Banken haben wenig aus der Krise gelernt

Transparenz als Baustein des Erfolgs


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Laut einer aktuellen Studie der Personal- und Managementberatung Kienbaum klaffen Eigen- und Fremdbild bei deutschen Banken derzeit weit auseinander: So schätzen zwar einerseits 83 Prozent der Banken eine gestärkte Rolle der Marktfolge als wichtig ein. Andererseits beabsichtigt aber nur die Hälfte der Institute, die Marktfolge auch im eigenen Hause zu stärken. Für die Studie wurden 50 Kreditinstitute zur aktuellen Situation und den Herausforderungen in Kreditbearbeitung und Risikomanagement befragt. "Die Diskrepanz zwischen dem generell wahrgenommenen Optimierungsbedarf und der Einschätzung der Situation im eigenen Haus legt den Schluss nahe, dass einige Bank-Manager wenig aus der Krise gelernt haben. Sie scheinen die Probleme bei anderen Banken zu suchen, anstatt im eigenen Institut die richtigen Weichen zu stellen", so das Resümee von Kienbaum-Geschäftsführer Burkhard Wagner.

Risikoauflagen für Firmenkredite werden verschärft

Als Reaktion auf die Finanzkrise habe bislang nur knapp ein Drittel der befragten Banken die Risikoauflagen für Kredite an Firmenkunden deutlich verschärft. Von diesen wiederum spüren knapp drei Viertel starke Auswirkungen auf ihr Geschäft aufgrund dieser erhöhten Kreditbedingungen. Fast die Hälfte aller Befragten gibt dabei an, eine Folge sei der erhebliche Rückgang des Neugeschäfts mit Firmenkunden.

Im Privatkundengeschäft haben die Banken die Finanzmarktkrise dagegen in noch geringerem Maße dazu genutzt, um ihre Kreditvergabestandards zu verschärfen: Hier haben der Studie zufolge 87 Prozent der befragten Institute die Risikoanforderungen kaum oder nur geringfügig verändert. Entsprechend verzeichnen auch lediglich neun Prozent der Banken einen starken Rückgang des Neugeschäfts mit Privatkunden. Elf Prozent sprechen von einer geringfügigen Verminderung.

Banker schätzen eigenes Institut zu optimistisch ein

Wie die Studie ergab, schätzt die durchschnittliche Bank ihre Prozesse im Marktvergleich als zu gut ein und hat zu wenig Transparenz über Durchlaufzeiten und Qualität: So bewerten 52 Prozent der Befragten die Durchlaufzeiten in ihrem Institut als "überdurchschnittlich gut", 41 Prozent als "durchschnittlich" und nur sieben Prozent als "unterdurchschnittlich". Auch beim Thema Qualität schätzen sich viele Banken besser als der Markt ein: 29 Prozent bewerten ihren Qualitätslevel als "überdurchschnittlich", nur acht Prozent als "unterdurchschnittlich". Gleichzeitig geben jedoch 44 Prozent der Befragten an, dass sie die hausinternen Zielsetzungen in Bezug auf die Durchlaufzeiten derzeit verfehlen, bei den Qualitätsstandards gilt dies noch für ein Drittel der untersuchten Banken.

Als wichtiger Erfolgsbaustein darf laut der Studie der Faktor "Transparenz" gelten: Demnach sind diejenigen Banken, die Transparenz über ihre Prozesskosten haben, auch die Top-Performer der Branche. 71 Prozent der befragten Kreditinstitute haben jedoch keine vollständige Transparenz in Form einer detaillierten Prozesskostenrechnung. Auch bei der Optimierung der Risikokosten besteht noch großer Nachholbedarf: Zwar sehen 87 Prozent der Befragten in diesem Bereich einen wichtigen Hebel zur Verbesserung des Ertrags, jedoch nutzen nur 57 Prozent der Institute ein umfassendes risikobasiertes Pricing.

[Bildquelle: iStockPhoto]

Kommentare zu diesem Beitrag

Spot /06.10.2009 22:26
das thema transparenz ist ja nun nicht besonders neu ... erstaunlich, dass die banken (immerhin 71 prozent) keine vollständige transparenz in form einer detaillierten prozesskostenrechnung haben.
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