EU-Stresstest

Zwei deutsche Banken bestehen Stresstest nur knapp


Zwei deutsche Banken bestehen Stresstest nur knapp News

Alle 13 deutschen Banken dürften den europäischen Bankenstresstest bestanden haben. Wie mehrerer mit der Situation vertraute Personen zu Dow Jones Newswires sagten, sind zwei Banken aber nur knapp über die geforderte Schwelle einer harten Kernkapitalquote von 5% gekommen. Die Ergebnisse der Stresstests werden am Freitagabend bekannt gegeben.

Die HSH Nordbank hat das schärfste Konjunkturszenario wohl mit einer harten Kernkapitalquote von 5,5% bestanden, während diese Kapitalquote bei der NordLB zwischen 5% und 6% liegen wird, sagten mehrere mit der Sache vertraute Personen. Die anderen Banken - Deutsche Bank, Commerzbank, Hypo Real Estate, WestLB, BayernLB, LBBW, Deka, DZ Bank, WGZ, Landesbank Berlin und Helaba - haben dagegen Kernkapitalquoten von mindestens 6% erreicht, wie Dow Jones von mehreren informierten Personen erfuhr, die damit einen entsprechenden Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" vom Samstag bestätigten.

Die Europäische Bankenaufsicht (EBA), die nationalen Bankaufseher und auch die einzelnen Banken werden die Ergebnisse des diesjährigen Stresstests am Freitag gegen 18 Uhr veröffentlichen. 91 europäische Banken haben an dem Test teilgenommen, bei dem überprüft wird, ob sie auch nach zwei Jahren unter sehr widrigen konjunkturellen Bedingungen eine harte Kernkapitalquote von mindestens 5% aufrechterhalten können.

Im vergangenen Monat hatte die EBA ihre Methodologie verschärft und die Banken gebeten, weitere Daten einzureichen. Dabei sollten zusätzlich verschlechterte Ratings für Staatsanleihen der Euro-Zone und entsprechend höhere Ausfallwahrscheinlichkeiten berücksichtigt werden. Ein Zahlungsausfall von Griechenland wurde allerdings nicht simuliert.

Banken, die bei dem Stresstest durchfallen, sind von EU-Seite gehalten, ihre Kapitalstruktur innerhalb von sechs Monaten so anzupassen, dass sie auch im Krisenfall die erforderliche Kernkapitalquote halten können. Dies kann durch Restrukturierungen, Kapitalerhöhungen oder Regierungsunterstützung geschehen. Am Dienstag hatten die EU-Finanzminister durchgefallenen Banken auch staatliche Unterstützung im Einklang mit den EU-Beihilferegeln in Aussicht gestellt. Bevorzugt werden aber Lösungen mit Hilfe des privaten Sektors, also durch Kapitalerhöhungen, die Veräußerung von Aktiva oder die Reduzierung der risikogewichteten Aktiva.

Die deutschen Banken werden aber wohl nicht von der Pflicht zur Rekapitalisierung betroffen sein, auch wenn zwei Banken der "inoffiziellen Hürde" von 5,5% - die zu besonderer Beobachtung durch die EBA führen soll - wahrscheinlich sehr nahe kommen.

Beide Banken seien "politisch bestimmt" und hätten bereits konkrete Maßnahmen getroffen, um ihre Bilanzsumme und ihre Risikoaktiva zu reduzieren, was in die richtige Richtung gehe, sagte Andreas Plaesier, Analyst bei M.M. Warburg. Die Regulierer wüssten zudem, dass dies nicht "von heute auf morgen gehe" und niemand wolle, dass die Banken als Kreditgeber an Unternehmen in der Region ausfallen.

Bei der HSH Nordbank wurde zum Beispiel in dem Stresstest die am Dienstag erreichte politische Einigung zwischen EU und Eigentümern zur Restrukturierung der Landesbank nicht berücksichtigt. Dieser zufolge wird die HSH ihre Bilanzsumme drastisch reduzieren und riskanteres Geschäft wie etwa die Flugzeug- und die Immobilienfinanzierung aufgeben. Wenn man diese Maßnahmen berücksichtige, stiege die Kernkapitalquote auf rund 9%, sagte eine mit der Sache vertraute Person.

Auch die NordLB hat bereits eine Reihe konkreter Schritte angekündigt, mit denen die Landesbank bis 2015 eine Kernkapitalquote von 7% erreichen will. Dazu will die NordLB ihre Kapitaldecke etwa durch einbehaltene Gewinne und den Verkauf von Beteiligungen stärken und mit dem Abbau von Wertpapier-Portfolien ihre Risiken mindern. Die NordLB war ohne Finanzhilfen durch die jüngste Finanzkrise gesteuert.

Die Hypo Real Estate, die als einzige deutsche Bank den Stresstest im vergangenen Jahr nicht bestanden hatte, befindet sich jetzt in einer besseren Position. Sie hat einen großen Teil ihrer Bilanz in eine Bad Bank ausgelagert, die bei dem Test keine Rolle spielt. Das gleiche gilt für die Bad Bank der WestLB.

Diskussionen gibt es noch über die Veröffentlichung der Stresstestergebnisse. Die deutschen Banken zeigen sich besorgt über die Detailfülle der Daten, die anders als beim Stresstest für die Versicherer in der vergangenen Woche bis auf die einzelnen Banken heruntergebrochen werden. Nach Ansicht des Hauptgeschäftsführers der Bundesverbands deutscher Banken, Michael Kemmer, schafft die Absicht der EBA, "tiefgreifende Details der Geschäftspolitik einzelner Häuser zu veröffentlichen, ... weder mehr Vertrauen noch Transparenz". Er befürchtet eine erhöhte Marktvolatilität und Spekulationen gegen einzelne Institute.


[Bildquelle: iStockPhoto]

Kommentare zu diesem Beitrag

RiskNET Redaktion /13.07.2011 19:02
+++ Helaba streitet mit EBA um Bestehen des Stresstests +++

Die Landesbank Hessens-Thüringens ist am Mittwoch vorgeprescht und hat frühzeitig ihr Bestehen der europäischen Bankenstresstests bekannt gegeben. Die europäische Bankenaufsicht EBA will am Freitag aber offenbar ein anderes Ergebnis verkünden. Ohne die Anerkennung der Einlagen als hartes Kernkapital fiele die Helaba beim Stresstest durch, war aus Finanzkreisen zu hören. Zankapfel ist die Berücksichtigung stiller Einlagen in Höhe von 1,92 Mrd EUR, welche die Helaba Ende April nach eigenem Bekunden stresstesttauglich gemacht hat.
Markus /14.07.2011 16:41
"....Die Landesbank Hessens-Thüringens ist am Mittwoch vorgeprescht und hat frühzeitig ihr NICHT-Bestehen der europäischen Bankenstresstests bekannt gegeben....", weil die deutsche Besonderheit der stillen Einlage nicht als volles Eigenkapital angerechnet wurde. Nach einigen Diskussionen und Parlamentssitzungen usw. wird dieses Geld jetzt voll EK-gewertet, nachdem man als Nichts-Tuer Politiker feststellt: "...Mensch, da war doch noch ne Frist wegen irgendwas......"

Naja, hoffentlich werden die Landesbanken endlich zusammenfinden in einer großen Grottenbank, damit wenigstens nur ein Vorstand hohe Bezüge kassiert. Besser als 20 Deppen, die eh keine Ahnung von Bankgeschäft haben und ständig politischen Interessen unterworfen sind.... nur damit Herr Ministerpräsidentchen auch mal mit den großen Hunden pissen gehen darf...
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