Digitalisierung

Sicherer Handel dank IoT und Blockchain


Sicherer Handel dank IoT und Blockchain Kolumne

Das Zusammenspiel aus dem Internet der Dinge und der Blockchain wird den Handel digital transformieren. Dabei senken transparente Lieferketten das Finanzierungsrisiko seitens der Banken.

Der Handel wie auch die Handelsfinanzierung stehen vor komplexen Herausforderungen: Von den Banken über die Händler und Zwischenhändler bis hin zu den Transportunternehmen sind vergleichsweise viele Parteien an der Lieferkette und den Bezahlabläufen beteiligt. Dadurch entstehen langwierige und umfangreiche Prozesse, Bottlenecks und hohes Potenzial für Unstimmigkeiten zwischen den Akteuren.

Solche Dispute über die Qualität der Ware, Transportbedingungen und Lieferengpässe können zu Finanzierungsausfällen führen. Und mit steigenden Handelsvolumen nehmen auch die Risiken weiter zu. So prognostiziert die Boston Consulting Group, dass der weltweite Handel bis zum Jahr 2020 auf 19 Trillionen US-Dollar anwachsen wird. Diese Volumina lassen sich im häufig noch manuell betriebenen Backoffice der Banken nur schwer bewältigen, eine digitale Transformation ist dringend nötig. Die weitergehende Digitalisierung würde nicht nur die Effizienz in den Finanzinstituten erhöhen und die Abläufe in Zeiten rasanter globaler Lieferprozesse beschleunigen, sondern auch das Risikomanagement verbessern – mithilfe des Internets der Dinge (IoT) in Kombination mit Blockchain-Technologien.

Abbildung: Handel und Handelsfinanzierung

Abbildung: Handel und Handelsfinanzierung [Quelle: Finastra]

Qualitätssicherung und Risikominimierung durch IoT

Das IoT-Konzept umfasst ein Netzwerk an Geräten und Sensoren, die selbstständig und automatisiert Daten an eine zentrale Softwareinstanz senden. Diese sammelt und verknüpft die Daten, sodass sich die Abläufe in diesem Netzwerk zentral beobachten und steuern lassen. Mit diesen Komponenten lässt sich auch der Handel vernetzen und die gewonnenen Informationen können in die finanzielle Wertschöpfungskette einfließen. So sind für den Handel mit verderblichen Waren beispielsweise die Transportbedingungen immens wichtig. Mit dem IoT-Prinzip können die Lieferungen vollkommen digital überwacht werden. Dafür haben zum Beispiel Telekom, Fraunhofer IML und EPAL intelligente Paletten entwickelt. Diese enthalten einen Tracker, der günstig in der Anschaffung ist und dessen Batterie zehn Jahre hält. Der Tracker erfasst neben der Position auch Bewegung, Schockeinwirkungen und Temperaturverlauf beim Warentransport. Ein wasserfester Sensor registriert Stöße, Lage, Kippwinkel und Beschleunigungen der Palette. Bei Abweichungen, wie zum Beispiel Erschütterungen oder Temperaturschwankungen, meldet sich die Palette selbstständig und sendet aktuelle Daten an ein webbasiertes Portal. Auf diese Weise lassen sich mithilfe des Internets der Dinge Transportbedingungen einfach nachvollziehen und mit der Kreditvereinbarung abgleichen. Damit können die Banken das tatsächliche Risiko der Handelsfinanzierung erheblich besser einschätzen und die Finanzierung an die tatsächlichen Begebenheiten knüpfen. Die Technologie kann Risiko- und Kreditmanagern somit helfen, fundierte Entscheidungen zu treffen, wenn es um die Genehmigung von Kreditlimits oder neuer Investitionen geht. Kombiniert man das IoT mit Blockchain-Technologien, entsteht ein noch größerer Mehrwert für das Risikomanagement in der Handelsfinanzierung. Denn die dezentrale Datenspeicherung stellt die Integrität und Richtigkeit der Informationen in der gesamten Lieferkette sicher.

Transaktionsprozesse automatisieren und Betrug verhindern

So verbessert das IoT in Verbindung mit Smart Contracts die Transaktionseffizienz und bietet Sicherheit und Nachweise über den Austausch von Informationen und Werten. Smart Contracts sind eine Spielart der Blockchain-Technologie und können als Computerprotokolle Verträge abbilden und automatisch überprüfen sowie die Verhandlung und Abwicklung eines Vertrags technisch unterstützen und automatisieren. Das IoT kann diese Verträge und Transaktionsprozesse mit Daten anreichern und Prozesse im Rahmen der Smart Contracts automatisiert auslösen. Damit ließe sich die Echtheit von Waren überwachen – beispielsweise von wertvollen Gütern wie Diamanten oder Waren, die vom illegalen Handel bedroht sind. So lassen sich Betrug bei der Rechnungsstellung und in der Folge auch Finanzierungsausfälle vermeiden.

Zum Beispiel hat das Startup Skuchain eine Blockchain-basierte Plattform entwickelt, die mit Hilfe von IoT-Technologien wie QR-Codes, Barcodes, Sensoren und RFID-Tags den Warenfluss verfolgen kann. Die Commonwealth Bank of Australia (CBA), Wells Fargo, und ihr gemeinsamer Kunde Brighann Cotton führten damit als erste eine globale Handelstransaktion durch, die Blockchain, Smart Contracts und IoT kombiniert. Bei der Transaktion handelte es sich um einen Baumwolltransport aus den USA nach China, der über das System von Skuchain überwacht wurde. Die Ware war mit einem IoT-basierten Supply-Chain-Trigger versehen, um den geografischen Standort der Transitgüter zu bestätigen, bevor die Zahlung freigegeben wurde.

Offene Bankenplattformen als Basis für den vernetzten Handel

Die Beispiele zeigen, dass in Zukunft ein neues Akronym in die Risikobewertung einfließen wird: KYG – Know Your Goods. Mithilfe des Internets der Dinge und der Blockchain wird die Lieferkette für alle Beteiligten transparent. Dabei geht das Potenzial des intelligenten und Blockchain-gestützten Handels über die Risikominimierung hinaus: Denn in einer Welt, in der Nachhaltigkeit und ethische Aspekte an Bedeutung gewinnen, kann KYG bei der Zertifizierung von Waren helfen und so das Vertrauen der Händler und Konsumenten in die Lieferketten stärken. Die Wertschöpfungskette ist schließlich die Basis für alle Prozesse im Handel und verbindet alle Parteien: vom Lieferanten bis zum Kunden, von den Komponenten hin zum fertigen Produkt und von der Fabrik bis ins Lager. Dabei sind die physische und finanzielle Wertschöpfung eng miteinander verknüpft – durch Kreditbriefe, Vorversandfinanzierungen, Rechnungsstellung und die Finanzierung von Forderungen.

Ein eng verzahntes, digitales und Blockchain-basiertes End-to-End-Netzwerk ist in der Lage, viele der Prozesse im Handel abzubilden. Um zu diesem Zweck die zahlreichen beteiligten Akteure an zentraler Stelle zusammenzubringen, benötigt die Branche eine offene Software-basierte Plattform. Auf dieser können alle Transaktionspartner über standardisierte Schnittstellen kommunizieren und innovative Anwendungen und Technologien wie IoT oder Blockchain einfach und schnell in ihre bestehenden Systeme integrieren. Denn in einer Welt des intelligenten Handels werden sich nur die smartesten Banken durchsetzen.

Autor:

Biji John, Product Manager, Trade Finance bei Finastra

Biji John

Product Manager, Trade Finance bei Finastra

[ Bildquelle Titelbild: Adobe Stock ]
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