Solvency II: 93 Prozent der Versicherer präferieren interne Risikomodelle


Die Einführung eines risikoorientierten Systems der Finanzaufsicht unter Solvency II verlangt von den Versicherern deutliche Verbesserungen beim Risiko- und Kapitalmanagement. Nur rund jedes fünfte Unternehmen fühlt sich bisher gut vorbereitet auf die Einführung der neuen Regeln im Jahr 2012, so das Ergebnis einer aktuellen Studie, die das Beratungsunternehmen Accenture veröffentlicht hat. Basis der Studie bilden Interviews mit 44 grossen europäischen Lebens-, Sach- und  Haftpflichtversicherern. Verbesserungsbedarf erkennen die Betroffenen besonders bei Prozessen, IT-Systemen, Risiko-Modellierung und Quantifizierung. Im Hinblick auf die Kosten von Solvency II rechnen 43 Prozent der im Rahmen einer Studie befragten europäischen Versicherungsunternehmen mit einem Investitionsbedarf von weniger als fünf Millionen Euro.

Knapp die Hälfte der grössten europäischen Versicherer erwartet Kosten von weniger als fünf Millionen Euro, um ihre Strukturen und Prozesse an Solvency II anzupassen. Ein Drittel der befragten Versicherer sehen einen Aufwand zwischen fünf und 25 Millionen Euro auf sich zukommen. Dies ist das Ergebnis einer Umfrage des Managementberatungs-, Technologie- und Outsourcing-Dienstleisters Accenture unter 44 führenden Unternehmen der europäischen Versicherungsbranche.

Aus der Studie geht weiter hervor, dass die grosse Mehrheit der Versicherer hinter  Solvency II und seine Zielen steht. Dreiviertel der befragten Versicherer (75 Prozent) sagten, dass die Investitionen in Solvency II die Erreichung ihrer Unternehmensziele unterstützen. Ebenfalls positiv: Die neuen Richtlinien würden das Vertrauen der Stakeholder in das Risikomanagement (94 Prozent) und in die Kapitalrücklagen und Rückstellungen (88 Prozent) des Unternehmens steigern sowie das Kapitalmanagement des Versicherers (85 Prozent) verbessern.

Risikokultur wird als verbesserungsbedürftig eingestuft

Die Mehrzahl der Befragten (93 Prozent) ist der Meinung, dass unter Solvency II das Risikomanagement entscheidend an Bedeutung gewinnen wird. Die Interviewpartner sind durchaus selbstkritisch, denn 86 Prozent stufen die Risikokultur und das quantitative Risikomanagement in ihrem Unternehmen als verbesserungswürdig ein. Auch sollte, laut Umfragergebnis, die Risikomanagement-Infrastruktur deutlich robuster gestaltet werden, um Risiken künftig besser beobachten, identifizieren, quantifizieren, kontrollieren und finanzieren zu können.

Fortschritte beim Risikomanagement seien in zahlreichen Bereichen notwendig, finden die Interviewpartner: Eine stärker risikobasierte Preisgestaltung (89 Prozent), die höhere Integration von Risikomanagement und Risiko Governance in die strategischen und operativen Entscheidungsprozesse (80 Prozent), Underwriting Portfolio Management  (71 Prozent) und Asset Liability Management (70 Prozent) seien weitere Kompetenzen, die es stärker zu entwickeln gelte.

Um von  Solvency II profitieren zu können, sei das Risikomanagement  stärker in die Entscheidungsprozesse und Anreizsysteme zu integrieren. Insbesondere das Portfoliomanagement und die Preisgestaltung auf risikoadjustierter Basis spielten dabei eine zentrale Rolle.

Weitere Kernergebnisse der Studie

  • Positiver Einfluss erwartet. Fast alle befragten Versicherer (98 Prozent) erwarten durch Solvency II einen positiven Einfluss auf die Branche sowie auf das eigene Unternehmen (95 Prozent).
  • Steigende Mobilisierung für Solvency II. Neun von zehn (89 Prozent) der befragten Unternehmen haben an der dritten "Quantitative Impact Study"(QIS 3) teilgenommen, gegenüber 73 Prozent  Beteiligung an der zweiten Studie (QIS 2) und 50 Prozent an der ersten Studie (QIS 1).
  • Intensive Vorbereitung auf Solvency II. Zwei Drittel (66 Prozent) der Befragten haben bereits umfassende Programme zur Umsetzung von Solvency II beschlossen. In einer Accenture-Studie von 2006 gaben noch 49 Prozent an, entsprechende Schritte eingeleitet zu haben.      
  • Interne Berechnungsmodelle werden bevorzugt. Die grosse Mehrheit der Versicherer (93 Prozent) gab an, zumindest partiell eigene Berechnungsmodelle zu bevorzugen und nicht auf die Standardmodelle der Aufsichtsbehörden für die Ermittlung der Kapitalanforderungen zurückgreifen zu wollen.


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