Risikomanagement in Wertschöpfungsnetzwerken: Supply Chain Risk Management


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Massiv gestiegene Anforderungen der Endkunden hinsichtlich Qualität, Preis und Verfügbarkeit sowie der zunehmende globale Wettbewerb veranlassen viele Unternehmen zu einer engeren Zusammenarbeit innerhalb ihrer Wertschöpfungsnetzwerke. Ergebnis sind schlanke Netzwerke mit reduzierten Beständen, hoch ausgelasteten Kapazitäten und optimierten Durchlaufzeiten. Zahlreiche Schadensfälle in den letzten Jahren lassen es jedoch zweifelhaft erscheinen, ob bei einem zunehmend volatilen Umfeld eine einseitige Ausrichtung auf schlanke Supply Chains langfristig noch richtig ist, so die Autoren in einer aktuell erschienen Schriftenreihe der Fachhochschule des bfi Wien zum Thema "Supply Chain Risk Management".

Wird der Fokus vermehrt auf Effizienz statt auf Effektivität gerichtet, erhöht sich nicht nur die Produktivität, sondern auch die Verwundbarkeit der Netzwerke, so die Analyseergebnisse der Experten. Daher erscheint eine stärkere Berücksichtigung von Unsicherheit, sowohl auf den Beschaffungs- als auch auf den Absatzmärkten, bei der Gestaltung von Wertschöpfungsnetzwerken erforderlich zu sein.

Ansteigen der Verwundbarkeit in globalisierten Wertschöpfungsnetzwerken

Trotz dieser effizienzorientierten Optimierung der Wertschöpfungsnetzwerke hat der Kostendruck auf viele Unternehmen eher zugenommen. Verstärkt wird diese Entwicklung durch eine allgemeine Verkürzung der Produktlebenszyklen, einhergehend mit einer Verkürzung der Amortisationszeitspannen, sowie der auf vielen Märkten gestiegenen höheren Wettbewerbsintensität. Um in dieser Situation die Beschaffungskosten zu senken oder neue Märkte zu erschließen, bedienen sich viele Unternehmen globaler Lieferanten- und Distributionsnetzwerke. Sie versuchen sowohl durch Global Sourcing Lohnkostenunterschiede auszunutzen, als auch ihre Produkte international zu vertreiben. Die Folge dieser Entwicklung ist ebenfalls ein Ansteigen der Verwundbarkeit solcher globalisierten Wertschöpfungsnetzwerke, so die Autoren. Hierzu tragen nicht nur die großen Entfernungen innerhalb der Wertschöpfungsnetzwerke, sondern auch der Einfluss der verschiedenen Kulturen, Sprachen und Rechtssysteme bei. Die Ausweitung des Risikomanagements über einzelne Unternehmen hinaus wird in Literatur und Praxis als geeigneter Baustein angesehen, um dieser Verwundbarkeit zu begegnen.

Risikomanagement in Wertschöpfungsnetzwerken

Die Autoren Kersten, Hohrath und Winter (alle Universität Hamburg-Harburg) befassen sich mit dem Risikomanagement in Wertschöpfungsketten. Dies erfolgt zum einen in der Darstellung des aktuellen Standes der wissenschaftlichen Diskussion. Ergänzend dazu haben die Autoren eine Kompaktbefragung von 21 Experten aus den Bereichen Einkauf und Logistik durchgeführt. Sie problematisieren in der Langfristperspektive die einseitige Ausrichtung auf schlanke Supply Chains, weil parallel zur Erhöhung der Produktivität eine erhöhte Verwundbarkeit der Netzwerke gegeben ist. In einer Ausweitung des Risikomanagements über das Einzelunternehmen hinaus auf die Wertschöpfungsnetzwerke wird ein geeigneter Baustein gesehen, dieser Verwundbarkeit zu begegnen. Aus der Expertenbefragung geht hervor, dass bei der Umsetzung von unternehmensübergreifenden Risikomanagementansätzen noch ein bedeutender  Nachholbedarf besteht.

Supply Chain Risk Management und dessen Umsetzung in der Praxis

Die Autorin Hotwagner (SAS Institute) beschreibt in ihrem Beitrag die besonderen Aspekte des Supply Chain Risk Managements und dessen systematische Umsetzung in den Unternehmen. Gemeinsam mit dem Trend zur Globalisierung hat sich der Wettbewerb häufig von einzelnen Unternehmen auf ganze Wertschöpfungsketten verlagert. Dabei weist die Autorin im Besonderen darauf hin, dass parallel zu den Kostenvorteilen des Supply Chain Managements (insbes. Verringerung der Lagerbestände) häufig eine Erhöhung der Störanfälligkeit bei gesteigerter Risikokonzentration erfolgt. Dieser Entwicklung muss mit der Implementierung von geeigneten Risikomanagementsystemen begegnet werden. Die Komplexität dieser Risikomanagementsysteme ergibt sich einerseits aus der oft großen Anzahl der beteiligten Unternehmen aus verschiedenen Regionen und Kulturkreisen, andererseits aus der schwierigen Integration der Risiken in den einzelnen Unternehmen selbst (siloorientierte Organisationsstrukturen).

Risikopolitische Maßnahmen in Transport, Verkehr, Logistik und Supply Chains

Die Autoren Schramm (Fachhochschule des bfi Wien) und Sudy (Wirtschaftsuniversität Wien) stellen systematisch die möglichen risikopolitischen Maßnahmen in Transport, Verkehr, Logistik und Supply Chains dar. Beim Transport (= Güterbewegung) und beim Verkehr (= Transportketten inkl. mehrmaligem Umschlag und verkehrsbedingter Lagerung) stehen als risikopolitische Maßnahmen die Verminderung von Transportschäden und die Risikoüberwälzung auf Vertragspartner und Versicherungspartner im Vordergrund. Bei der Logistik kommen weitere logistische Dienstleistungen und die eigentliche Lagerung hinzu. Die diesbezüglichen zusätzlichen Risiken können vielfach nicht mehr einfach auf andere, wie beispielsweise Versicherer, abgewälzt werden. Beim Supply Chain Management tritt die Risikoüberwälzung gänzlich in den Hintergrund, die Steuerung von Risiken und risikopolitische Maßnahmen zur Vermeidung eines Schadenseintritts gewinnen an Bedeutung.

Download der Schriftenreihe "Supply Chain Risk Management" (5,6 MB): 


[Bildquelle: aboutpixel.de/tormpic]

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