Basel III löst Kapitalbedarf von 270 Milliarden Euro aus

Management der "Risk-Income-Ratio" als Erfolgsfaktor


Management der "Risk-Income-Ratio" als Erfolgsfaktor News

Die Erfahrungen aus der Finanzkrise, aber auch die bevorstehende Umsetzung der Basel-III-Regularien rücken das Risikomanagement bei vielen Banken in den Fokus. Der BCG-Risk-Report 2010 Facing New Realities in European Banking untersucht die Entwicklung des euro-päischen Bankensektors unter diesem Aspekt. Nachdem die Risikokosten schon vor der Finanzkrise beständig angestiegen waren, schnellten sie von 2008 auf 2009 empor. Dadurch hat sich die "Risk-Income-Ratio", das Verhältnis von Risikovorsorge- und Kapitalkosten zu den Erträgen, zwischen 2005 und 2009 mit einer Entwicklung von 30 auf 67 Prozent mehr als verdoppelt. Es zeigt sich, dass ein effektives Risikomanagement als Erfolgsfaktor immer wichtiger geworden ist. Zukünftig kann einerseits die erwartete wirtschaftliche Erholung zu einer Reduktion der Risikokosten führen, andererseits werden strengere Bankregularien, vor allem die Einführung von Basel III, die Bedeutung des Managements der Risk-Income-Ratio weiter erhöhen.

Wie der Risk-Report zeigt, wird Basel III im europäischen Bankensektor einen signifikanten Kapitalbedarf von rund 270 Milliarden Euro auslösen. Diese Summe benötigen die Finanzhäuser, um die neuen Mindestanforderungen in Bezug auf das harte Kernkapital – sieben Prozent der risikogewichteten Aktiva – zu erfüllen. Basel III bezeichnet ergänzende Empfehlungen des Basler Ausschusses für Bankenaufsicht bei der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in Basel zu den im Jahr 2004 beschlossenen Eigenkapitalanforderungen (Basel II) für Banken.

Höheres Eigenkapital = Höhere Finanzmarktstabilität

Basierend auf Basel III wird von den Banken die Erhöhung der Mindesteigenkapitalanforderungen und die Einführung von Kapitalpuffern gefordert. Damit sollen die Banken im Falle einer Krise stabiler und stärker agieren können. Die neuen Empfehlungen wurden vom Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht im September 2010 beschlossen. Basel III schreibt künftig eine harte Kernkapitalquote von 7 Prozent (hartes Kernkapital der Mindesteigenkapitalanforderungen 4,5 Prozent plus hartes Kernkapital des Kapitalerhaltungspuffers von 2,5 Prozent) vor. Hinzu kommt weiter weiches Kernkapital in Höhe von 1,5 Prozent und Ergänzungskapital in Höhe von 2 Prozent, so dass sich im Ergebnis die Eigenkapitalanforderungen auf 10,5 Prozent addieren. Damit wird die ursprüngliche Quote von vor der Krise empfindlich erhöht. Auch die Anforderungen für andere wichtige Stabilitäts-Kennzahlen wurden erhöht.

Ab 2013 gelten stille Einlagen für Banken, die in der Form der Aktiengesellschaft geführt werden, dann grundsätzlich nicht mehr als hartes Kernkapital. Diese besonders in Deutschland beliebte Beteiligungsform bleibt bei Banken, die nicht in der Form der Aktiengesellschaft geführt werden erhalten, wenn die stillen Einlagen den mit Basel III erhöhten Qualitätsansprüchen entsprechen, sonst haben diese stillen Einlagen bis Ende 2022 eine Bestandgarantie mit jährlich sinkenden Anteilen. Stille Einlagen die im Rahmen staatlicher Stützungsmaßnahmen gewährt wurden gelten bis zum Jahr 2018 weiter als hartes Kernkapital.

Aktuelle Lage aus Risikosicht

Auf Basis einer Datenbank aller großen deutschen Privat- und Regionalbanken sowie aller führenden europäischen Banken, die zusammen 98 Prozent der Marktkapitalisierung in Europa stellen, analysiert die BCG-Studie die aktuelle Lage der Branche aus Risikosicht. Kapitalausstattung, Liquiditätssituation und Profitabilität werden detailliert untersucht. Demnach haben die deutschen Banken mit rund 65 Milliarden Euro den größten Kapitalbedarf in Europa – Hauptgründe dafür sind das Wegfallen der Anrechenbarkeit von stillen Einlagen sowie des Hybridkapitals und gestiegene Marktrisikoanforderungen.
"Auf Basis der am 16. Dezember veröffentlichten finalen Basel-III-Regeln lassen sich bereits heute die Auswirkungen auf Geschäftsmodelle und Produkte bestimmen. Banken können sich Klarheit über ihre Wettbewerbsposition unter den veränderten Rahmenbedingungen verschaffen", erklärt Gerold Grasshoff, BCG-Partner im Berliner Büro, der gemeinsam mit einem Partnerkollegen die Risk-Task-Force bei BCG leitet.

Die aktuelle Studie quantifiziert die Auswirkungen der regulatorischen Veränderungen: Kapitalkosten werden sich auf Geschäftsfeldebene aufgrund der erhöhten Quantität und Qualität des regulatorischen Kapitals durchschnittlich verdoppeln. Für einzelne Produkte können sich die Kosten sogar verzehnfachen. Während die neuen Kapital- und Leverage-Anforderungen bereits heute auf der Agenda vieler Entscheidungsträger stehen, scheinen die Auswirkungen der neuen Liquiditätsanforderungen auf die Banken und Kapitalmärkte noch nicht vollumfänglich erfasst worden zu sein.
Um sich auf die geänderten Rahmenbedingungen einzustellen, sollten Banken auf drei unterschiedlichen Ebenen aktiv werden, so ein wesentliches Fazit der Studie. Erstens ist auf Top-Management-Ebene zu diskutieren, zu welchem Zeitpunkt und in welchem Umfang auf die regulatorischen Veränderungen reagiert werden soll und welche strategischen Portfolioveränderungen angestrebt werden. Zweitens sind auf Geschäftsfeldebene die Auswirkungen der erhöhten Kapital- und Liquiditätskosten zu berechnen und Gegenmaßnahmen zu bestimmen. Drittens müssen die neuen Anforderungen von den verantwortlichen Einheiten unter sorgfältiger Bestimmung der Ressourcenbeschränkungen zeitgerecht implementiert werden. Insgesamt ergeben sich erhebliche Herausforderungen durch Basel III für die europäischen Banken – aber auch die Chance, sich durch konsequente Anwendung Wettbewerbsvorteile zu verschaffen.


[Bildquelle: iStockPhoto]

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