Aktuelle Anforderungen - Instrumente - Prüfung

Risikomanagement und Frühwarnverfahren in Kreditinstituten


Rezension

Das Management von Risiken sollte zum Kerngeschäft von Kreditinstituten gehören. Die Herausgeber weisen in diesem Kontext darauf hin, dass die Dominanz des Risikomanagements uneingeschränkt auch gegenüber dem Vertrieb gilt, denn nur risikoadäquat bepreiste Dienstleistungen und Produkte erhöhen den Unternehmenswert. Angesichts des "Risikococktails" bei gleichzeitig geschäftsmodellbedingten niedrigen bilanziellen Eigenkapitalquoten und der damit verbundenen niedrigen Risikodeckungspotenziale ist ein funktionsfähiges Risikomanagement unverzichtbar. Im Rahmen der Finanzmarktkrise haben einige methodische Ansätze im Risikomanagement den Praxistest nicht bestanden, andere sind an ihre Grenzen gestoßen.

Bankaufsichtsrechtlich wurde dies unter anderem durch die Überarbeitung der Mindestanforderungen an das Risikomanagement zum 14. August 2009 vollzogen. In einem einführenden Beitrag werden die wesentlichen Neuerungen der MaRisk (BA) dargestellt. Die Autoren weisen darauf hin, dass es sich nicht um völlig neue Anforderungen handelt, sondern vielmehr um Konkretisierungen und Verschärfungen der existierenden Anforderungen. Wesentlich an Bedeutung gewonnen haben insbesondere Vergütungssysteme, Risikokonzentrationen, Stresstests und Liquiditätsrisiken. Die Autoren werten die neuen Anforderungen der MaRisk insgesamt als sinnvoll. Allerdings weisen die Autoren – mit einem Blick auf kleine Institute – darauf hin, dass die Verhältnismäßigkeit auch in der Prüfungspraxis beachtet werden sollte.

Kernelement des Risikomanagements ist die aus der Geschäftsstrategie abgeleitete Risikostrategie sowie das Modell der Risikotragfähigkeit. Der anschließende Beitrag "Moderne Ansätze zur Fundierung der Risikostrategie und Risikotragfähigkeitsanalyse" gibt zunächst einen Überblick über die einzelnen Risikoarten und deren in der Praxis am weitesten verbreiteten Steuerungsmodelle. Anschließend wird die Gesamtbanksicht auf Basis der Vermögensbilanz und der Aggregation zum Gesamtbankrisiko erläutert, die die wesentliche Sichtweise bei der Überwachung der Risikotragfähigkeit liefern. Für die Ermittlung der Risikotragfähigkeit ist das Risikodeckungspotenzial – unabhängig, ob aus regulatorischer oder ökonomischer Perspektive – eine der zentralen Einflussgrößen. Vor diesem Hintergrund widmet sich der anschließende Beitrag der "Bedeutung des regulatorischen und ökonomischen Eigenkapitals für das Risikomanagement der Banken". Für die Risikosteuerung ist die frühe Identifikation von bedrohlichen Risikoentwicklungen – unabhängig, ob auf Einzelgeschäfts- oder auf Portfolioebene – unverzichtbar. Aus Gesamtbanksicht können Stresstests dies grundsätzlich leisten. Allerdings hat die Finanzmarktkrise die Schwächen der derzeitigen Ansätze offengelegt. Die notwendigen Entwicklungen werden im Beitrag "Bedeutung von Stresstests" erläutert. Bezogen auf Adressenausfallrisiken verlangen die MaRisk die Einrichtung eines Frühwarnverfahrens. Deren bankaufsichtsrechtlichen Leitplanken sind Thema des anschließenden Beitrags "Bankaufsichtliche Anforderungen an Frühwarnverfahren".  Die operative Umsetzung im Kreditgeschäft wird im Beitrag "Berücksichtigung von Krisenindikatoren im Firmenkundenkreditgeschäft" dargestellt. Zentrales Instrument der passiven Risikosteuerung ist die risikoadäquate Bepreisung. Diese Problemstellung und ihre praktische Umsetzung analysiert der Beitrag "Kreditpricing – ein modernes Instrument zur Adressenausfallsteuerung". Die Bedeutung des internen Kontrollsystems für das Risikomanagement wird im anschließenden Beitrag beleuchtet. Die besondere Bedeutung einer effektiven Ertrags- und Risikokommunikation werden im Beitrag "Risikokommunikation im Rahmen der Gesamtbanksteuerung – entscheidend für Vertrauen und Akzeptanz" herausgearbeitet. Der anschließende Beitrag widmet sich der "Kommunikation des Ratingprozesses und dessen Ergebnis zwischen Bank und Kunde".

Die Weiterentwicklung der Modelle und Prozesse muss naturgemäß auch zu einer Weiterentwicklung der Prüfungsansätze führen. Für Kreditinstitute sind insbesondere drei Prüfungsperspektiven (aufsichtsrechtlich, Interne und Externe Revision) relevant. Daher widmen sich die anschließenden Beiträge diesen drei Perspektiven.

Insgesamt bietet das Herausgeberwerk einen kompakten und soliden Überblick über die aktuellen (nationalen) Anforderungen hinsichtlich des Risikomanagements in Kreditinstituten. Wie bei Sammelbänden nicht unüblich unterscheidet sich die Qualität der einzelnen Beiträge zum Teil erheblich. Insgesamt bleibt der rote Faden jedoch erkennbar.

Rezension von Dr. Anette Köcher


Details zur Publikation

Autor: Ulrich Bantleon/Axel Becker (Hrsg.)
Seitenanzahl: 560
Verlag: ESV
Erscheinungsort: Berlin
Erscheinungsdatum: 2010

RiskNET Rating:

Praxisbezug
Inhalt
Verständlichkeit

sehr gut Gesamtbewertung

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