EU warnt vor systemischen Risiken bei Hedgefonds


Die Europäische Union (EU) will laut Bundesfinanzminister Peer Steinbrück mehr Transparenz von Hedgefonds-Aktivitäten und strebt die Einführung eines Verhaltenskodex für diese riskanten Anlageinstrumente an. "Alle sind sich einig, dass wir mehr Transparenz brauchen", sagte Steinbrück am Samstag nach einem informellen Treffen der EU-Finanzminister und -Notenbankgouverneure in Berlin. "Der Ansatz, auf den man sich einigen kann, ist ein indirekter Ansatz, der bedeutet, dass man auf die Selbstverpflichtung der einschlägigen Finanzmarktindustrie setzen muss, allerdings im Rahmen eines verbindlichen Code of Conduct", sagte der Finanzminister. Einig sei man sich auch über einen intensiven Informationsaustausch der Behörden. Steinbrück betonte, nach wie vor sei aber die Frage offen, welche Maßstäbe entwickelt werden müssten, um beste Verfahrensweisen zu entwickeln, und wie der Überprüfungsprozess hierfür aussehe. Lediglich "sound practices" im Sinne angemessener Verfahrensweisen seien "nicht ausreichend". Steinbrück sagte, am 8. Mai solle der formelle EU-Finanzministerrat Schlussfolgerungen zu dem Thema annehmen. Von diesen versprach er sich "Rückenwind" für die Debatte im Kreis der sieben führenden Industrieländer (G-7). "Das wäre eine sehr gute Unterstützung und Legitimierung", sagte Steinbrück. "Vieles weist darauf hin, dass dies gelingt."

Mögliche Konzentration von Risiken

Der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Jean-Claude Trichet, bewertete die von der deutschen G-7-Präsidentschaft angestoßene Initiative für mehr Transparenz von Hedgefonds als "sehr wichtige" Initiative. "Wir haben eine sehr komplexe Transformation des Finanzsystems auf weltweiter Ebene", hob der EZB-Präsident hervor. Der Präsident der Deutschen Bundesbank, Axel Weber, wies darauf hin, dass die meisten neuen Finanzierungsinstrumente noch keinen vollen Konjunkturzyklus durchlaufen hätten. "Wir wollen sicher sein, dass in einem weniger günstigen Umfeld sich diese neuen Spieler und auch Instrumente gut verhalten," sagte er. "Es wird immer klarer, dass dieser indirekte Ansatz nur funktioniert, wenn die entsprechenden Informationen zur Verfügung gestellt werden", unterstrich Weber. In einem in Berlin bekannt gewordenen Bericht machte sich die EU für Transparenz bei Hedgefonds stark und warnte auch vor einer möglichen Konzentration von Risiken. "Transparenz zwischen Hedgefonds und ihren Geschäftspartnern zur Sicherstellung effizienten Risikomanagements ist ein wichtiges Instrument, um effiziente Marktdisziplin zu fördern, und kann auch eine überlegte Aufsicht unterstützen", erklärte der Wirtschafts- und Finanzausschuss (WFA), das oberste Lenkungsgremium zur Vorbereitung der Sitzungen der EU-Finanzminister auf hoher Beamtenebene.

Risikomanagement der Aufsichtsbehörden mit Blick auf die Marktteilnehmer

"Besonders in Krisenzeiten könnten die Behörden frühzeitigen Zugang auf Fall-zu-Fall-Basis zu spezifischen und verlässlichen Informationen über das Hedgefonds-Engagement benötigen", erklärte der WFA in dem Bericht an die Minister. Darin sah der Ausschuss zudem auch eine Anzahl von Risiken im Private- Equity-Bereich aus fremdfinanzierten Übernahmen. Das Forum für Finanzstabilität unter Vorsitz des italienischen Notenbankpräsidenten Mario Draghi regte unterdessen an, Maßnahmen für mehr Transparenz von Hedgefonds zu prüfen, ohne konkrete Empfehlungen auszusprechen. In einem bei dem Treffen diskutierten Bericht ermutigte das Gremium die Aufsichtsbehörden zu prüfen, ob "die Entwicklung von mehr systematischer und konsistenter Information" über die Engagements der Geschäftspartner bei Hedgefonds nützlich sei. Das den G-7 zuarbeitende Gremium sprach sich zudem für ein besseres Risikomanagement der Aufsichtsbehörden mit Blick auf die Marktteilnehmer aus.

Indirekte Regulierung von Hedgefonds?

Führende europäische Zentralbankvertreter hatten sich bereits am vergangenen Wochenende bei einer Konferenz in Washington für eine indirekte Regulierung von Hedgefonds stark gemacht und hierfür mehr Transparenz gefordert. Mehrere Mitglieder des EZB-Rats hatten dort eine stärkere Kontrolle der Beziehungen zu Banken und Wertpapierfirmen als effektivsten Weg zur Eindämmung von Risiken angesehen, die dem Finanzsystem zum Beispiel aus einem plötzlichen Liquiditätsverlust mehrerer großer Hedgefonds drohen könnten. Das Thema Hedgefonds steht auch auf der Agenda eines Finanzministertreffens der G-7 und Russlands (G-8) am 18. und 19. Mai in Potsdam und des G-8-Gipfels Anfang Juni in Heiligendamm. Schon Mitte Februar hatten die G-7-Finanzminister und -Notenbankgouverneure bei einem Treffen in Essen vor den Risiken gewarnt, die dem internationalen Finanzsystem aus der weltweiten Tätigkeit von Hedgefonds drohen. Sie hatten aber zugleich den Nutzen betont, den diese Investmentvehikel dem internationalen Finanzsystem bringen.

 

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