Dioxin-Skandal durch vergiftetes Tierfutter

Ohne Notfallkonzept über Nacht zum Medienstar


Dioxin-Skandal durch vergiftetes Tierfutter News

Mit der Veröffentlichung des Futtermittelskandals durch Dioxinverseuchung sind zwei Unternehmen in das Rampenlicht der Berichterstattung gelangt: Der Hersteller von Mischfettsäuren Petrotec und der Futtermittelhersteller Harles & Jentzsch GmbH. Während Petrotec gestern zeitlich verzögert einen kleinen Link zu einer Presseerklärung auf seine Homepage aufgenommen hat, äußert sich Harles & Jentzsch noch nicht. Allerdings ist auch die Presseerklärung von Petrotec nicht sonderlich aufschlussreich. Vielmehr ist die Pressemeldung ein Beispiel, wir in einer Krise nicht kommuniziert werden soll. Denn eigentlich werden alle Vorwürfe nur zurückgewiesen (Auszug aus der Meldung: "Die Art und Weise der Nennung der Petrotec AG durch den Geschäftsführer des Futtermittelherstellers Harles & Jentzsch im Zusammenhang mit den bekannt gewordenen Vorwürfen gegen Harles & Jentzsch sowie der hierdurch entstehende Anschein sind nicht akzeptabel").

Gerade mittelständische Unternehmen sind häufig überfordert wenn sie plötzlich durch eine spektakuläre Rückrufaktion von Produkten, Lebensmittelskandale und andere Pannen in die Berichterstattung gelangen. Aber auch internationalen Konzernen kann häufig ein schlechtes Krisen- und Notfallmanagement attestiert werden. Zuletzt hat der britische Ölförderer ein Beispiel wie aus dem Lehrbuch geliefert. Das Krisenmanagement von BP entsprach so gar nicht der Behauptung des Unternehmens in seinem Nachhaltigkeitsbericht: "Notfallmanagement heißt für BP, jederzeit darauf vorbereitet zu sein, mit unerwarteten Ereignissen konfrontiert zu werden. Um auf Not- und Schadensfälle so schlagkräftig und wirksam wie möglich zu reagieren, bevor sie eskalieren, müssen die Fähigkeiten der Organisation kontinuierlich verbessert werden. Das Notfallmanagement-Grundlagen-Training war daher auch 2005 ein wichtiger Arbeitsschwerpunkt." (vgl. Jahresbericht Nachhaltigkeit 2005).


Ist der Ruf erst ruiniert …

Immerhin war bisher der Reputationsschaden durch eine geschickte Markenstrategie begrenzt. Kaum ein Verbraucher hat die deutsche Tochter Aral mit dem BP-Konzern in Verbindung gebracht und ein Boykott wie in früheren Zeiten bei Shell hat nicht stattgefunden. Ähnlich dürfte es diesmal auch bei dem Futtermittelskandal ausgehen. Der Verbraucher kann weder Petrotec noch Harles & Jentzsch boykottieren. Denn er weiß nicht, was in dem von ihm gekauften Produkt steckt. Dennoch kann auch für diese beiden Unternehmen ein professionelles Krisenmanagement von existenzieller Bedeutung sein.

Die typischen Verläufe von Krisen sind in Abbildung 1 idealtypisch dargestellt. Eine eruptive Krise kann dadurch charakterisiert werden, dass sich kurz nach dem Kriseneintritt ein stark ansteigendes öffentliches Interesse zeigt. Dieses Interesse nimmt jedoch relativ schnell – in Abhängigkeit von den Krisenbewältigungsmaßnahmen – stetig ab. Als Beispiele können hier Katastrophen in der Folge von Flugzeugabstürzen oder Großbrände genannt werden.
 
Abbildung 1: Krisentypologien (In Anlehnung an: Töpfer, A.: Plötzliche Unternehmenskrisen – Gefahr oder Chance?, Grundlagen des Krisenmanagement, Praxisfälle, Grundsätze zur Krisenvorsorge, Neuwied/Kriftel 1999, S. 275.

Abbildung 1: Krisentypologien (In Anlehnung an: Töpfer, A.: Plötzliche Unternehmenskrisen – Gefahr oder Chance?, Grundlagen des Krisenmanagement, Praxisfälle, Grundsätze zur Krisenvorsorge, Neuwied/Kriftel 1999, S. 275.


Bei einer schleichenden Krise ist das öffentliche Interesse anfänglich sehr gering und nimmt im Zeitablauf, ausgelöst durch Multiplikator- und Akzeleratorwirkungen, exponentiell zu. Im Höhepunkt des Krisenverlaufs eskaliert die Krise. Eine schleichende Krise weist häufig darauf hin, dass entweder kein oder nur ein unzureichendes Krisenmanagement betrieben wurde.

Ein vielzitiertes Beispiel ist die geplante Versenkung der Brent Spar, bei der es sich um einen schwimmenden Öltank in der Nordsee handelt. Der im Besitz des Shell-Konzerns und Esso befindliche Tank wurde in den Medien oftmals irrtümlich als Förderplattform bezeichnet. Als Pipelines, die das Öl zum Ölterminal Sullom Voe befördern, die Aufgabe des Öltransports übernahmen, wurde die mit einer Höhe von 140 Metern, einem Durchmesser von 30 Metern und einem Gewicht von 14.500 Tonnen zu den kleineren Tanks zählende Brent Spar überflüssig und sollte 1995 im Meer versenkt werden. Nach anfänglichem Desinteresse in der Bevölkerung gelang es der Umweltorganisation Greenpeace – u. a. durch die Besetzung von Brent Spar durch Aktivisten der Umweltschutzorganisation Greenpeace – ein starkes öffentliches Interesse zu mobilisieren. Dies mündete u. a. in einem Boykott von Shell-Tankstellen. Auch einige deutsche Behörden ließen ihre Autos nicht mehr bei Shell tanken. Daraufhin sanken die Umsätze der deutschen Shell-Tankstellen um bis zu 50 Prozent.

Bei einer periodischen Krise ist ein ständiges Auf und Ab des öffentlichen Interesses zu beobachten. Insgesamt steigt jedoch das öffentliche Interesse insgesamt. Bei dieser Krisenerscheinungsform ist im Allgemeinen festzustellen, dass das Unternehmen keine Lerneffekte erzielt und damit auch keine Maßnahmen zur Krisenbewältigung und Krisenvorsorge durchführt.


Die fünf Phase des Krisenmanagements

Der Zyklus des Krisenmanagements kann klassischerweise und idealtypisch in fünf Phasen aufgeteilt werden.
 
Phase 1 – Krisenprävention: In der ersten Phase, der Krisenprävention, werden die Maßnahmen definiert, die eingeleitet wurden, um die potenzielle Krise zu vermeiden oder auch eine akute Krise in die richtigen Bahnen zu lenken. Krisenprävention hat vor allem etwas mit Krisenbewusstsein zu tun. Man muss das Undenkbare vorausdenken (Stichwort "schwarze Schwäne") und potenzielle Krisenursachen antizipieren. Ziel der ersten Phase sollte die Erstellung eines Krisenplans sein. Hier sollten potenzielle Krisen sowie organisatorische, technische und personelle Maßnahmen beim Anbahnen einer Krise dargestellt werden. Wichtig sind ferner Aussagen zur Krisenkommunikation und zu Verantwortlichkeiten. Der Krisenplan sollte nicht als starre Prozessdefinition verstanden werden, sondern vielmehr als grobe Leitlinie. Um bei einer sich anbahnenden Krise schnell zu reagieren, können außerdem "Darksites" im Internet helfen. Diese werden im Krisenfall online geschaltet.

Abbildung 2: Potenzieller Krisenverlauf ohne Krisenmanagement (Quelle: Romeike/Hager: Erfolgsfaktor Risiko-Management 2.0 – Praxishandbuch für Industrie und Handel, 2. Auflage, Wiesbaden 2009, S. 287)
Abbildung 2: Potenzieller Krisenverlauf ohne Krisenmanagement (Quelle: Romeike/Hager: Erfolgsfaktor Risiko-Management 2.0 – Praxishandbuch für Industrie und Handel, 2. Auflage, Wiesbaden 2009, S. 287)

Phase 2 – Frühaufklärung, Früherkennung und Frühwarnung: Wie bereits im Kapitel über Frühwarnindikatoren dargestellt, sollte ein Unternehmen im Bereich der Frühaufklärung versuchen, schwache Signale ("weak signals" im Sinne von Ansoff) für eine Krise abzufangen und über mögliche Krisenursachen aufzuklären (360-Grad-Radar). Im Bereich der Früherkennung und -warnung sollten typische Krisenindikatoren beim Überschreiten bestimmter Toleranzgrenzen rechtzeitig erkannt werden und latente Krisen in die richtigen Bahnen gelenkt werden. In Abbildung 2 ist ein typischer Krisenverlauf ohne Krisenmanagement dargestellt. In Abbildung 3 ist demgegenüber ein idealtypischer Verlauf unter Berücksichtigung der Wirkung eines Krisenmanagements skizziert.

Das Krisenmanagement bietet verschiedene Methoden und Werkzeuge der Frühaufklärung und -erkennung. Als Beispiele seien hier die bereits beschriebene Methode der Szenarioanalyse oder das Medienmonitoring genannt.

3. Phase – Eindämmung und Schadensbegrenzung:
Welche Maßnahmen wurden nach Eintritt der Krise zur Schadensbegrenzung ergriffen? Vor allem ein präventiv erstellter Krisenplan bietet hier eine wertvolle Hilfe. In der Prozessphase der Schadensbegrenzung ist insbesondere eine gezielte Krisenkommunikation wichtig. Vor allem in der Vergangenheit aufgebaute Netzwerke zu Medien sind in diesem Kontext nicht zu unterschätzen.

4. Phase – Recovery als Neustart durch Beseitigung der negativen Folgewirkungen: Wie können die negativen Folgewirkungen einer Krise beseitigt werden? Wie erreicht man das Vertrauen der Kunden oder Shareholder zurück? Auch in dieser Phase spielt eine gezielte Kommunikation eine ganz wesentliche Rolle. Dies beginnt vor allem bei dem Versuch des Wiedererlangens des Vertrauens der Mitarbeiter, Kunden und Shareholder. Die Wiederaufnahme des Normalbetriebs, vor allem auch der geregelten Werbemaßnahmen nach der Zeit des permanenten medialen Drucks und der Rechtfertigungen ist enorm wichtig, um das Ziel des Recovery möglichst rasch erreichen zu können.

5. Phase – Lernen aus der Krise (Krisennachbereitung): Die Erfahrungen, die während der Krise gesammelt werden, sollten im Sinne einer "Lernenden Organisation" in der Lernphase wieder als Feedback in die Organisation zurückfließen. So können sich Unternehmen auf zukünftige Krisen besser vorbereiten.
 
Abbildung 3: Potenzieller Krisenverlauf mit Krisenmanagement (Quelle: Romeike/Hager: Erfolgsfaktor Risiko-Management 2.0 – Praxishandbuch für Industrie und Handel, 2. Auflage, Wiesbaden 2009, S. 288)
Abbildung 3: Potenzieller Krisenverlauf mit Krisenmanagement (Quelle: Romeike/Hager: Erfolgsfaktor Risiko-Management 2.0 – Praxishandbuch für Industrie und Handel, 2. Auflage, Wiesbaden 2009, S. 288)


Basierend auf der Analyse von diversen Krisenverläufen können die folgenden zwölf Grundsätze des Krisenmanagements formuliert werden:

  1. Jede Krise ist anders.
  2. Krisenvorsorge – wie auch Risikomanagement – ist eine Investition in die Zukunft.
  3. Die Formulierung eines Krisenplans bedeutet immer eine Gratwanderung zwischen standardisierten Inhalten und Prozessen sowie vollständiger Flexibilität.
  4. Das Denken in Worst-case-Szenarien (Stichwort: "Schwarze Schwäne") reduziert die Wahrscheinlichkeit von existenzbedrohenden Krisen.
  5. Während einer Krise muss das Top-Management als Kapitän agieren, ein Krisenteam als Task Force und ein Kommunikationsprofi als Kommunikator.
  6. Präventives Medientraining führt zu einer höheren Souveränität.
  7. Ein Sparring mit einem (externen) Review-Team hilft, Krisengefahren zu lokalisieren, zu präzisieren und zu vermeiden und reduziert das Risiko von Betriebsblindheit.
  8. Der Wille zur Aufklärung muss kommuniziert werden. Als primäres Ziel muss eine rasche Transparenzschaffung über die Krisenursachen verfolgt werden.
  9. Die Interessen der Kunden und der Öffentlichkeit stehen an erster Stelle.
  10. In der Krise ist es wichtig, dass bereits etablierte Kommunikationsnetzwerke genutzt werden.
  11. Eindeutige Botschaften in der Krisenkommunikation verstärken die Glaubwürdigkeit.
  12. Vertrauen ist das höchste Gut in einer Krise.


Zur Vertiefiefung: Praxisgerechtes Werk mit wissenschaftlicher Fundierung!

Erfolgsfaktor Risiko-Management 2.0: Praxishandbuch für Industrie und HandelErfolgsfaktor Risiko-Management 2.0: Praxishandbuch für Industrie und Handel

Von: Romeike, F./Hager, P., Gabler Verlag, 2. Auflage, 528 Seiten, Wiesbaden 2009.


Prof. Dr. Arnd Wiedemann, Inhaber des Lehrstuhls für Finanz- und Bankmanagement, Universität Siegen.

Die Beiträge sind theoretisch fundiert, haben aber die unternehmerische Praxis immer im Blick. Das Buch dürfte Studenten und Wissenschaftler an Hochschulen ebenso ansprechen wie auch das Management in der Praxis. Es ist ein von Anfang an durchdachtes Werk gelungen, das in würdiger Weise dem Ruf der ersten Auflage als Standardwerk des Risikomanagement gerecht wird.

Fachbuch-Vergleichstest bei Buecher.de:

Ein hervorragend konzipiertes und von Sachkompetenz nur so strotzendes Buch. Auch die - oft schwierige - Synthese von Wissenschaft und Praxis ist ausgezeichnet gelungen. Die Beiträge sind theoretisch fundiert, haben aber die unternehmerische Praxis immer im Blick. Die Empfehlung für Entscheider! Gesamtnote 1,6

Rezension von Prof. Dr. Thomas A. Lange:

Das Bemerkenswerte ist, dass das Buch, das sich primär an Industrie und Handel richtet, gerade für Risikoanalysten in Banken von besonderem Wert ist, weil es zahlreiche Aspekte beinhaltet, die es auch im Rahmen einer Kreditentscheidung zu berücksichtigen gilt. Insofern enthält das Buch für die in der Regel durch Unternehmensanalysten zu erstellende Besuchsvorbereitung einerseits,  aber auch für die Gesprächsführung durch die Relationship Manager andererseits wertvolle Hinweise. Dazu tragen vor allem die zielführenden Beispiele sowie die nutzbringenden Checklisten bei. [...] All dies sind gerade im gegenwärtigen Umfeld sehr gute Gründe, dieses Buch zu lesen.

Rezension bei "brainguide.com", Juni 2003, Prof. Dr. Rudolf Fiedler

[…] Besonders der von Romeike beschriebene Prozess der Risikofindung, -bewertung, -steuerung und -kontrolle bietet viele Informationen zur praktischen Umsetzung eines Risikomanagementsystems. Hier wird die große Sachkenntnis des Herausgebers und Autors deutlich. [...] Den Autoren ist es gelungen, ein umfassendes Werk zum Thema Risikomanagement vorzulegen, das zugleich wissenschaftliche Tiefe und praxisorientierte Fundierung bietet.

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Kommentare zu diesem Beitrag

Corporate RM /04.01.2011 17:40
Eigentlich habe ich im Hühnerfutter Getreide und andere Dinge erwartet, aber eben nicht Industrieabfälle. Wieso werden Hühner mit Fetten aus der Bio-Dieselproduktion gefüttert? Was hat dieser holländische Futtermittelhersteller für eine Verantwortung, dass er dioxinverseuchte Fette aus der Bio-Dieselproduktion ins Viehfutter mischt. Der Laden gehört sofort geschlossen.
Indra /04.01.2011 17:43
Wahrscheinlich alles halb so wild: Bis Anfang der 1990er Jahre enthielten die Abgase von Benzinmotoren in Kraftfahrzeugen und Flugzeugen polychlorierte und andere polyhalogenierte Dibenzodioxine und Dibenzofurane. Auch nicht besonders gesund und kein Hahn hat danach gekräht.

Und vielleicht erinnert sich der eine oder andere noch an die roten Beläge für Sport- und Spielplätze (Kieselrot). Mehr als 400.000 Tonnen Schlacke aus der Kupfergewinnung wurden dafür verwendet. Erst im Jahr 1991 entdeckten Experten, dass Kieselrot stark mit polychlorierten Dibenzodioxinen und Furanen belastet ist. Die Grenzwerte wurde bis zum 10.000-fachen überschritten. Was sind da schon ein paar Hühnereier ;-(
Oekoek68 /04.01.2011 22:08
@Indra: Alles richtig, die Sensitivität für solche Themen ist in den letzten Jahren sicherlich enorm gestiegen! In Indien und anderen Ländern hantieren auch viele Menschen mit Giftstoffen ohne etwas von der damit verbundenen Gefahr zu erahnen...

Allerdings, wenn ich mir so die Haupttodesursachen in unseren zivilisierten Gesellschaften ansehe, ist wohl nicht umsonst die Krebssterblichkeit so rasant angestiegen. Wir ernähren uns falsch, schlucken massenweise Umweltgifte usw. usw. usw.
m&m /04.01.2011 23:30
@Oekoek68: Das liegt aber nicht an dioxinverseuchten Eiern. Noch sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen die Todesursache Nr. 1. Und das liegt vor allem an Bewegungsmangel und Fettleibigkeit. Vor wenigen Monaten wurde uns die Statistik geliefert: Derzeit sind mehr als 60 Prozent der US-Erwachsenen übergewichtig oder gar fettleibig. Und Übergewicht verursachte allein in den USA im Jahr 2009 Behandlungskosten von 75 Milliarden Dollar. Was sind da schon ein paar dioxinverseuchte Eier aus Niedersachsen ;-(
lame duck /04.01.2011 23:34
Zur Info: Die möglicherweise belasteten Eier wurden zuletzt am 23. Dezember 2010 verkauft.

Betrieb 1: XL- Eier mit der Stempelnummer 2-DE-0513912 (MHD bis spätestens 20.01.2011).

Betrieb 2: Eier mit der Stempelnummer 3-DE-0514411 (MHD bis spätestens 20.01.2011). Bei Eiern mit dieser Stempelnummer sind nur die Eier mit brauner Färbung betroffen. Weiße Eier mit dieser Stempelnummer sind nicht mit Dioxin belastet.
RiskNET Redaktion /05.01.2011 16:42
Nun gibt es auch eine Pressemeldung von Petrotec:

"Die Petrotec AG leistet durch die Produktion von Biodiesel aus Altspeisefetten, dem CO2- neutralsten Kraftstoff in Europa, seit mehr als 10 Jahren einen wertvollen Beitrag zum Umweltschutz. Daher sind wir sehr betroffen, dass nun offensichtlich durch ein anderes Unternehmen unser Produkt missbräuchlich verwendet wurde. Selbstverständlich unterstützen wir die Behörden nach Kräften bei der Aufklärung.

Wir sind uns der Verantwortung für unsere Produkte bewusst und dementsprechend ist unser Qualitätsmanagement ausgerichtet. Wir haben in sämtlichen Verträgen, Lieferscheinen und Rechnungen stets darauf hingewiesen, dass die Mischfettsäure aus Altspeisefett nicht für die Lebens- und Futtermittelindustrie, sondern ausschließlich zur technischen Verwendung bestimmt ist. Das Wohl der Verbraucher ist unser Anliegen deshalb nehmen wir den Vorfall zum Anlass, unsere Kunden noch einmal eindringlich auf den bestimmungsgemäßen Gebrauch unserer Produkte hinzuweisen."
RiskNET Redaktion /05.01.2011 16:44
+++ Aktuelle Informationen +++ Aktuelle Informationen +++

Nach Recherchen des in Düsseldorf erscheinenden Handelsblatts führt die Spur im aktuellen “Dioxin-Skandal” zu belasteten Altfetten aus Indonesien und China, die in der Biodieselproduktion eingesetzt werden. “Eigentlich kann das Dioxin nur so in den Prozess gelangt sein”, sagte ein Chemiker eines führenden deutschen Forschungsinstituts, der nicht genannt werden wollte dem Handelsblatt.

Da bei der Produktion von Bio-Diesel und Mischfettsäuren nicht die für eine Dioxinentstehung nötigen Temperaturen herrschten, sei eine Kontamination während der Produktion bei Petrotec oder bei Harles & Jentzsch höchst unwahrscheinlich, so das Blatt. Hingegen könnten Altfette aus anderen Quellen bereits vor Produktionsbeginn mit Dioxin belastet sein.

Altfette würden lokal gesammelt, aber weltweit gehandelt. Sie kosten auf dem Weltmarkt viel weniger als frisches Raps- oder Palmöl. So kommt laut Handelsblatt altes Fett aus China oder Indonesien nach Europa. Diese Fette für die Herstellung von Biodiesel würden kaum auf belastende Substanzen überprüft. Solange diese als Bestandteile des Biodiesels verbrannt würden, wäre dies weitestgehend unbedenklich, so die Zeitung in ihrem Bericht.

Im Westfalen-Blatt wurde zuvor der Bio-Diesel-Produzent Petrotec mit der Aussage zitiert, dass Dioxine in technischen Fetten nicht relevant seien.
Frank /06.01.2011 20:19
@Karl-Heinz: Volle Zustimmung! Die Phasen 4 und 5 (siehe oben) werden in der Praxis nicht selten ausgeblendet. Es gilt das Prinzip: "Et hätt noch immer jot jejange" ...
Oekoek68 /07.01.2011 18:33
Der geheime Eier-Code:

"auf den Eiern selbst ist ein Code aufgedruckt. Er kann etwa so aussehen:
0-DE-12AB34

Die erste Ziffer steht für die Haltungsform: Die Zahl "0" steht für Eier aus ökologischer Produktion, die "1" für Freiland-Haltung, die Zahl "2" für Boden- und die "3" für Käfighaltung.

An zweiter Stelle findet sich die Länderkennzeichnung, zum Beispiel "DE" für Deutschland, NL für die Niederlande oder IT für Italien.

Die Zahlenfolge am Ende steht für die Nummer des Legebetriebs, die ersten beiden im Fall von Eiern aus Deutschland für das Bundesland (03 etwa für Niedersachsen). Wer genau wissen möchte, woher das Ei kommt, kann die Nummer auf der Website Was steht auf dem Ei? eingeben und erhält dann Auskunft.

Bodenhaltung schreibt das Halten der Tiere in einer Halle vor, in der sie freien Auslauf haben. Bei der Freilandhaltung muss der Auslauf auch ins Freie garantiert sein. Bio-Legehennen haben übrigens nicht mehr Auslauf als herkömmliche Freiland-Hennen, aber sie bekommen ein Spezial-Futter, das zu 85 Prozent rein biologisch sein muss. Eier werden zudem nach ihren Güteklassen unterschieden. Im Einzelhandel sind nur die Eier der Güteklasse A in den Größen M (mittel) und L (groß) erhältlich. B-Klasse-Eier werden in der Industrie verarbeitet."

Quelle: http://www.ndr.de/reise_freizeit/kochen/warenkunde/ei100.html
Fakten /11.01.2011 22:32
Die öffentliche Wahrnehmung und Berichterstattung steht in keinem Verhältnis zu den Fakten:

WIr sprechen von 12,3 Nanogramm Dioxin je Kilogramm Fett. Würde dieser Grenzwert auch für Meeresfrüchte gelten, so müssten diese sofort aus dem Handel gezogen werden.
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