Staatliche Regulierung im Finanzsektor

Vom Hund und seinem Wurstvorrat


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Professor Dr. Norbert Walter von der Deutschen Bank spricht sich klar für staatliche Regulierung im Finanzsektor aus. "Man könne es dem Hund nicht überlassen, die Wurstvorräte zu verwalten", warnt Walter auf dem "Deutschen Derivate Tag 2008" in Frankfurt am Main. Statt einseitig der Selbstregulierung das Wort zu reden, müsse auf die Vernetzung abgestellt werden. Es dürfe nicht hingenommen werden, dass die Regulierer auf Dorfschulen von Nationalstaaten ausgebildet und dann unvorbereitet mit den Problemen einer irreversiblen Globalisierung konfrontiert würden. "Die Herren Wirtschafsbosse müssen ihre Missachtung der Politik überwinden", fordert Walter für die andere Seite.

Wissen und geistiges Eigentum tragen Früchte. "Wir werden nicht durch unsere Hände Arbeit Eigentum schaffen", warnt Walter. Wissens- und Datenmärkte boomen, intellektuelle Eigentumsrechte sind Assets auf Basis einer innovationsfördernden Regulierung. Effiziente Wachstumsmärkte für Lernen in Projektwirtschaft, Lernen mit System - ein Leben lang und "Brain Gain" sind die Stichworte, mit denen Walter die Bildung intellektuellen Kapitals beleuchtet.

Die Deutschen werden wegen ihrer Kompetenz im Systemischen gewinnen, prophezeit Walter. SAP sei kein Zufall. "Auch bei der Energieeffizienz werden wir Pioniere sein." Deutschland werde 2009 den Titel als "Exportweltmeister" an China weitergeben müssen. "Created in Germany" bleibe aber oft die erste Wahl. Es gebe massive Auslandsinvestitionen in deutsche Innovatoren. Multinationale Projekte würden in lokalen Cluster verankert. Deutschland sei ein politisch cleveres Mittelgewicht, ein entscheidender Gestalter Europas und ein Pfeiler für globale Regulierung, auch im Finanzsektor. Deutschland werde "Nettowissensexporteur".

"Wenn Deutsche zur Revolution in den Bahnhof müssen, lösen sie vorher eine Bahnsteigkarte", zitiert Walter Lenin. Warum in Richtung "Expedition Deutschland"? Globalisierung und Beschleunigung der Entwicklung sind die maßgeblichen Faktoren, die für den Weg Deutschlands keine Alternative lassen. "Wir werden unsere Atomkraftwerke weiter laufen lassen und Spitze sein bei Photovoltaik, Windrädern und so weiter. Wir werden aber nicht so dumm sein, dort Windräder aufzustellen, wo kein Wind weht", sagt Walter.

"Warum laden wir Disney nicht ein?" Walter gibt ein Beispiel: Warum soll nur mit Pappmaschee Geld verdient werden, fragt Walter, warum nicht auch mit den Originalen, über die Deutschland verfüge? Walter fordert die Phantasie heraus, kommerzielle Konzepte zur Vermarktung von Kulturdenkmälern weiterzuentwickeln und das Feld nicht der Welt aus Pappmaschee in den USA zu überlassen.

[Bildquelle: aboutpixel.de/clirix]

Kommentare zu diesem Beitrag

MrCompliance /22.10.2008 15:20
Gehörte die Bankenindustrie in Europa nicht zu den am stärksten regulierten Branchen? Was hat die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) bzw. Bundesbank in den vergangenen Jahren eigentlich getrieben?
Dachs /22.10.2008 15:36
Was will uns Herr Walter eigentlich sagen? "Die Deutschen werden wegen ihrer Kompetenz im Systemischen gewinnen. [...] SAP sei kein Zufall." Nein, SAP ist zwar kein Zufall, aber ein Ergebnis aus einer massiven strategischen Fehleinschätzung der IBM! Ein weiterer typischer Philophie-Vortrag von Norbert Walter ;-( Der Erkenntnisgewinn hält sich in Grenzen!
Ingmar /22.10.2008 19:07
Vielleicht sollte Hr. Walter erst einmal die Finanzwelt aus Pappmaschee in Ordnung bringen. Man hört relativ wenig volkswirtschaftliche Analysen vom Chefvolkswirt der Deutschen Bank. Schade, das würde die Bürger und Kunden der Deutschen Bank mehr interessieren.
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