Steigende Kreditrisiken erwartet

Risikomanagement steht oben auf der Agenda


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Laut der Studie "Branchenkompass 2009 Kreditinstitute", die Steria Mummert Consulting in Zusammenarbeit mit dem F.A.Z.-Institut erstellt hat, sind wachsende Kreditrisiken derzeit die Hauptsorge der Banken in Deutschland. Für die Studie wurden 100 Top-Entscheider aus den größten Kreditinstituten (Sparkassen, Genossenschaftsbanken und Privatbanken) Deutschlands zu den allgemeinen Branchentrends sowie zu ihren Strategien und Investitionszielen bis zum Jahr 2012 befragt.

Der Studie zufolge sehen insgesamt 22 Prozent der Fach- und Führungskräfte den Geschäftserfolg ihres Instituts von steigenden Kreditrisiken bedroht. Im Vergleich zur Vorjahresbefragung entspricht dies einem Plus von 15 Prozentpunkten. Der massive Wettbewerb stellt mit einem Anteil von 20 Prozent dagegen nur noch die zweitwichtigste Herausforderung für die Banken dar. Ein Jahr zuvor stand diese Sorge noch bei jedem zweiten im Vordergrund. Deutlich größere Sorgen bereiten den Managern inzwischen der Vertrieb und die Kundenwertentwicklung, wo sich die Befragten zunehmend pessimistisch zeigen: So glauben 56 Prozent der Banken, dass es in den nächsten drei Jahren nicht möglich sein wird, das Vertrauen der Kunden wieder auf ein ähnlich hohes Niveau wie vor der Finanzmarktkrise zu heben.

Insgesamt sehen Privatbanken sowie Institute mit einem Schwerpunkt im Firmengeschäft deutlich pessimistischer in die Zukunft als die übrigen Befragten. Im Durchschnitt aller Institute erwartet immerhin jeder fünfte eine Branchenentwicklung, die besser ausfällt als die gesamtwirtschaftliche Entwicklung. Nur 14 Prozent gehen von einem unterdurchschnittlichen Abschneiden ihrer Branche bis zum Jahr 2012 aus.

Banken sehen Regulierung als Chance und Risiko

Neben dem geschwundenen Kundenvertrauen sieht sich die Branche auch mit einem stärker begrenzten Marktspielraum konfrontiert. Dementsprechend erwartet die große Mehrheit der Banker weitere Regulierungsmaßnahmen bis zum Jahr 2012. 86 Prozent der Befragten stimmen der Aussage zu, dass neue Vorschriften das Bankgeschäft künftig einengen werden, beispielsweise als Folge von schärferen Eigenkapitalregeln oder aufgrund einer stärkeren Reglementierung von Anlageprodukten. Insbesondere die Privatbanken rechnen in diesen Bereichen mit weiteren geschäftlichen Einschränkungen.

Im Gegensatz zur Furcht vor einer stärkeren Regulierung wissen die Befragten die bereits erfolgten und schon konkret geplanten staatlichen Eingriffe in die Finanzmärkte allerdings durchaus zu schätzen: So haben laut dem Urteil der Bankmanager vor allem die raschen Unterstützungsmaßnahmen der Bundesregierung während der Krise zu einer Klimaverbesserung beigetragen. Hierzu zählt beispielsweise der im Oktober 2008 eingeführte Sonderfonds Finanzmarktstabilisierung (SoFFin).

Jeder zweite Befragte geht zudem davon aus, dass das im Juli 2009 in Kraft getretene so genannte "Bad Bank"-Gesetz (Gesetz zur Fortentwicklung der Finanzmarktstabilisierung) ebenfalls entscheidend zur Stabilisierung der Märkte beigetragen hat. Unter den öffentlich-rechtlichen Instituten stellen sogar 62 Prozent einen Stabilisierungseffekt durch das Gesetz fest. Die hohe Zustimmungsquote in diesem Sektor dürfte primär aus der Tatsache resultieren, dass vor allem die stark belasteten Landesbanken von dem Gesetz profitieren könnten, indem sie ihre notleidenden Kredite über die Bad Bank abwickeln lassen. Allerdings bleibt die Zahl der Skeptiker gegenüber den beschlossenen Maßnahmen nach wie vor sehr groß: Immerhin 40 Prozent aller Befragten erwarten keinen wichtigen zusätzlichen Stabilisierungsbeitrag durch das neue Gesetz.

Verbesserung der Kundenbeziehungen und Risikomanagement stehen ganz oben auf der Agenda

Um die aktuellen Herausforderungen zu bewältigen, setzen 28 Prozent Befragten in erster Linie auf ein verbessertes Kundenbeziehungsmanagement. Als zweitwichtigste Maßnahme folgt mit 21 Prozent der Nennungen das Risikomanagement, das mit einem Zuwachs von sechs Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr einen deutlichen Bedeutungsanstieg verzeichnen kann. Das Risikomanagement wird vor allem von Instituten mit Firmenkundenschwerpunkt als wichtige Maßnahme zur Bekämpfung der Branchenprobleme hervorgehoben – so äußerten 47 Prozent der Befragten aus diesem Segment eine entsprechende Einschätzung.

Im Gegensatz zum Bedeutungszuwachs des Kunden- und Risikomanagements legen insgesamt nur noch 16 Prozent der Befragten ihren Schwerpunkt auf das Kostenmanagement. Ein geringfügig höherer Anteil von 17 Prozent bezeichnet stattdessen die "Neufokussierung" der eigenen Bank als geeignete Maßnahme gegen die Krise. Auffällig ist, dass dieser Anteil unter den Managern der Privatbanken weit überdurchschnittliche 46 Prozent beträgt. Jüngstes Beispiel für solch eine Neuorientierung stellt die Honorarberatung dar – immerhin ein Viertel der Institute plant derzeit, ein nicht-provisionsgetriebenes Beratungsmodell aufzubauen. Auf diese Weise soll insbesondere das verloren gegangene Vertrauen beim Kunden wieder zurückgewonnen werden.

[Bildquelle: iStockPhoto]

Kommentare zu diesem Beitrag

swissbanker /04.11.2009 22:32
aus meiner sicht ist das eher wunschdenken als erkenntnis. wer wurde dort befragt. ich habe leider zur zeit das gefuehl, dass "business as usual" angesagt ist. was in der to do liste völlig fehlt ist der leider immer noch fehlende konsolidierungsprozess in der finanzwirtschaft. durch ihre milliardenschwerden rettungspakete hat die politik ja auch alles unternehmen, damit diese konsolidierung unterbleibt ;-(
Goofy /05.11.2009 21:23
es waere wuenschenswert, dass das so bleibt. bin mir allerdings relativ sicher, dass das thema risk management als spielverderber recht schnell wieder in den schubladen verschwinden wird und man zur alten welt der zockerei zurueckkehren wird ;-(
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