Studie: Simulationen in der Unternehmenssteuerung

Nutzen und Hemmnisse von Simulationen


Studie: Simulationen in der Unternehmenssteuerung Studie

Privat nutzen viele Personen Simulationen spielerisch. Sei es virtuell, wie beispielsweise in der Lebenssimulation "Die Sims", die im Jahr 2000 erstmals auf den Markt kam und in 2014 in der vierten Auflage eine ungetrübte Faszination auf die Nutzer ausübt. Oder analog, wie beispielsweise mit dem Brettspiel "Die Siedler von Catan", das 1995 entwickelt wurde und seitdem in zahlreichen Varianten erschienen ist. Im Aus- und Weiterbildungskontext werden ebenfalls zunehmend Simulationen eingesetzt. So greifen beispielsweise die Ausbilder der Bundeswehr zum Erlernen und Anwenden von strategischem Denken auf Brettspiele zurück.

Die Vorteile von Simulationen sind evident: Simulation bedeutet "so tun als ob" und dadurch erlaubt eine Simulation, eine Vielzahl von Szenarien und Situationen, sowohl reale als auch fiktive, kurzfristig zu betrachten und zu durchdenken. Warum werden dann Simulationen im Unternehmen so wenig eingesetzt?

Antworten auf diese und weitere Fragen rund um das Thema Simulationen liefert die Studie "Simulationen in der Unternehmenssteuerung", die 2015 von Spitzner Consulting veröffentlicht worden ist. Insgesamt wurden 76 Fragebögen von Teilnehmern aus der Wirtschaft in der Auswertung berücksichtigt. Unternehmen wurden als "active-use companies" betrachtet, wenn Simulationen aus Sicht der Teilnehmer in ausreichendem Maße eingesetzt werden (40,8 Prozent der Teilnehmer), andernfalls als "rare-use companies".

Als Haupterkenntnisse der Studie kann Folgendes festgehalten werden:

  • Bei den Studienteilnehmern haben Simulationen weiterhin den Ruf, schwierig, kompliziert und zeitaufwendig zu sein [vgl. hierzu auch Meyer/Romeike/Spitzner 2012]. Gleichzeitig werden sie jedoch als gute Entscheidungsunterstützung angesehen und erfordern Experten, die mit dem Einsatz vertraut sind.
  • Als Hauptzweck des Einsatzes von Simulationsmethoden wird die Prognose von Werten und Zielgrößen gesehen. Zu weiteren Zwecken zählen das Durchführen von Sensitivitätsanalysen und das Erlangen eines tieferen Verständnisses von Ursache-Wirkungs-Beziehungen.
  • In "active-use companies" dienen Simulationsergebnisse überwiegend dazu, Maßnahmen zu bewerten aber auch als Diskussionsgrundlage, unter anderem, weil Simulationsergebnisse eine kritische Bewertung und Diskussion bestehender Annahmen ermöglichen.
  • Für den Einsatz von Simulationen sprechen aus Sicht der Teilnehmer die Umstände, dass Simulationen zu neuen Erkenntnissen führen können und grundsätzlich sehr vielschichtig sind. Dagegen werden ein Mangel an Experten und der erwartete Zeitaufwand für die Anwendung als Gründe gegen den Einsatz von Simulationen wahrgenommen.
  • Die Studienteilnehmer schätzen ihr Know-how bezüglich Simulationen im Zeitablauf ähnlich hoch ein, wobei Teilnehmer in "active-use companies" ihren Wissensstand durchschnittlich höher bewerten als Teilnehmer in "rare-use companies". Der überwiegende Anteil der Studienteilnehmer bewertet On-the-job-Training als wichtigste Quelle zum Aufbau von Simulations-Know-how, gefolgt vom Studium.
    Die im betriebswirtschaftlichen Alltag am häufigsten eingesetzte Methode ist die Szenarioanalyse, gefolgt von der Monte-Carlo-Simulation (stochastische Szenarioanalyse). Am seltensten verbreitet sind agentenbasierte Simulationsmethoden.
  • Als Top-3-Kriterien einer guten Simulation werden 1. die Nachvollziehbarkeit der Modellprämissen, 2. die Transparenz des Modellaufbaus und 3. die Selektion der relevanten Parameter wahrgenommen.
    Dagegen wird das Erfassen der Problemstellung aus Hauptherausforderungen im Umgang mit Simulationen wahrgenommen. Beschränkungen durch die IT-Infrastruktur spielen lediglich eine untergeordnete Rolle.

Zusammenfassend scheinen sich Simulationen auch im betriebswirtschaftlichen Alltag zu etablieren, wenn auch lange nicht so schnell und spielerisch wie in anderen Lebensbereichen. 

Download Studienergebnisse

Weiterführende Literaturhinweise:

Meyer, Matthias/Romeike, Frank/Spitzner, Jan [2012]: Simulationen in der Unternehmenssteuerung; empirische Studie in Zusammenarbeit von TU Hamburg-Harburg, RiskNET und C21 Consulting, RiskNET GmbH, Brannenburg 2012.

Romeike, Frank/Spitzner, Jan [2013]: Von Szenarioanalyse bis Wargaming - Betriebswirtschaftliche Simulationen im Praxiseinsatz, 444 Seiten, Wiley Verlag, Weinheim 2013, ISBN 978-3-527-50709-2.

6. Forum: Risikomanagement mit Simulationen erfolgreich gestalten

Wann? 10.03.2016

Wo? Hamburg

Risikomanagement hat in den letzten Jahren enorm an Bedeutung gewonnen. Simulationen spielen im Methodenkanon des Risikomanagements bereits eine wichtige Rolle, könnten aber noch erheblich breiter eingesetzt werden. Während Monte-Carlo-Verfahren in der Aggregation bereits bewerteter Risiken vielfach etabliert sind, finden Simulationsmethoden beim Erkennen von Risiken, ihrer quantitativen Bewertung und der Maßnahmenentwicklung vergleichsweise weniger Anwendung. Dabei können aber auch hier Was-wäre-wenn-Analysen, etwa in Form von Wargames, System Dynamics und Szenarioanalysen, erfolgreich unterstützen.

Als Erfolgsfaktor ist Risikomanagement nicht nur für Unternehmen relevant, sondern spielt auch in Non-Profit-Organisationen und insbesondere im Militär eine entscheidende Rolle. Das Forum bietet die Möglichkeit, Simulationen sektorübergreifend und an verschiedenen Stellen eines umfassenderen Risikomanagements kennenzulernen und zu erleben sowie Erfahrungen zur erfolgreichen Anwendung auszutauschen.

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[ Bildquelle Titelbild: Courtney Keating / iStock.com ]
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