FinTechs kontern Sandkasten-Vorwurf der Bafin

Regulierung und Risikomanagement bei FinTechs


FinTechs kontern Sandkasten-Vorwurf der Bafin: Regulierung und Risikomanagement bei FinTechs News

Auf dem Neujahrsempfang seiner Behörde hat sich Bafin-Chef Felix Hufeld Anfang der Woche kritisch zur FinTech-Szene in Deutschland geäußert. Nun kommt der Konter von den Startups zur Regulierung dieser noch jungen Branche. Der Präsident der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) hatte sich in gewohnt bildhafter Sprache die aus seiner Sicht übertriebene Wehleidigkeit der Branche vorgenommen, was die Aufgaben seiner Aufsicht betrifft. "Medien und FinTech-Branche fordern hin und wieder, dass wir Startups in regulatorischen Fragen unter die Arme greifen. Warum baut die Bafin keinen Sandkasten, in dem die Unternehmen ihre innovativen Geschäftsideen erst einmal auf Erfolgstauglichkeit testen können?", hatte Hufeld spöttisch gefragt und die Frage mit einem klaren Nein beantwortet.

FinTechs wollen keinen Welpenschutz

Bei den FinTechs kamen die Spielplatz-Vergleiche des Bafin-Chefs nicht so lustig an. "Was unsere Branche nicht braucht, ist regulatorischer Welpenschutz", meint der Chef der Kreditplattform FundingCircle, Christian Grobe. Er forderte Hufeld auf, einen Blick über den Ärmelkanal zu werfen und sich die Arbeit der britischen Aufsichtsbehörde FCA zum Vorbild zu nehmen. Dort sehen es die Beamten als ihre Aufgabe an, die jungen Firmen zu unterstützen. Klassische Geschäftsbanken müssen zum Beispiel an Kreditplattformen verweisen, wenn sie einem Kunden keinen Kredit geben wollen.

Der Chef von Lendico - der Kreditplattform aus dem Hause Rocket Internet - spannt den Bogen noch weiter. Dominik Steinkühler will keine Aufseher in Samthandschuhen. "Wir brauchen weder Sandkasten noch Sonderbehandlung, wir sind vollständig reguliert", sagt er. Privatanleger würden durch das Kleinanlegerschutzgesetz geschützt und bei der Vergabe des Kredits sei immer eine Bank eingebunden, "womit diese Seite schon vollkommen reguliert ist".

FinTechs wollen den Banken traditionelle Teile ihres Geschäfts streitig machen, dazu zählen nicht nur Dienstleistungen wie Überweisungen, sondern auch die Kreditvergabe. Die Geldhäuser beklagen hingegen, dass die Aufsicht ihnen viele teure Auflagen mache, die jungen Wettbewerber aber unter dem Radar flögen. "Das gebetsmühlenartige Vortragen des Wunschs mancher Bankenvertreter, dass wir FinTechs doch endlich reguliert werden und unsere Geschäftsmodelle auch nur bis dahin funktionieren, läuft ins Leere", gibt sich Steinkühler überzeugt.

Ein Angebot an die Aufseher

Den deutschen Kreditwächtern der Bafin will Steinkühlers Wettbewerber Grobe im Gegenzug für eine Laissez-faire-Politik seinen gesamten Datensatz geben. Das umschließt das komplette Kreditbuch der Plattform inklusive detaillierter Auswertungen zu Ausfällen und Spätzahlungen. Der FundingCircle-Chef schlägt außerdem vor, dass alle Plattformen qualifizierte Mitarbeiter für die Risikoprüfung einstellen müssen. Drittens soll ein sogenannter Back-up-Servicer verpflichtend werden, der als fremdes Unternehmen für die Abwicklung aller Transaktionen sorgt, wenn die Kreditplattform insolvent gehen sollte. Allerdings kann sich die Bafin ihr Mandat nicht selbst zurechtschnitzen, sondern es wird vom Bundestag festgelegt.

Für die Prüfer gab es von den Start-ups im Kreditgeschäft aber nicht nur Schelte, sondern auch Lob. Hufeld hatte versprochen, künftig keine "berittenen Boten" mehr für die Kommunikation zwischen FinTechs und Aufsehern einsetzen zu wollen. "Die Bemühungen der Bafin um schnellere Kommunikation und die Verständlichkeit der eigenen Inhalte werden die Zusammenarbeit verbessern", meint Steinkühler von Lendico.

Kunden könnten sich von Banken abwenden

Deren Chancen bei den Verbrauchern sind offenbar gut. Eine neue Studie zeigt, dass ein guter Teil der Deutschen bereit ist, den Banken teilweise den Rücken zu kehren. In den nächsten fünf Jahren kann sich ein Drittel der Befragten vorstellen, bei gut der Hälfte ihrer Finanzangelegenheiten auf FinTechs anstelle von Geldhäusern zu setzen. Erhoben hat die Daten das Meinungsforschungsinstitut Yougov unter 2.000 Teilnehmern in Deutschland im Auftrag des Auslandsüberweisungsdienstes Transferwise.

[ Bildquelle Titelbild: © christianchan - Fotolia.com ]
Risk Academy

Die Intensiv-Seminare der RiskAcademy® konzentrieren sich auf Methoden und Instrumente für evolutionäre und revolutionäre Wege im Risikomanagement.

Seminare ansehen
Newsletter

Der Newsletter RiskNEWS informiert über Entwicklungen im Risikomanagement, aktuelle Buchveröffentlichungen sowie Kongresse und Veranstaltungen.

jetzt anmelden
Lösungsanbieter

Sie suchen eine Softwarelösung oder einen Dienstleister rund um die Themen Risikomanagement, GRC, IKS oder ISMS?

Partner finden
Ihre Daten werden selbstverständlich vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Weitere Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.