Grundlagen, rechtlicher Rahmen und praktische Umsetzung

Risikomanagement im Leasing


Christian Glaser: Risikomanagement im Leasing. Grundlagen, rechtlicher Rahmen und praktische Umsetzung, mit einem Geleitwort von Burkhard Balz, 729 Seiten,3. Auflage, ISBN 978-3-658-35054-3, 54,99 Euro, Springer Gabler Verlag, Wiesbaden 2022 Rezension

Allein die Tatsache, dass dieses Buch nach gerade einmal sieben Jahren bereits in der dritten Auflage erscheint, zeigt wie hochaktuell und wie relevant das Thema Risikomanagement für Leasinggesellschaften und auch die gesamte Finanzbranche ist. Es ist weit mehr als lediglich das Abhaken von Checklisten oder eine stupide Soll-an-Haben-Buchung im Rechnungswesen. Risikomanagement hat sich mittlerweile als ernstzunehmende Entscheidungsstütze im Unternehmen emanzipiert. Keine "Good Governance" kommt mehr ohne Risikomanagement aus! Dies zeigt sich allein in den verschärften Vorgaben und Durchgriffsmöglichkeiten der Bankenaufsicht gegenüber Kapitalmarktunternehmen im Finanzmarktintegritätsstärkungsgesetz als Reaktion auf jüngste Skandale, wie etwa im Fall Wirecard.

Natürlich ist das "risikoseitige Vokabular" im Vergleich zu den vorherigen Auflagen weitgehend gleichgeblieben. Gleichzeitig gab es aber speziell durch die fortschreitende Digitalisierung der Geschäftsmodelle zusätzliche oder ergänzende Anforderungen. Wenn Digitalisierung eine olympische Disziplin wäre, würde ihr Motto anstatt "höher, schneller, weiter" wohl eher "schlauer, schneller, billiger, bequemer" lauten. Aus Risikosicht ergibt sich dadurch aber auch eine völlig neue Risikolage, denn viel stärker als beim Risikofaktor Mensch im Zusammenhang mit beispielsweise einer fehlerhaften Kreditentscheidung entsteht aufgrund der erhöhten Vernetzung die Gefahr eines systematischen Fehlers (IT-Risiko).

IT-Fragestellungen und IT-Risiken stehen im Mittelpunkt von vielen Regulierungsvorhaben. Und damit nicht zuletzt auch bei den Neuerungen der MaRisk 2021 bzw. BAIT 2021. Durch die Novellierungen, die maßgeblich von EBA-Leitlinien getrieben waren, sollte es zu einer größeren Vereinheitlichung des Aufsichtsniveaus ("level playing field") der Institute innerhalb der EU kommen. Neben Cyber- und IT-Risiken wurden in diesem Buch auch die immer wichtiger werdenden Anforderungen an Auslagerungen und das Outsourcing Controlling aufgenommen. Maßgeblich getrieben von der EBA Guideline on Outsourcing ist dies eine der zentralen Änderungen in der MaRisk-Novellierung 2021.

Neben IT-Themen dürften in den nächsten Jahren sicherlich auch "grüne" Regulierungsthemen im Zusammenhang mit ESG-Risiken und einer nachhaltigen Finanzwirtschaft Treiber vieler Neuerungen sein. Für Leasinggesellschaften befindet sich diese Entwicklung momentan noch ganz am Anfang, trotzdem ist es wichtig, dass man sich von Anfang an mit den zukünftigen Anforderungen beschäftigt. Aus diesem Grund wurden in Kapitel 2.6.3 Nachhaltigkeitsrisiken behandelt und auch ein Blick ins Bankenumfeld mit teils strengeren Vorgaben geworfen. Das Leasinggeschäftsmodell dürfte in vielen Fällen die Vorgaben der Kreislaufwirtschaft erfüllen, wenngleich dies nicht bedeutet, dass sämtliche Nachhaltigkeitsanforderungen ein Selbstläufer werden.

Der aufsichtsrechtliche Grundsatz der Proportionalität und Methodenfreiheit, der den MaRisk zugrunde liegt, ist Fluch und Segen sogleich. Einerseits Segen, da er die Institute nicht einzwängt und nicht allen dieselben Tools und Methoden aufzwängt, andererseits aber auch Fluch, da es keine Blaupause gibt, sondern vielmehr institutsindividuell zu entscheiden ist, was nach Art, Umfang, Komplexität und Risikogehalt des Geschäftsmodells angemessen erscheint.

Das Buch erhebt einen hohen praktischen Anspruch und ist auf Basis vieler geführter Gespräche mit Experten und "Profis" der unterschiedlichsten Branchen entstanden. So wird beispielsweise in je einem gesonderten Kapitel auf häufige Fehler im Risikomanagement, eine wertorientierte Risikosteuerung aber auch Risikomanagement in anderen Branchen als Best Practice sowie schwarze Schwäne und andere "Exoten" eingegangen. Dadurch, dass sowohl einzelne Kapitel quergelesen werden können, als auch ein Komplettstudium möglich ist, kann der Leser entweder einen Gesamtüberblick oder auch schlichtweg eine schnelle Information erhalten.
 

[ Bildquelle Titelbild: Springer Gabler Verlag ]
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