umfassend berücksichtigt, sondern auch ein organisatorischer Rahmen, mit dessen Hilfe der Geschäftsablauf effektiv überwacht und kontrolliert sowie an veränderte Rahmenbedingungen angepasst werden kann. Außerdem sind von Versicherungsunternehmen im Rahmen ihrer ordnungsgemäßen Geschäftsorganisation interne Steuerungs- und Kontrollprozesse einzurichten, die sich zu einem konsistenten und transparenten Steuerungs- und Kontrollmechanismus zusammenfügen und damit gewährleisten, dass die Geschäftsleitung die wesentlichen Risiken kennt, denen das Versicherungsunternehmen ausgesetzt ist, diese bewerten und steuern kann und in der Lage ist, für eine ausreichende Ausstattung des Unternehmens mit geeigneten Eigenmitteln zur Abdeckung der Risiken zu sorgen.

Die Verantwortung der Geschäftsleiter für die ordnungsgemäße Geschäftsorganisation und eine adäquates Risikomanagement wird im neuen § 64a ausdrücklich festgeschrieben. Sie ist nicht delegierbar.

Klare Risikostrategie und transparentes Risikotragfähigkeitskonzept

Der Gesetzgeber hat recht detallliert die Anforderungen an ein angemessenes Risikomanagement formuliert. Die einzelnen Elemente müssen aufeinander abgestimmt sein, um einen effektiven Umgang mit den unternehmensindividuellen Risiken zu gewährleisten. So muss die unternehmerische Zielsetzung, die sich in der Risikostrategie spiegelt, alle wesentlichen Aspekte des betriebenen Geschäftes und alle wesentlichen Risiken einbeziehen, um eine adäquate Steuerung des Unternehmens zu gewährleisten. Risikostrategie und Geschäftsstrategie müssen zueinander passen.

Das im § 64a genannte angemessene Risikotragfähigkeitskonzept gibt für jedes Unternehmen individuell insbesondere wieder, mit welchen Methoden die unternehmensinternen Kapitalziele abgeleitet werden, welche Verluste über welche Planungshorizonte das Unternehmen höchstens eingehen will, wie sich die vorhandenen Eigenmittel zur Verlustdeckung zusammensetzen und wie sich deren Auskömmlichkeit und Verzinsung aufgrund der getroffenen Steuerungsmaßnahmen beim Vergleich mit den Kapitalzielen darstellt. Das im Zusammenhang mit dem Risikotragfähigkeitskonzept festzulegende Limitsystem muss einerseits aufzeigen, wie viel Risiko die Einheiten des Unternehmens eingehen dürfen und andererseits geeignet sein, die Umsetzung des vom Unternehmen gewählten Risikotragfähigkeitskonzepts zu unterstützen.

So müssen alle wesentlichen Risiken, denen ein Versicherungsunternehmen ausgesetzt ist oder ausgesetzt sein könnte, von dem Unternehmen erkannt und einer angemessenen Behandlung zugeführt werden. Dazu hat das Unternehmen Prozesse einzurichten, mit denen sämtliche Risiken identifiziert, analysiert, bewertet, gesteuert und überwacht werden können.

Wettbewerbsvorteil Risikomanagement und risikoorientierte Unternehmenssteuerung

Das Geschäftsmodell eines Versicherers basiert darauf, versicherungstechnische und Kapitalmarkt orientierte Risiken einzugehen - der langfristige Erfolg im Versicherungsgeschäft wird über die Qualität des Risikomanagements definiert. Somit wird auch der Wert eines Unternehmens von den zukünftigen, über die Erwirtschaftung der Kapitalkosten hinausgehenden Erträgen und den damit verbundenen Risiken determiniert. Ergo werden Versicherungsunternehmen, die über gute und effiziente Instrumente zur Messung und Steuerung ihrer Risiken verfügen, sich einen bedeutenden Wettbewerbsvorteil verschaffen. In den vergangenen Jahren war die Versicherungswirtschaft mit einer wachsenden betriebswirtschaftlichen, juristischen und aufsichtsrechtlichen Komplexität und Dynamik der Unternehmensumwelt, einem zunehmenden globalisierten Wettbewerb auf deregulierten Märkten, einem steigenden Kostendruck sowie rasanten Entwicklungen im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie konfrontiert. In diesen dynamischen Veränderungsprozessen finden sich Chancen und Risiken im Sinne einer Über- oder Untererfüllung erwarteter Zielbeiträge. Um die Risiken in Chancen zu wandeln, ist ein aktives und Unternehmens integriertes Risikomanagement unerlässlich.

Die vor wenigen Tagen erschienene zweite Auflage des Buches "Risikomanagement in Versicherungsunternehmen" beschreibt Methoden und Instrumente für evolutionäre und revolutionäre Wege im Risikomanagement in der Assekuranz. Das Buch wendet sich in erster Linie an Unternehmensleiter und Führungskräfte in der Versicherungswirtschaft, aber auch an Unternehmensberater, Wirtschaftsprüfer und Studenten, die sich über die spezifischen Methoden des Risikomanagements in der Assekuranz informieren möchten.

Romeike, Frank/Müller-Reichart, Matthias
Risikomanagement in Versicherungsunternehmen
Grundlagen, Methoden, Checklisten und Implementierung

2. Auflage - Januar 2008
462 Seiten
ISBN-10: 3-527-50324-2
ISBN-13: 978-3-527-50324-7

 

Einige Stimmen zur 1. Auflage:

"Viele Versicherungsunternehmen beschränken sich im Risikomanagement auf den versicherungstechnischen Bereich, finanzwirtschaftliche, strategische und operative Risiken werden oft nur marginal berücksichtigt. Dies wurde etwa beim Einbruch der Aktienkurse im Jahr 2000 deutlich: Ganz plötzlich brachen den Versicherungen eingeplante, nicht versicherungstechnische Erträge weg, einige Gesellschaften gerieten in heftige Schwierigkeiten. Die beiden Autoren plädieren daher für ein Risikomanagement als integratives Gesamtkonzept. Mit dem Buch wollen sie aufzeigen, welche Instrumente und Methoden für ein effizientes und integratives Risikomanagement notwenig sind.

Dabei bieten sie einen Überblick über die Analyse und Steuerung von Kredit-, Markt-, versicherungstechnischen und operationellen Risiken, die gesetzliche Regulierung der Versicherungswirtschaft durch Solvency I und II sowie Corporate Governance und stellen neue Methoden wie Asset Liability Management und die Dynamische Finanzanalyse vor. Viel Beispiele, Checklisten und ein Glossar machen das Buch zu einem praxisnahen Ratgeber, der sich besonders an Unternehmensleiter und Führungskräfte in der Versicherungswirtschaft wendet, aber auch an Unternehmensberater, Wirtschaftsprüfer und Studenten.

Börsen-Zeitung vom 1. Juli 2005, Seite 19

 
"Versicherungsunternehmen sehen sich heute neuen Risiken gegenüber: nicht allein durch die Schaffung eines einheitlichen europäischen Marktes für Versicherungen. Auch die Anschläge vom 11. September und die Jahrhundertflut in Ostdeutschland, steigende Lebenserwartung und volatile Finanzmärkte fordern ein Umdenken. Mit diesem Buch wollen die Autoren – ausgewiesene Experten auf dem Gebiet – eine Lücke schließen: Weil das Risikomanagement die Basis des Versicherungsgeschäfts bildet, konzentrieren sie sich auf Methoden und Instrumente für evolutionäre und revolutionäre Wege im Risikomanagement in der Assekuranz. Für Unternehmensleiter, Führungskräfte in der Versicherungswirtschaft, Unternehmensberater, Wirtschaftsprüfer und Studenten dürfte das kompakte Grundlagenwerk eine solide Arbeitsgrundlage sein, das dabei hilft, Risiken zu erkennen, zu bewerten und zu steuern. "

FAZ-Institut 2005

 
"Den Autoren Romeike und Müller-Reichart ist mit dem vorliegenden Werk ein umfassender und hochaktueller Gesamtüberblick - von der Bestandsaufnahme bis zu künftigen Entwicklungen - in die Welt des Risikomanagement der Versicherungsunternehmen gelungen wobei festzuhalten bleibt, dass das Ausmaß der Bedeutung dieses Themenkomplexes zukünftig noch weiter an Bedeutung gewinnen wird. Entsprechend steht die Assekuranzbranche in diesem Kontext vor gewaltigen Herausforderungen, zu deren Bewältigung das Buch einen wertvollen Beitrag leistet. Die Verknüpfung von Grundlagen mit Praxis- und Anwendungsbeispielen macht den Charme des Buches aus, das trotz des großen Umfangs nie langatmig erscheint. Aufgrund der guten Gliederung wird dem Leser auch die selektive Lektüre einzelner Beiträge des Gesamtwerkes ermöglicht. Das Buch ist dem Assekuranzmanager und Versicherungspraktiker ebenso zu empfehlen wie dem Studenten der Versicherungswirtschaft und allen in der Sphäre von Versicherungsunternehmen agierenden Marktteilnehmern."

Hendrik Löffler, Funk Gruppe - Internationale Versicherungsmakler & Risk Consultants


"Die eigenen Risiken zu beherrschen, bleibt eine der ganz zentralen Herausforderungen im Versicherungsunternehmen. Ohne ein echtes, hoch entwickeltes Risikomanagement sind eine wertorientierte Unternehmensführung, Kundenorientierung und die Erfüllung aufsichtsrechtlicher Anforderungen (Solvency II) gar nicht möglich."

Prof. Dr. Fred Wagner, Institut für Versicherungswissenschaften, Universität Leipzig


"...Die Unternehmen, die über gute und effiziente Instrumente zur Messung und Steuerung ihrer Risiken verfügen, verschaffen sich einen bedeutenden Wettbewerbsvorteil. Viele Versicherer konzentrieren sich vorrangig auf das versicherungstechnische Risiko. Die finanzwirtschaftlichen und operationellen Risiken werden häufig eher stiefmütterlich behandelt. Das Ziel muss jedoch ein integriertes Risikomanagement sein, das auch die regulatorischen Änderungen wie insbesondere Solvency II, Corporate Governance oder Sarbanes Oxley Act einbezieht. Die Autoren weisen den Weg zu einem solchen Gesamtkonzept. Sie geben einen Überblick über die Analyse und Steuerung von Kredit- und Marktrisiken sowie über die versicherungstechnischen und operationellen Risiken und erläutern, welche Instrumente für ein effizientes Risikomanagement in diesem Bereich notwendig sind. Im Zentrum des Buches steht die Darstellung neuer Methoden wie Asset Liability Management oder Dynamische Finanzanalyse. Zahlreiche Beispiele und Checklisten erleichtern die Umsetzung in die Praxis."

Die Bank, Juni 2005


"Unterhaltsame, gut geschriebene Einführung in das Risikomanagement, insbesondere von Versicherungsgesellschaften. Das Buch ist aber auch für Leser aus anderen Branchen geeignet. Es bietet einen Überblick über den aktuellen Stand des Risikomanagements und enthält zahlreiche Praxisideen. Die beiden Autoren plädieren für eine integrierte Risikosteuerung mit dynamischen Werkzeugen wie der Balanced Scorecard. Versicherungsspezifische Themen: Sovency II, IFRS, Asset-Liability-Management und DFA."

Managementkompass, Juni 2005


"... Insgesamt ein praxisnaher Ratgeber für die gesamte Branche."

Sparkasse, März 2005

 

 

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