Frühwarnindikator

Rezessionsrisiko kräftig gesunken


Frühwarnindikator: Rezessionsrisiko kräftig gesunken Studie

Die Wahrscheinlichkeit, dass die deutsche Wirtschaft in nächster Zeit in eine Rezession eintritt, ist in den vergangenen Wochen nach Berechnungen des Konjunkturforschungsinstituts IMK deutlich gesunken. Der Konjunkturindikator des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung zeige für die drei Monate von Januar bis Ende März ein Rezessionsrisiko von 14,8 Prozent an - nach 30,2 Prozent im Dezember, erklärte das IMK.

Dagegen ist die prognostische Unsicherheit, die anhand der Streuung der für die Gesamtprognose relevanten Einzelgleichungen gemessen wird, gestiegen; sie beträgt aktuell 17,7 Prozent nach 13,7 Prozent im Vormonat. Die im zeitlichen Vergleich hohe prognostische Unsicherheit spiegelt insbesondere außenwirtschaftliche Risiken wider. Zwar sehen die Markterwartungen derzeit rückläufige Risiken aus Handelskonflikten und Brexit; dafür stellen geopolitische Spannungen im Mittleren Osten aber eine zusätzliche Risikoquelle dar.

Für die Phasen der IMK Konjunkturampel ist die Prognose der Rezessionswahrscheinlichkeit von zentraler Bedeutung. Berücksichtigt man die Streuung zusätzlich zur Punktschätzung, so kann für den ungünstigsten Fall ein Überschreiten des für die Konjunkturampelstufe Gelb-Rot relevanten Schwellenwerts (von 30 Prozent) nicht ausgeschlossen werden. Diese Ampelstufe ist gleichbedeutend mit einem Zustand erhöhter konjunktureller Unsicherheit.

Maßgeblich für die Aufhellung der Rezessionswahrscheinlichkeitsprognose zeichnet sich ein Zusammenspiel aus der jüngsten Produktionssteigerung im Verarbeitenden Gewerbe, optimistischerem Geschäftsklima, robusten Aktienkursen und einer zuletzt deutlichen Verbesserung der Finanzierungsbedingungen der Unternehmen gemessen am Umlaufrenditedifferential zu Bundesanleihen. Bei dem letztgenannten Einflussfaktor dürfte es sich aber aufgrund veränderter Zusammensetzung der Laufzeiten zum Teil um einen Sondereffekt handeln. Den jüngst rückläufigen Auftragseingängen im Verarbeitenden Gewerbe und dem leicht angestiegenen Finanzmarktstress misst der Konjunkturindikator derzeit kaum Bedeutung zu. In geringerem Maße gilt dies auch für den Erklärungsbeitrag der offenen Stellen. Die Zahl der Jobangebote ist zwar seit dem Hochpunkt zum Jahresbeginn 2019 stetig rückläufig (-100.000), befindet sich aber mit einem Volumen von gut 700.000 Stellen immer noch auf historisch hohem Niveau.

In der Gesamtschau der Daten prognostiziert das IMK weiterhin eine konjunkturelle Entwicklung, bei der 2020 dank starkem privaten und öffentlichen Verbrauch keine Rezession droht. "Die deutsche Wirtschaft hat die Talsohle durchschritten. Im Jahresverlauf wird sich das Wachstum von der 2019 erlebten Quasi-Stagnation ausgehend langsam beschleunigen", sagt Sebastian Dullien, Wissenschaftlicher Direktor des IMK. "Angesichts der schwachen Industriekonjunktur wird das Wachstum aber wenig dynamisch bleiben. Wir rechnen für das Gesamtjahr mit einem Plus des Bruttoinlandprodukts von gerade einmal 0,8 Prozent."

3-Monats-Ausblick sowie Konjunkturindikator [Quelle: IMK / Hans-Böckler-Stiftung]3-Monats-Ausblick sowie Konjunkturindikator [Quelle: IMK / Hans-Böckler-Stiftung]

[ Bildquelle Titelbild: Adobe Stock ]

Kommentare zu diesem Beitrag

RiskNET Redaktion /15.01.2020 10:41
+++ Regierung: Zum Jahreswechsel erste konjunkturelle Hoffnungsschimmer +++

Die Bundesregierung hat nach der vom Statistischen Bundesamt berichteten merklichen Konjunkturabschwächung im Jahr 2019 auf hoffnungsvolle Anzeichen für die weitere Entwicklung hingewiesen. "Zum Jahreswechsel gibt es erste Hoffnungsschimmer", erklärte das Wirtschaftsministerium in seinem Monatsbericht.

"Die Schwächephase in der Industrie ist zwar noch nicht überwunden. Stabilisierungstendenzen bei den Auftragseingängen und abschwellender Pessimismus bei den Geschäftserwartungen sind positive Signale", so das Ministerium. "Dies spricht dafür, dass die Industriekonjunktur ihren Wendepunkt bald erreicht." Nach wie vor bleibe das außenwirtschaftliche Umfeld aber durch erhebliche Unwägbarkeiten geprägt. Die Hochkonjunktur im Baugewerbe setze sich fort.

2019 sei die deutsche Wirtschaft das zehnte Jahr in Folge gewachsen, die konjunkturelle Dynamik habe sich allerdings "merklich verlangsamt", konstatierte das Wirtschaftsministerium nach der vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Zunahme des Bruttoinlandsproduktes im Jahr 2019 preisbereinigt um 0,6 Prozent.

"Die Indikatoren für den privaten Konsum senden für das vierte Quartal gemischte Signale", hoben die Konjunkturexperten des Ministeriums hervor. Die verfügbaren Einkommen nähmen aber weiter kräftig zu. Der Arbeitsmarkt zeige sich weiter robust, auch wenn die schwache Konjunktur am aktuellen Rand wieder stärker sichtbar geworden sei.
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