Rating-Analysten bereiten dem GDV Stress


Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) will sich mit einem formalen Beschwerdeverfahren gegen die Vorgehensweise der Rating-Agentur Fitch wehren. "Wir bereiten ein Beschwerdeverfahen gegen Fitch vor", hieß es aus der Abteilung Volkswirtschaft des GDV in Berlin. Die Beschwerde soll voraussichtlich Ende Februar oder im März bei der Agentur eingereicht werden. Die im GDV zusammengeschlossenen Versicherer kritisieren, dass einzelne Vorgehensweisen von Fitch nicht dem Verhaltenskodex der internationalen Vereinigung der Wertpapier-Aufsichtsbehörden, International Organisation of Securities Commissions (IOSCO), entsprechen. Insbesondere wenden sich die Versicherungsunternehmen dagegen, dass Fitch ohne Auftrag der Unternehmen erstellte Ratings ohne eine entsprechende Kennzeichnung veröffentlicht. Zudem sehe der IOSCO-Kodex vor, dass Unternehmen vorab über das Rating-Ergebnis informiert würden und die Möglichkeit zur Stellungnahme erhielten. Zwar kommt Fitch diesem Anspruch Theis zufolge nach, gewährt aber den Unternehmen maximal 24 Stunden für eine Reaktion. Dies entspreche nicht den Anforderungen an die Qualitätssicherung bei vielen Ratings, so Theis. Fitch verwies in einer Stellungnahme auf die Unabhängigkeit der Agentur und die hohe Qualität der Analysen. Es sei natürlich, dass die Agentur und die beurteilten Unternehmen nicht immer einer Meinung seien. Zugleich sagte Fitch eine Prüfung von Einzelfällen zu. Eine Antwort werde erfolgen, sobald die Beschwerde tatsächlich vorliegt. Der GDV ist bereits seit längerem im Disput mit Fitch, nachdem die Agentur angekündigt hatte, ohne Auftrag europäische Lebensversicherer auf der Grundlage öffentlich zugänglicher Informationen mit so genannten quantitativen Finanzstärke-Ratings (Q-Ratings) zu bewerten.

Geringe Aussichten auf Erfolg

"Teil der Arbeit einer Rating-Agentur ist die Veröffentlichung einer Meinung. Manche Leute möchten diese Meinung eben nicht hören", sagt Gregson Carter, Managing Director bei Fitch und geistiger Vater der Q-Ratings. Einzelne Versicherer hatten sogar gedroht, im Falle einer Veröffentlichung rechtliche Schritte gegen die Rating-Agentur einzuleiten. Mit den Q-Ratings reagierte Fitch auf eine erhöhte Nachfrage von Seiten der Investoren, Makler und Versicherungsnehmer. Um die Grundlage der Rating-Analyse kenntlich zu machen, wird der Bewertung jeweils ein 'q' (q = Quantitative IFS Ratings) hinzugefügt. Dadurch kommt Fitch Ratings den Code Fundamentals der Internationalen Organisation der Wertpapieraufsichtsbehörden (IOSCO) nach, die eine Kennzeichnung der nicht-mandatierten Ratings vorschreiben. Nach Einschätzung von Branchen-Insidern dürften die Effekte der GDV-Beschwerde deshalb eher gering sein.

 

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