Internationale Studie 

Supply-Chain-Risiken gefährden Unternehmen


Studie: Supply-Chain-Risiken gefährden Unternehmen Studie

Die anhaltenden Engpässe in den Lieferketten wirken sich zunehmend negativ auf die weltweite Industrie aus. Und die Probleme dürften sich noch lange fortsetzen. Vor allem der Automotive-Sektor, die Energiebranche sowie die Stahl- und Metallhersteller leiden unter den Folgen der akuten Nachschubprobleme, die aus Sicht von Marktexperten längst einen hemmenden Einfluss auf die Entwicklung von global operierenden Unternehmen haben. Insbesondere Chinas strikte Null-Covid-Strategie und der Russland-Ukraine-Krieg beeinträchtigen die Geschäfte der Konzerne. Sie sind nun dringend gefordert, Produktionsstätten ins eigene Land zu verlagern, die Zahl ihrer Zulieferer zu vergrößern und das Innovationslevel zu erhöhen. Dies geht aus einer von der Managementberatung Atreus initiierten Studie hervor, die in Kooperation mit dem globalise Partnernetzwerk im Zeitraum von Juni bis Juli 2022 exakt 600 globale Spitzenführungskräfte – darunter Geschäftsführer, Vorstände, Aufsichtsräte und Interim Manager aus unterschiedlichsten Branchen und Ländern – befragt hat.

Düstere Perspektiven resultierend aus Lieferkettenengpässen

Neben Konzernlenkern, Managern und Eigentümern von Unternehmen aus Deutschland und zahlreichen weiteren Staaten Europas wurden auch Führungskräfte aus Nord-, Mittel- und Südamerika, Asien und Nahost im Rahmen der Studie um ihre Einschätzungen gebeten. Die Ergebnisse sind eindeutig: Sie unterstreichen, dass der weltweite Lieferkettenengpass und Teilemangel ein ernstes Problem sind, das ganze Industriezweige in den jeweiligen Ländern vor große Herausforderungen stellt. Rund 70 Prozent der Befragten sehen das so. Rund die Hälfte gibt zudem an, dass die Schwierigkeiten auch ihr Unternehmen selbst in größerem Ausmaß betreffen, während rund 40 Prozent zumindest derzeit lediglich einen leichten Einfluss sieht. Gar nicht negativ tangiert ist den Angaben zufolge aber nur ein Zehntel der Studien-Teilnehmer.

Die weiteren Aussichten scheinen düster. So geht fast die Hälfte der Befragten davon aus, dass die Lieferkettenengpässe in ihrem Land noch zwischen 19 und 24 Monaten anhalten dürften. Im ungünstigsten Fall wären das also die kommenden zwei Jahre. Fast 30 Prozent geben sogar an, dass die Schwierigkeiten noch länger als zwei Jahre andauern dürften. Mit Blick auf wichtige europäische Industrienationen wie Deutschland und Italien sehen jeweils über drei Viertel einen erheblichen Einfluss der Krise auf ihre Länder. Dagegen schätzen kleinere Industriestaaten wie etwa Belgien oder Norwegen die Auswirkungen erheblich milder ein.

Verschiedene Ursachenkomplexe führen zu gestörten Wertschöpfungsnetzen

Neben Preiserhöhungen bei Rohstoffen sowie Mangel an Rohstoffen oder wichtigen Komponenten, die als Hauptgründe für die Lieferkettenengpässe gesehen werden (60 Prozent), zählen auch Chinas rigide Corona-Politik (43 Prozent), der russische Angriff auf die Ukraine (38 Prozent), geringere Transportkapazitäten (27 Prozent) und Kürzungen im Logistik-Bereich im Zuge der Pandemie zu den wichtigsten Faktoren. Hinzu kommen der Wegfall von Arbeitskräften und höhere Energiekosten. Die Folgen sind drastisch: So fürchtet fast die Hälfte der Befragten einen Umsatzeinbruch, sogar 70 Prozent rechnen überdies mit deutlich steigenden Kosten. Zu den weiteren großen Herausforderungen gehören stornierte Aufträge, verlorene Kunden, sinkende Kundenloyalität sowie drohende Gewinneinbrüche im Projektgeschäft.  "Die Anforderungen an Unternehmen werden zunehmend komplexer und vielschichtiger. Und die Lage an den Märkten entwickelt sich noch dynamischer und bedrohlicher als ohnehin befürchtet", betont Harald Linné, Managing Partner und Mitbegründer von Atreus. Um nicht in eine Negativspirale zu geraten, müssten die Unternehmen sich dringend neu ausrichten.

In erster Linie die Automobilindustrie ist momentan schon stark von den Lieferkettenengpässen beeinträchtigt, hier sieht gut zwei Drittel der Befragten auch in Zukunft erhebliche Probleme auf die Branche zukommen. Gleiches gilt für den Energiesektor (60 Prozent) sowie für den Bereich Transport, Verkehr und Logistik (56 Prozent). Auch das produzierende Gewerbe dürfte weiterhin mit Schwierigkeiten konfrontiert sein, erwarten immerhin 42 Prozent. Dagegen rechnet jeweils rund ein Drittel damit, dass sich der negative Einfluss auf das Bank- und Finanzwesen, den Gesundheits-, Dienstleistungs- und IT-Sektor und auch auf die Telekommunikationsbranche in Grenzen halten wird.

Auswege aus einer komplexen Situation 

Um einen Ausweg aus der komplexen Lage zu finden und an zielführenden Lösungen zu arbeiten, muss aus Sicht der Marktexperten ein ganzes Bündel an Maßnahmen ergriffen werden. So gilt es nicht nur, die Produktion nach Hause ins eigene Land zu verlagern und eigene Hersteller und Zulieferer vor Ort zu entwickeln, sondern deren Zahl auch insgesamt zu vergrößern und somit eine geringere Abhängigkeit zu schaffen. Im Zuge dessen muss das Innovationslevel erhöht und müssen technische Entwicklungen vorangetrieben werden. Auch das Durchsetzen von Preiserhöhungen, das Ersetzen fehlender Rohstoffe durch andere Ressourcen und die Optimierung des Workflows und der Führungskultur gehören zu den wichtigsten Aufgaben. Nur so kann es gelingen, die Lieferkettenprobleme perspektivisch abzufedern und als Unternehmen dauerhaft wettbewerbsfähig zu bleiben.  
 

[ Bildquelle Titelbild: Adobe Stock.com / j-mel ]
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