Ein Team von fünf renommierten Wissenschaftlern – darunter die Atmosphärenwissenschaftler John R. Christy und Roy W. Spencer, die Klimaforscherin Judith A. Curry, der Physiker Steven E. Koonin sowie der Umweltökonom Ross McKitrick – hat im Auftrag des U.S. Energieministeriums (Department of Energy, DOE) einen umfassenden Klimabericht verfasst. Die Experten bringen erstklassige wissenschaftliche Qualifikationen mit: Christy etwa ist "Distinguished Professor of Atmospheric Science" und "Director of the Earth System Science Center" an der University of Alabama, Fellow der American Meteorological Society, Träger der NASA-Auszeichnung für außergewöhnliche wissenschaftliche Leistungen und war Leitautor des dritten IPCC-Berichts; Spencer ist Forschungsleiter ist Leiter des US-Wissenschaftlerteams für das Advanced Microwave Scanning Radiometer (AMSR-E) des NASA-Satelliten Aqua. Er war am NASA Marshall Space Flight Center im Bereich der Klimaforschung tätig. Gemeinsam mit Christy hat er den ersten globalen Temperatursatellitendatensatz erstellt. Curry war bis 2017 Professorin für Geo- und Atmosphärenwissenschaften am Georgia Institute of Technology. Sie ist Autorin des Buches "Climate Uncertainty and Risk"; Koonin ist Fellow der renommierten Hoover Institution und Mitglied der National Academy of Sciences; McKitrick ist kanadischer Wissenschaftler und Professor für Umweltökonomie und Gutachter der letzten drei Weltklimaberichte.
Die Zusammensetzung der Gruppe verdeutlicht die wissenschaftliche Kompetenz und Vielfalt an Perspektiven, die in diesen Bericht eingeflossen sind. Alle Autoren eint das Anliegen, zentrale Annahmen des aktuellen wissenschaftlichen Konsenses zur Klimawirkung von Treibhausgasen kritisch zu hinterfragen – nicht im Sinne pauschaler Ablehnung, sondern im Sinne wissenschaftlicher Prüfung. Wissenschaft lebt vom ständigen Hinterfragen und Weiterentwickeln von Hypothesen. Nach dem Wissenschaftsverständnis Karl Poppers ist die Falsifizierbarkeit ein zentrales Abgrenzungskriterium wissenschaftlicher Aussagen. Gerade bei komplexen Modellen und Szenarien, wie sie in der Klimaforschung verwendet werden, gehört es zur wissenschaftlichen Redlichkeit, auch alternative Interpretationen und Unsicherheiten offenzulegen.
Einige der Autoren wurden in der öffentlichen Debatte von ideologisch geprägten Stimmen als "Klimaleugner" oder "Klimaskeptiker" etikettiert. Solche Begriffe verkennen jedoch den wissenschaftlichen Diskurs und offenbaren ein Missverständnis über den Charakter von Wissenschaft selbst. Wissenschaft basiert nicht auf Dogmen, sondern auf dem offenen Wettstreit von Argumenten. Die klassische Denkfigur von These, Antithese und Synthese beschreibt diesen Prozess: Eine Behauptung (These) wird durch eine Gegenposition (Antithese) herausgefordert, worauf eine weiterführende Erkenntnis (Synthese) folgt. Diese Dynamik ist kein Zeichen von Schwäche, sondern Ausdruck wissenschaftlicher Stärke. Ein historisch eindrückliches Beispiel bietet Galileo Galilei, dessen These – dass sich die Erde bewege und nicht der Mittelpunkt der Welt sei – im Widerspruch zur damaligen Auslegung der Bibel stand und von der katholischen Kirche verurteilt wurde. Seine Position sollte sich später als revolutionärer Fortschritt in der Naturwissenschaft erweisen. Dieses Beispiel mahnt zur intellektuellen Bescheidenheit und zur Offenheit gegenüber kritischen Positionen auch in der heutigen Klimaforschung.
Der im Juli 2025 veröffentlichte Bericht trägt den Titel "A Critical Review of Impacts of Greenhouse Gas Emissions on the U.S. Climate" ("Kritische Überprüfung der Auswirkungen von Treibhausgasemissionen auf das US-Klima"). Ziel der Studie ist es, den aktuellen Stand der Klimawissenschaft kritisch zu beleuchten und die gängige Narrativbildung zu hinterfragen. Energieminister Christopher Wright initiierte diese Untersuchung aus Sorge, dass die öffentliche Wahrnehmung des Klimawandels durch mediale Überzeichnungen verzerrt sei. In seinem Vorwort betont Wright, er habe ein unabhängiges Expertenteam beauftragt, "den aktuellen Stand der Klimawissenschaft zusammenzufassen", um mehr Transparenz – basierend auf wissenschaftlichen Fakten – in die mitunter ideologisch aufgeheizte Debatte zu bringen.
Die Autoren arbeiteten ohne politischen Einfluss auf ihre Schlussfolgerungen und sollten explizit auch Unsicherheiten und abweichende Sichtweisen dokumentieren. Dieser "Red Team"-Ansatz – eine Art Gegengutachten zur Mainstream-Position – verleiht der Studie besondere Relevanz, da er einen offenen, faktenbasierten Diskurs anstoßen soll. Die Ergebnisse unterscheiden sich in wichtigen Punkten von bisherigen Regierungs- und IPCC-Berichten. Im Folgenden fassen wir die zentralen Befunde der Studie zusammen und ordnen sie ein. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf den Aussagen zur Unsicherheit von Klimamodellen, bevor wir im Fazit beleuchten, welche praktischen Implikationen sich daraus für das unternehmerische Risikomanagement im Kontext von Klimarisiken ableiten lassen.
CO₂ als Klimafaktor: Treibhausgas – aber auch Wachstumstreiber
Die Autoren bestätigen, dass Kohlendioxid (CO₂) als zentrales Treibhausgas einen wärmenden Einfluss auf das Klima ausübt. Seit Beginn der Industrialisierung steigt die CO₂-Konzentration in der Atmosphäre beständig an – teilweise verbleibt zusätzliches CO₂ über Jahrhunderte in der Luft. Diese erhöhte CO₂-Konzentration trägt zur globalen Erwärmung bei. Doch beleuchtet der Bericht auch direkte positive Effekte von CO₂ auf die Biosphäre: So fördert mehr CO₂ in der Luft nachweislich das Pflanzenwachstum. Die Studienautoren verweisen auf den beobachteten "globalen Grüngürtel" – eine weltweite Zunahme der Vegetationsdichte –, der unter anderem zu höheren landwirtschaftlichen Erträgen geführt hat. CO₂ wirkt hier als eine Art Dünger für Pflanzen und steigert die Produktivität in der Landwirtschaft, was als "globales Greening" bezeichnet wird.
Dieses Phänomen wird in vielen klassischen Klima-Berichten oft nicht oder nur am Rande erwähnt, erhält in der DOE-Studie aber ausführliche Aufmerksamkeit als Nutzenaspekt des Treibhausgases. Gleichzeitig geht der Bericht auf das Thema Ozean-Alkalinität ein. Wenn mehr CO₂ von den Ozeanen aufgenommen wird, sinkt der pH-Wert des Meerwassers – oft vereinfacht als Ozeanversauerung bezeichnet. Theoretisch kann dies kalkbildenden Meeresorganismen (Korallen, Muscheln etc.) schaden. Die DOE-Studie relativiert diese Sorge teilweise: Zwar sei das Meer weniger alkalisch geworden, doch aktuelle Beobachtungen – etwa das überraschende Wiederaufleben großer Teile des Great Barrier Reef – deuten darauf hin, dass Korallenriffe sich auch unter erhöhtem CO₂-Niveau regenerieren können. Dieses "Wiederaufblühen" der Korallenriffe in jüngster Zeit wird als Indiz gewertet, dass die biologischen Systeme widerstandsfähiger sein könnten als angenommen. Hier setzt die Studie also einen konträren Akzent zur gängigen Darstellung, indem sie mögliche Nutzen- und Anpassungseffekte höherer CO₂-Werte betont – ohne jedoch zu negieren, dass CO₂-bedingte Veränderungen der Ozeanchemie potenziell nachteilig sein können.
Emissionsszenarien: Best Case, Realistic Case vs. Worst Case
Um künftige Klimaveränderungen abzuschätzen, arbeiten Klimaforscher mit Treibhausgas-Emissionsszenarien. Die neue DOE-Studie übt Kritik an einigen oft genutzten Szenarien, insbesondere an solchen mit extrem hohen Emissionspfaden. Sie stellt fest, dass vielzitierte Szenarien der Vergangenheit wie auch einige aktuelle Projektionen die realen Emissionstrends überschätzt haben und für die Zukunft teils unrealistisch hohe Treibhausgaskonzentrationen annehmen. In der Fachwelt sind diese Worst-Case-Szenarien (häufig vergleichbar mit dem früher sogenannten RCP8.5-Pfad) umstritten, doch fanden sie in vielen Auswirkungsstudien und Medienberichten breite Verwendung. Die Autoren der DOE-Studie plädieren dafür, extreme Emissionsszenarien nicht unreflektiert als Basis für politische Entscheidungen oder Risikoprognosen heranzuziehen.
Abschnitt 3.2 des Berichts liefert laut den Autoren eine faktenbasierte Begründung, warum Szenarien mit sehr hoher Emission ("business-as-usual” im oberen Extrem) in politikrelevanten Analysen vermieden werden sollten. Stattdessen sollte stärker auf realistische und wahrscheinlichere Pfade und tatsächlich empirisch beobachtete Entwicklungstrends abgestellt werden. Diese Perspektive ist wichtig: Sie unterstreicht, dass die Annahmen über zukünftige Emissionen und Technologien großen Einfluss auf prognostizierte Klimaauswirkungen haben. Eine Überschätzung der Emissionen könnte zu überspitzten Risikoszenarien führen – mit potenziell kostspieligen Fehleinschätzungen im politischen Entscheidungsprozess.
Unsicherheiten der Klimamodelle: Wie zuverlässig sind Prognosen?
Ein zentrales Kapitel der Studie widmet sich der Unsicherheit von Klimamodellen. Die globalen Klimamodelle der Welt – komplexe Computer- und Simulationsmodelle, die das Erdsystem simulieren – gelten als wichtiges Instrument, um die künftige Erwärmung und regionale Klimaveränderungen abzuschätzen. Doch laut der DOE-Studie bieten diese Modelle nur begrenzt belastbare Aussagen darüber, wie stark das Klima auf ansteigende CO₂-Mengen reagiert. Hintergrund ist die weiterhin große Spannbreite bei der sogenannten Klimasensitivität: Je nach Modell führt eine Verdopplung der CO₂-Konzentration in der Atmosphäre zu einer berechneten langfristigen Erwärmung zwischen etwa 1,8 °C und 5,7 °C – ein enormer Unterschied von moderater Erwärmung bis nahe an katastrophalen Werten. Mit anderen Worten: Verschiedene Modelle "streiten" sich erheblich darüber, wie empfindlich unser Klimasystem auf CO₂ reagiert. Die Autoren verweisen darauf, dass datengetriebene Abschätzungen (also auf Beobachtungen basierende Methoden) zu niedrigeren und engeren Sensitivitätsspannen gelangen als viele der Modelle. Dies deutet darauf hin, dass einige Modelle die Erwärmungsreaktion tendenziell überschätzen könnten.
Besonders brisant ist der Befund, dass Klimamodelle in den letzten Jahrzehnten systematisch "zu heiß" liefen. Das heißt, sie simulierten im Durchschnitt mehr Erwärmung als tatsächlich gemessen wurde. Insbesondere zeigen die Modelle laut Bericht eine zu starke Erwärmung an der Erdoberfläche und eine übertriebene Erwärmungsverstärkung in der unteren und mittleren Troposphäre (der Atmosphäre in einigen Kilometern Höhe). Diese Abweichungen zwischen Simulation und Realität legen nahe, dass wichtige Prozesse im komplexen Klimasystem – etwa Wolken, Niederschläge oder andere Rückkopplungen – in den Modellen noch nicht ausreichend genau abgebildet sind. Das Autorenteam folgert daraus eine deutliche Warnung: Solange viele Modelle offensichtlich empfindlicher reagieren als die realen Beobachtungen es stützen, ist große Vorsicht geboten, aus ihren Prognosen politikrelevante Entscheidungen abzuleiten. Wörtlich heißt es, es sei schwer zu argumentieren, dass heutige globale Klimamodelle für politische Zwecke verlässlich genug seien. Dieser Befund hat weitreichende Implikationen. Auch für das Risikomanagement in Unternehmen bedeutet es, dass Klimaprojektionen mit erheblicher Unsicherheit behaftet sind.
Risikoabschätzungen, die sich allein auf einzelne Modellprognosen stützen, werden systematische Fehler enthalten. Stattdessen empfiehlt sich ein Ansatz, der Bandbreiten von möglichen Klimaverläufen berücksichtigt und die bekannten Modellschwächen – etwa die tendenzielle Überschätzung der Erwärmung – mit einpreist. Dies wäre ein seriöser Modellierungsansatz, der auch bei der Bewertung anderer Unternehmensrisiken von hoher Relevanz ist (denn Risiken sind niemals ein einzelner Punkt in einer statistischen Verteilung; das wäre ein Anmaßung von Wissen, über welches niemand verfügt).
Auch die Berücksichtigung natürlicher Klimaschwankungen ist laut Studie essenziell: Klimamodelle neigen dazu, längerfristige interne Variabilität (z.B. ozeanische Zyklen) zu glätten, während reale Daten zeigen, dass solche Schwankungen erheblich zum Klimageschehen beitragen können. Insgesamt untermauert dieses Kapitel der DOE-Studie die Forderung nach Demut vor den Modellergebnissen – eine Botschaft, die in der oft mit definitiven Prognosen operierenden Klimadebatte bemerkenswert ist.
Extremwetter und Meeresspiegel: Trends im historischen Kontext
Ein weiterer Kernaspekt des Berichts ist die Analyse beobachteter Extremwetter-Trends in den USA. Die Autoren haben die verfügbaren Statistiken zu Hurrikanen, Tornados, Überschwemmungen, Dürren und anderen Extremereignissen seit etwa 1900 ausgewertet. Das überraschende Ergebnis: Die meisten Extremwetterarten zeigen in den USA keine signifikanten langfristigen Zunahmen. Behauptungen, dass etwa Hurrikane oder Tornados heute häufiger oder intensiver auftreten als früher, lassen sich durch die historischen Daten nicht stützen.
So gab es beispielsweise im langjährigen Mittel keine eindeutige Zunahme starker Hurrikane, und auch bei schweren Tornados oder großflächigen Dürren sind die Schwankungen von Jahr zu Jahr dominanter als ein etwaiger langfristiger Trend. Diese Befunde stellen einen Kontrapunkt zur öffentlichen Wahrnehmung dar, in der häufig extreme Wetterereignisse sofort mit dem Klimawandel verknüpft werden. Die Studie plädiert hier für mehr Nüchternheit: Natürliche Klimavariabilität und veränderte Beobachtungsmethoden (frühere Jahrzehnte hatten z.B. weniger Messstationen und Satelliten) sowie eine höhere Wertekonzentration (viele Küsten- oder Flussgebiete waren in früheren Zeiten nicht bebaut) spielen eine große Rolle bei der Bewertung von Extremereignissen. Zudem wird betont, dass beim Thema Waldbrände oft übersehen wird, wie entscheidend die Forstwirtschaft und Landnutzung für Feuerhäufigkeit und -ausmaß sind – Faktoren, die nicht primär klimabedingt sind.
Auch den Meeresspiegelanstieg unterlegt der Bericht mit empirischen Daten. Global ist der Meeresspiegel seit 1900 um etwa 20 cm gestiegen. Allerdings variiert dieser Anstieg regional sehr stark, vor allem aufgrund lokaler Landhebungen oder -absenkungen. Für die USA zeigen die Pegelmessungen in Summe keine deutliche Beschleunigung des Anstiegs über das historische Maß hinaus. Küstenabschnitte, an denen der Meeresspiegel relativ stark ansteigt, liegen oft dort, wo das Land absinkt (z.B. durch geologische Prozesse oder Grundwasserentnahme). Dieser Befund relativiert die oft geäußerte Sorge vor dramatisch beschleunigtem Meeresspiegelanstieg in naher Zukunft – zumindest auf Basis der bisherigen Daten. Die Autoren fordern, Projektionen künftiger Meeresspiegeländerungen nüchtern zu betrachten und lokale Gegebenheiten (Stichwort vertikale Landbewegungen) in die Planung einzubeziehen.
Gleichwohl stellt die Studie nicht in Abrede, dass der Meeresspiegel weiter steigen wird; sie liefert aber Argumente gegen Extremprognosen, die bis 2100 mehrere Meter Anstieg vorhersagen, sofern diese auf Worst-Case-Modellen beruhen. Für Risikomanager sind diese Ergebnisse ein Hinweis, die Gefährdung durch Extremwetter und Meeresspiegelanstieg historisch einzuordnen. Anstatt pauschal von einer eskalierenden Bedrohung auszugehen, sollte geprüft werden, welche realen Veränderungen bereits beobachtet wurden und wie groß deren Einfluss im Vergleich zu natürlichen Schwankungen ist. So kann beispielsweise die Risikobewertung für Standortentscheidungen oder Versicherungen robuster gestaltet werden, indem man nicht automatisch jedes Extremereignis als neuen Trend interpretiert, sondern langfristige Datenreihen und lokale Faktoren berücksichtigt.
Natürliche Klimavariabilität und Attribution: Wie viel ist menschengemacht?
Ein besonders kontroverses Feld in der Klimaforschung ist die Attribution – also die Zuordnung von beobachteten Veränderungen oder einzelnen Extremereignissen zum Einfluss des Menschen. Die DOE-Studie zeigt sich hier sehr zurückhaltend mit klaren Zuordnungen. Sie betont, dass natürliche Klimavariabilität, Datendefizite und Modellschwächen große Unsicherheiten in der Zuschreibung verursachen. Beispielsweise unterliegen Temperatur- und Wetterrekorde natürlichen Schwankungen durch Ozeanzyklen wie El Niño/La Niña oder Veränderungen in der Sonnenaktivität. Kapitel 8 des Berichts argumentiert, dass solche natürlichen Faktoren in vielen aktuellen Studien unzureichend berücksichtigt werden, was zur Überschätzung des CO₂-Anteils an bestimmten Beobachtungen führen kann. So könnte es sein, dass ein Teil der Erwärmung der späten 20. Jahrhunderts nicht nur Treibhausgasen, sondern auch einem Maximum der Sonnenaktivität geschuldet war – ein Effekt, der bislang womöglich unterschätzt wurde. In der Tat deuten einige wissenschaftliche Arbeiten darauf hin, dass die Sonne in den Jahrzehnten um 1950–2000 etwas stärker strahlte als im langjährigen Mittel. Die Studie mahnt hier zur wissenschaftlichen Offenheit (im Sinne These, Antithese und Synthese): Solange solche natürlichen Einflussfaktoren nicht restlos quantifiziert sind, sollte man bei Aussagen wie "Phänomen X ist zu Y % vom Menschen verursacht" vorsichtig sein.
Die Autoren kritisieren auch die gängigen statistischen Methoden der Attribution. In Abschnitt 8.2 wird dargelegt, dass manche Verfahren, die zur "Beweisführung" eines menschlichen Einflusses herangezogen werden, methodische Schwächen aufweisen. Insbesondere bei der Analyse einzelner Extremereignisse (z.B. einer Hitzewelle oder Flutkatastrophe) gibt es laut Bericht erhebliche Probleme bei der Ursachenzuschreibung. Die oft zitierten Aussagen wie "Ereignis X war durch den Klimawandel Z Mal wahrscheinlicher" beruhen auf Modellrechnungen, die wiederum unter den genannten Unsicherheiten der Modelle stehen.
Hier plädiert die Studie für Ehrlichkeit bezüglich der Grenzen der Erkenntnis: In vielen Fällen könne man schlicht (noch) nicht mit Gewissheit quantifizieren, wie groß der anthropogene Anteil an einem einzelnen Extremereignis ist. Für das praktische Risikomanagement bedeutet dies, dass Unternehmen die Unsicherheit bei der Ursachenforschung berücksichtigen sollten. Zwar ist es sinnvoll, etwa bei der Planung von Infrastruktur steigende Risiken durch Klimawandel einzukalkulieren. Aber die DOE-Studie legt nahe, dass man klimatische Ausschläge nicht isoliert als neuen Normalzustand werten sollte, solange nicht klar ist, ob sie außerhalb des natürlichen Variationsbereichs liegen. Anders gesagt: Auch ein rationales Risikomanagement sollte klimawandelbedingte Risiken nicht ignorieren, aber es sollte zwischen kurzfristigen Ausreißern und nachhaltigen Trends unterscheiden – und letztere sind gemäß den präsentierten Daten in vielen Bereichen weniger ausgeprägt als oft angenommen.
Wirtschaftliche Folgen und gesellschaftliche Risiken: Weniger dramatisch als befürchtet?
Ein zentrales Anliegen des Berichts ist es, die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Auswirkungen eines sich verändernden Klimas kritisch zu bewerten. Hier kommt die Studie zu Ergebnissen, die in ihrer Tonalität deutlich von vorherigen offiziellen Bewertungen abweichen. Klimawandel – so das Fazit des Autorenteams – "erscheint weniger schädlich für die Wirtschaft, als allgemein angenommen". Sowohl Modellrechnungen als auch empirische Erfahrungen deuten darauf hin, dass moderate Erwärmungseffekte im 20. und frühen 21. Jahrhundert die wirtschaftliche Entwicklung nicht fundamental gebremst haben. In manchen Bereichen könnten steigende Temperaturen und CO₂-Konzentrationen sogar netto vorteilhaft gewirkt haben. So zeigt Kapitel 9 der Studie auf, dass die Landwirtschaft in den USA unter den bisherigen Klimaveränderungen eher profitiert hat: Verlängerte Wachstumsperioden, weniger Kälteschäden und CO₂-Düngung haben vielerorts zu höheren Ernteerträgen beigetragen. Insgesamt erwartet der Bericht, dass zunehmendes CO₂ und Erwärmung in nächster Zukunft einen Nettogewinn für die US-Landwirtschaft bedeuten könnten – ein Befund, der konventionellen Worst-Case-Darstellungen widerspricht.
Auch die oft geäußerten Ängste vor massiven gesundheitlichen Klimaschäden relativiert die Studie. Abschnitt 10.3 analysiert zum Beispiel die Sterblichkeit durch Temperaturextreme und kommt zu dem Schluss, dass Kältewellen historisch deutlich mehr Todesopfer fordern als Hitzewellen. Mit fortschreitender Erwärmung könnten sich diese Verhältnisse teilweise ausgleichen – d.h. weniger Kältetote im Winter könnten mehr Hitzetote im Sommer gegenüberstehen –, doch bleibt die Netto-Bilanz laut Datenlage zumindest in gemäßigten Breiten wie den USA eher positiv, zumal sich Gesellschaften an Hitze besser anpassen können (Klimaanlagen, Hitzewarnsysteme) als an extreme Kälte. Zudem hängen Klimarisiken eng mit Energiefragen zusammen: So betont die Studie, dass kostspielige Energie (etwa durch strikte Klimapolitik) die Resilienz der Gesellschaft gegen Wettextreme verringern kann, weil z.B. weniger Haushalte klimatisieren oder heizen können. Hier wird deutlich, dass Klimapolitik und Klimarisiken ganzheitlich betrachtet werden müssen – eine Perspektive, die für politische Entscheider sehr relevant ist, da sie oft die Wechselwirkungen verschiedener Risikofelder im Blick haben müssen.
Ein weiterer Punkt ist die Diskussion um die Sozialkosten des Kohlenstoffs (Social Cost of Carbon, SCC) – eine Kennziffer, die den volkswirtschaftlichen Schaden pro Tonne CO₂-Emission beziffern soll. Die Autoren zeigen auf, dass solche Berechnungen extrem anfällig für Annahmen sind und mit großen Unsicherheiten behaftet bleiben. Je nach Modell, Diskontierungsrate, Schadensfunktion und Zeithorizont können die SCC-Schätzungen drastisch variieren. Das DOE-Team folgert, dass diese Kennzahlen nur begrenzte Aussagekraft als Entscheidungsgrundlage haben, weil sie weniger objektiv gemessene Realität darstellen als vielmehr modellierte Szenarien auf Basis zahlreicher Annahmen (oder zugrunde liegender Ideologien).
Für Unternehmen heißt das, dass man Klimakostenabschätzungen stets kritisch hinterfragen sollte: Sie liefern keine in Stein gemeißelte Wahrheit, sondern eine Palette möglicher Zukünfte mit teils willkürlichen Parametern. Investitionsentscheidungen oder Risikobewertungen rein auf solche Zahlen zu stützen, könnte daher irreführend sein.
Fazit: Konsequenzen für das unternehmerische Risikomanagement
Die "Critical Review"-Studie des DOE zeichnet ein Bild des Klimawandels, das zugleich nuancierter und weniger apokalyptisch ist als viele der bisherigen Klimaberichte. Für Entscheider in Unternehmen ergeben sich daraus mehrere wichtige Implikationen: Erstens verdeutlichen die Ergebnisse, dass Klimarisiken real sind, aber oft überschätzt werden. Ja, die Erde erwärmt sich und CO₂ hat Einfluss – doch viele befürchtete Extreme (Sturmkatastrophen, rapide Meeresspiegelanstiege, dramatische Ernteeinbrüche) manifestieren sich in den Daten bislang nicht in dem Ausmaß, das oft prognostiziert wurde. Für das Risikomanagement bedeutet das: Man sollte weder in Alarmismus verfallen noch Klimarisiken ignorieren, sondern auf einer realistischen Datengrundlage planen. Investitionen in Klimaschutz oder -anpassung sollten das Verhältnis von Kosten und Nutzen im Auge behalten. Die Studie warnt explizit davor, überstürzte, "übermäßig aggressive Minderungsstrategien" zu verfolgen, die am Ende mehr schaden als nützen könnten. Für Unternehmen könnte z.B. eine rigide Reduktion von Emissionen ohne Rücksicht auf Wirtschaftlichkeit und technische Machbarkeit kontraproduktive Effekte haben – hier gilt es, Maß und Mitte zu wahren.
Zweitens unterstreichen die Erkenntnisse zur Modellunsicherheit, dass Risikoabschätzungen immer mit Szenario- und Modellbandbreiten arbeiten sollten. Anstatt nur das Worst-Case-Klimamodell aufzunehmen, sollten Manager verschiedene Szenarien in Betracht ziehen – inklusive des Best Case und mittlerer Verläufe. Der Fokus auf ein einzelnes, vermeintlich "richtiges" Szenario stellt eine Anmaßung von Wissen dar, über das man realistisch betrachtet nicht verfügt. Dies widerspricht den Grundprinzipien professionellen Risikomanagements und insbesondere den Methoden der Stochastik, die sich gerade dadurch auszeichnen, dass sie Bandbreiten, Wahrscheinlichkeitsverteilungen und Unsicherheiten abbilden. Eine seriöse Risikobewertung erfordert es, die gesamte Spannbreite möglicher Entwicklungen zu analysieren, statt sich auf ein einzelnes Narrativ zu versteifen. Klimamodelle enthalten inhärente Unsicherheiten – sei es bei den Eingangsdaten, der Modellarchitektur oder der Sensitivitätsabschätzung. Diese Unsicherheiten müssen nicht nur erkannt, sondern auch methodisch integriert werden.
Gerade im Kontext des Klimarisikomanagements ist ein stochastischer, szenariobasierter Ansatz unabdingbar: Unternehmen müssen ihre Resilienz nicht gegenüber einem einzigen Zukunftsbild absichern, sondern gegenüber einer Vielfalt plausibler Entwicklungen. Das bedeutet auch, dass Risikomodelle nicht deterministisch, sondern probabilistisch aufgebaut sein sollten. Entscheider sollten sich also nicht nur fragen: Was wäre, wenn das schlimmste Szenario eintritt?, sondern: Welche Bandbreite realistischer Szenarien müssen wir berücksichtigen – und wie robust sind unsere Strategien gegenüber dieser Unsicherheit?
Ein solides Risikomanagement würde deshalb robuste Strategien entwickeln, die auch unter weniger dramatischen, aber wahrscheinlich realistischeren Klimaentwicklungen sinnvoll sind. Gleichzeitig darf man nicht vergessen, dass die Ungewissheit in beide Richtungen wirkt: Genau wie manche Modelle zu viel Erwärmung simulieren, könnten andere Risiken unterschätzen. Das Gebot ist daher Flexibilität und regelmäßige Neubewertung – ein Grundprinzip des Risikomanagements.
Drittens lehrt uns die Studie, die Wechselwirkungen von Klimarisiken mit anderen Faktoren zu berücksichtigen. Klimarisiken stehen nicht isoliert: Sie sind verflochten mit Energieversorgung, Wirtschaftsentwicklung und gesellschaftlicher Resilienz. Die Autoren betonen etwa, dass Klimawandel nicht die größte Bedrohung für die Menschheit ist, verglichen mit Problemen wie globaler Energiearmut. Dieser Befund ist keine Aufforderung zur Untätigkeit in Klimafragen, wohl aber ein Hinweis, dass Prioritäten sorgfältig abgewogen werden müssen. Für Unternehmen könnte das heißen: Neben Klimarisiken dürfen andere existenzielle Risiken (Energiepreise und -verfügbarkeit, geopolitische Risiken, technologische Umbrüche) nicht in den Hintergrund treten. Klimawandel ist laut Wrights Vorwort "eine Herausforderung – keine Katastrophe". Fehlgeleitete Maßnahmen aus Angst (Stichwort "Klimakrise") könnten jedoch echte Wohlstands- und Sicherheitsrisiken heraufbeschwören.
Risikomanager sollten daher Szenarien einbeziehen, in denen Klimapolitik selbst zum Risiko wird – etwa durch strikte Regulierungen, die Lieferketten belasten oder durch hohe CO₂-Preise, die bestimmte Geschäftsmodelle unrentabel machen. Abschließend lässt sich sagen: Diese kritische Bestandsaufnahme fordert zu einem realistischen, datenorientierten Umgang mit dem Klimarisiko auf. Weder Panikmache noch das komplette Ausblenden von Klimawandel wären gerechtfertigt. Stattdessen braucht es "ein vernünftiges Mittelfeld, das Klimarisiken realistisch bewertet". Für das unternehmerische Risikomanagement bedeutet das konkret, Klimarisiken integrierter zu denken: Die bekannten Unsicherheiten anerkennen, Widerstandsfähigkeit gegenüber heutigen Wetterextremen erhöhen, Chancen durch Klimawandel (etwa in neuen Märkten oder durch CO₂-bedingtes Pflanzenwachstum) nicht außer Acht lassen, und gleichzeitig langfristige Strategien für mögliche Klimaänderungen in die Unternehmensplanung einbauen. Die DOE-Studie liefert hierfür wertvolle Denkanstöße und Daten, um die Klimarisiken im Verhältnis zu sehen – als ein bedeutendes, aber beherrschbares Risiko unter vielen, das mit Augenmaß gemanagt werden will. Damit bietet dieser Bericht letztlich genau das, was sich Risikomanager wünschen: eine fundierte, faktenbasierte Grundlage, um Entscheidungen jenseits von Hysterie oder Verharmlosung treffen zu können.
Quelle:
Climate Working Group | United States Department of Energy (2025): A Critical Review of Impacts of Greenhouse Gas Emissions on the U.S. Climate, July 23, 2025
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