Keine systemischen Risiken durch Marktturbulenzen


US-Finanzminister Henry Paulson sieht die jüngsten Turbulenzen auf den Kreditmärkten des Landes als eine Neubewertung der Risiken. Die Gesundheit der US-Wirtschaft als Ganzes werde dadurch aber nicht in Frage gestellt, betonte der frühere Chairman der Investmentbank Goldman Sachs in einem Interview mit dem Wirtschaftssender CNBC. Die Verwerfungen am Markt für bonitätsschwache Hypothekenkredite seien nicht durch eine kränkelnde Wirtschaft verursacht worden. "Es wird immer Phasen von Volatilität an den Märkten geben", sagte Paulson. Eine lange Periode der ruhigen Marktentwicklung auf den Aktien- und Kreditmärkten habe Investoren "etwas zu optimistisch" werden lassen. Die Korrektur der zuvor erfolgten Übertreibungen werde einige Zeit in Anspruch nehmen. "Es ist meine Aufgabe, wachsam zu sein und diese Situation genau zu beobachten", erklärte Paulson. Die US-Wirtschaft sei fähig, die "große Korrekturbewegung am Immobilienmarkt", die derzeit stattfinde, zu überwinden, zeigte sich der US-Finanzminister überzeugt. Der Sektor leide an den Folgen, die durch übermäßige Wertsteigerungen im Häuserbereich über Jahre hinweg entstanden sind. Zwar werde es einige Zeit dauern, um diese Effekte abzubauen, doch die US-Wirtschaft sei diversifiziert genug, um diesen Abschwung zu überwinden.

Kredit-Engpass nur geringe Bedrohung für die Konjunktur

Auch andere Marktteilnehmer sehen die Situation eher gelassen. Es gebe trotz der aus dem Subprime-Bereich herrührenden Probleme keine systemischen Risiken für das globale Finanzsystem, sagt Stephen Pope, Chef-Analyst bei Cantor Fitzgerald. "Die Marktteilnehmer sollten hören, was Bernanke gesagt hat", fügt er hinzu. Dieser hatte jüngst geäußert, dass der sich ausdehnende Kredit-Engpass nur eine geringe Bedrohung für die Konjunktur darstelle. Pope sagte, es gebe die reale Möglichkeit, dass einige Hedge-Fonds umkippen, aber "den Leuten, die in Hedge-Fonds investieren haben, sollte klar sein, dass Hedge-Fonds in volatile Finanzmarktinstrumente investieren". Der Ausblick für die Aktien bleibe positiv angesichts solider Unternehmensgewinne und der guten globalen Wachstumsaussichten.

Sachliche Analyse der Marktsituation

Auch in Deutschland analysiert man die Situation sachlich. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) sieht keinen Grund für eine Sonderprüfung bei deutschen Banken im Zusammenhang mit der Subprime-Krise. Noch vor wenigen Tagen hatte BaFin-Präsident Jochen Sanio bei einer Telefonkonferenz von KfW, Bundesfinanzministerium und Privatbanken vor einer systemischen Krise gewarnt, sollte eine Rettungsaktion ausbleiben. Inzwischen hat sich die gesamte deutsche Bankenbranche verpflichtet, sich an der Rettungsaktion für die Mittelstandsbank IKB zu beteiligen."Wir sehen keinen Grund für eine ausgedehnte Sonderprüfung", sagte BaFin-Sprecherin Sabine Reimer jetzt. Gleichwohl ist die Angst vor weiteren Schieflagen am Markt noch nicht vollständig verschwunden. Die Deutsche Bundesbank wollte zuletzt Gerüchte nicht kommentieren, denen zufolge eine weitere deutsche Bank aufgrund von Fehlspekulationen am US-Hypothekenmarkt in größere Schwierigkeiten geraten sei. Allerdings bestätigte eine Sprecherin der Bundesbank, dass sich wichtige Branchenvertreter zur Lagebesprechung treffen werden. Das Treffen soll nach Angaben der Sprecherin in der Bundesbank stattfinden. Das Thema des Treffens sei die IKB Deutsche Industriebank, die durch die Probleme am US-Hypothekenmarkt in eine Schieflage geraten ist.

 

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