Schlechte Noten für Corporate Governance in Deutschland


Die Qualität deutscher Aufsichtsräte hinkt internationalen Standards hinterher. Ursachen sind mangelhafte Unabhängigkeit der Kontrolleure, geringe Internationalisierung und niedrige Arbeitsintensität der Gremien. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Personalberatung Heidrick & Struggles unter 320 Top-Unternehmen aus elf europäischen Ländern. Danach liegen die deutschen Dax-30-Konzerne mit 72 Prozent der maximalen Punktzahl auf dem letzten Platz im Ranking.
Sieger in diesem Ranking nach Best-Practice-Kriterien sind die Unternehmen aus Großbritannien gefolgt von den Niederlanden. Aber auch hier erreichen die Konzerne mit rund 92 Prozent nicht die volle Bewertungsziffer. Heidrick & Struggles untersucht seit dem Jahr 1999 regelmäßig die Governance-Strukturen von Boards und Aufsichtsräten. Dabei werden nur Non-Executives berücksichtigt, um das zweistufige deutsche System mit Vorstand und Aufsichtsrat und einstufige Board-Systeme vergleichen zu können. Deutschland hat seine Aufsichtsrat-Qualität im Laufe der Jahre zwar deutlich verbessern können weil die „Standards kontinuierlich besser geworden sind“, sagt Partner Stefan Fischhuber. Der Nachholbedarf sei aber – wie in Spanien und Italien – weiterhin groß.

Mitbestimmung ist mitursächlich für Schlusslicht-Position

Die Mitbestimmung in der Unternehmenskontrolle verhindert, dass Deutschland sich aus dieser Schlusslicht-Position befreien kann. Das Gesetz schreibt Mindestgrößen für die Aufsichtsräte vor, sowie deren paritätische Besetzung mit Vertretern von Kapital- und der Arbeitsnehmerseite.
Diese Besonderheit führt im europäischen Vergleich zu einem niedrigeren Scoringwert, weil die Gremien zu groß sind und Arbeitnehmer per se nicht als unabhängige Kontrolleure angesehen werden. Deshalb müsse sich die Regierung fragen, „ob wir uns auf Dauer leisten können“, mahnt Covernance-Experte Fischhuber. Der globale Wettbewerb spielen sich eben nicht nur auf den Märkten für Produkte und Dienstleistungen ab, wo die heimischen Unternehmen sehr erfolgreich seien, sondern auch bei den Rahmenbedingungen.


Nur wenige Ausländer arbeiten in deutschen Kontrollgremien. In Spanien und Italien sieht es auf diesem Gebiet nicht besser aus. Nur in der Schweiz sind die Räte recht international besetzt. Auch die Niederlande und Großbritannien können sich sehen lassen. Grundsätzlich hinkt die personelle Internationalisierung der geschäftlichen in allen europäischen Ländern deutlich hinterher. Im Europa-Durchschnitt verfügen 26 Prozent der 320 analysierten Konzerne über keinen einzigen Ausländer.

[Quellen: Handelsblatt, Heidrick & Struggles]

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