Emerging Risks

Bessere Risikonavigation durch Risikofrüherkennung


Emerging Risks: Bessere Risikonavigation durch Risikofrüherkennung News

Wohin entwickelt sich die Mobilität? Welche Cybergefahren lauern auf Unternehmen? Tragen radikale Strömungen zu einer zunehmenden Spaltung der Gesellschaft bei? Und welche Risiken bestehen bei einem zunehmenden Protektionismus sowie mit Blick auf die Banken- und Schuldenkrise? Das ist nur ein Ausschnitt der Risikolandkarte und daraus resultierender Fragen, mit denen sich Unternehmen in unseren Tagen auseinandersetzen müssen.

Daraus folgt: Risiken frühzeitig erkennen und managen ist eine Herausforderung, gerade für Unternehmen in der Versicherungsbranche. Denn ihr Geschäft ist es, einen vorausschauenden Blick auf mögliche Risikoereignisse zu werfen – denn richtig Versichern braucht exakte Vorhersagen und Planungen. So wie bei der Munich RE, als größter Rückversicherer der Welt. Wie die Munich Re auf Risiken schaut, welche Systematik das Unternehmen anwendet und wo neue Risiken auftreten könnten (sogenannte Emerging Risks), das veranschaulichte Dr. Gerhard Schmid von einem der weltweite führenden Rückversicherer, der Munich Re, im Rahmen des letzten RiskNET Summit im November im Schloss Hohenkammer bei München. Denn eines ist klar: Wer frühzeitig potenzielle Risiken mit einem hohen Unsicherheitspotenzial erkennt und dementsprechend agiert, der gewinnt.

Gerhard Schmid: Fünf Bereiche sind für die Entstehung von Emerging Risks verantwortlich ...Gerhard Schmid: Fünf Bereiche sind für die Entstehung von Emerging Risks verantwortlich ...

Systematisch Risiken erkennen

Nicht umsonst steht bei der Munich Re das systematische und zugleich frühzeitige Erkennen von Emerging Risks im Zentrum der Betrachtungen. Gerhard Schmid sieht in Emerging Risks neue oder sich ändernde Risiken mit einem hohen Unsicherheitspotenzial in den Dimensionen Eintrittswahrscheinlichkeit und Schadensausmaß. Schmid: "Emerging Risks können erhebliche Auswirkungen auf die Versicherungstechnik und die Kapitalanlagen haben." Zudem sind diese nach Aussagen des Munich-Re-Managers bislang unbekannt oder unerkannt und betreffen eine große Anzahl von Personen, Sachen oder Vermögenswerten. Der Knackpunkt für Schmid ist aber, dass ein konventionelles Risikomanagement im Falle der Emerging Risks nur schwer anwendbar ist. Nach Schmids Worten seien fünf Bereiche für die Entstehung dieser Emerging Risks verantwortlich, nämlich die Gesellschaft und Politik, das Wirtschaftsumfeld sowie die Bereiche Umwelt und Technologie.

AI und Data Analytics helfen

Um Emerging Risks systematisch zu identifizieren, setzte die Munich RE auf einen Mix aus manuellen Prozessen, um beispielsweise Fachartikel aus Zeitungen und Zeitschriften auszuwerten und Versicherungsverbände sowie versicherungsnahe Organisationen in den Prozess einzubeziehen. Hinzu kommen die Expertisen von Universitäten, Forschungsinstituten und Fachexperten oder die der eigenen Mitarbeiter sowie des Firmennetzwerkes. Gleichzeitig bedient sich die Munich Re der Quelle von Big Data, dem Data Mining als auch einer semantischen Web-Analyse. Der Rückversicherer setzt dabei auch auf Artificial Intelligence (AI) und Data Analytics. So schreibt das Unternehmen: "Data Analytics und künstliche Intelligenz eröffnen neue Möglichkeiten beim Managen und Versichern von Risiken. So verarbeiten die Datenexperten von Munich Re […] auch externe, öffentlich zugängliche Daten, zum Beispiel zur Geografie, Gebäuden, Wetter oder sozioökonomischen Daten".

Gerhard Schmid: Data Analytics und AI eröffnen neue Möglichkeiten beim Managen von RisikenGerhard Schmid: Data Analytics und AI eröffnen neue Möglichkeiten beim Managen von Risiken

Trend Radar für eine bessere Risikonavigation

Trotz aller digitalen Anwendungen sieht Schmid den Menschen als zentralen Punkt bei Kontrolle der Auswertungen wenn er sagt: "Es braucht den Menschen zur Kontrolle, der das Wissen hat." Die ausgewerteten Daten fließen bei der Munich Re in einen jährlichen "Emerging Risks Trend Radar" ein. Schmid erklärte diesen Trend Radar am Beispiel des Bereichs Technologie, wo die Felder Energie, Transport, Industrie und IT aufgeführt sind. Die Risikobetrachtung erfolgt in drei zeitlichen Bandbreiten – kleiner als fünf Jahre, fünf bis zehn Jahre, und größer als zehn Jahre. Bei den Toprisiken der Industrie sowie im IT-Bereich stehen in den kommenden fünf Jahren unter anderem Supply Chain, aber auch autonomes Fahren, im Mittelpunkt. Damit setzt der Rückversicherer mit dem Trend Radar auf ein Tool, um grundlegend eine bessere Risikonavigation bereits im Vorfeld durchführen zu können.

Der Risikoblick nach vorne

Mit Blick auf die kommende Risikolandschaft beschäftigt sich die Munich RE mit einer Vielzahl an Risiken in den einzelnen Segmenten. Sei es im Bereich der Technologie zu E-Mobilität, den Cybergefahren durch die Digitalisierung oder zu autonomen Waffensystemen. In der Gesellschaft mit dem Auseinanderdriften der Einkommen, einer zunehmenden Spaltung der Gesellschaft oder bei den Themen Umwelt, mit dem Verlust an Biodiversität und vermehrter Gentechnik. Und auch die Politik steht mit geopolitischen Spannungen, dem Terrorismus sowie dem Zerfall von Staatengemeinschaften im Fokus der Betrachtungen. Gleiches zähle nach Schmids Worten für den Wirtschaftsbereich, wo neue Risikofelder durch Handelskriege oder die Banken- und Schulden entstehen könnten. In Summe stehen viele Risiken in direkter oder indirekter Abhängigkeit zueinander. Ein wichtiger Faktor, der die Vorhersagen für Risikomanager nicht leichter macht. Schmid: "Globale Wechselwirkungen, eine zunehmende Komplexität und rasante Veränderungen wirken sich auf die Risikolandschaft aus."

Gerade die Vernetzung – von der Globalisierung des Handels und der Finanzwirtschaft über sich verändernde Kommunikationstechnologien bis zur steigenden Mobilität der Menschen – braucht ein Umdenken und vor allem schnelleres Identifizieren potenzieller Risiken. Denn unvorhergesehene Ereignisse nehmen zu, in einer geopolitischen Welt mit einer sich schnell ändernden Risikolandschaft. Und darauf sucht die Munich RE Antworten. Kein leichtes Unterfangen in einer digital und eng vernetzten Welt – immer schneller, höher und weiter. Schmid leitet daraus eine Herausforderung für das Risikomanagement ab, gerade mit Blick auf neue Risiken und den möglichen Antworten.

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[ Bildquelle Titelbild: Adobe Stock | Bild Schmid: Stefan Heigl / RiskNET GmbH ]
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