SEC-Untersuchungen bei strukturierten Wertpapieren

Deutschland prüft rechtliche Schritte gegen Goldman Sachs


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Nach der Klage der US-Börsenaufsicht SEC gegen Goldman Sachs wollen die Regierungen in Deutschland und Großbritannien die Geschäftspraktiken der US-Investmentbank genau unter die Lupe nehmen. Die Bundesregierung will auch rechtliche Schritte prüfen. Die SEC führt unterdessen weitere Untersuchungen bei strukturierten Wertpapieren durch und kündigte an, ähnliche Transaktionen genau überprüfen zu wollen.

Die US-Börsenaufsicht wirft Goldman Sachs vor, verbriefte Hypothekenkredite vertrieben zu haben, obwohl von Anfang an klar gewesen sei, dass die Papiere an Wert verlieren werden. Die Investmentbank habe dabei "wesentliche Informationen" unterschlagen. Insgesamt haben die Investoren mehr als 1 Mrd USD mit den Papieren verloren. "Die Finanzaufsicht BaFin wird ein Auskunftsersuchen an die SEC stellen", sagte Regierungssprecher Ulrich Wilhelm der "Welt am Sonntag" (WamS). "Nach einer sorgfältigen Bewertung der Unterlagen werden wir rechtliche Schritte prüfen."

Der Fall ist für Deutschland brisant, da die Mittelstandsbank IKB aus Düsseldorf im April 2007 zu den Großabnehmern der Papiere gehörte. Die Tochter der staatlichen Förderbank KfW hat laut Zeitung rund 150 Mio USD in die CDOs investiert. Die IKB konnte im Sommer 2007 nur mit staatlicher Milliardenhilfe gerettet werden.

Die SEC warf Goldman am Freitag vor, die Investoren nicht darüber aufgeklärt zu haben, dass der Hedgefonds-Spezialist Paulson & Co bei der Strukturierung der Wertpapiere beteiligt gewesen war. Zugleich habe Goldman Sachs nicht mitgeteilt, dass Paulson gleichzeitig gegen die strukturierten Wertpapieren gewettet habe. Wären die IKB oder die ABN Amro, die ebenfalls erhebliche Lasten zu Schultern hatte, darüber informiert gewesen, hätten sie möglicherweise nicht in diese Wertpapiere investiert, so die SEC.

Die US-Börsenaufsicht prüft weiterhin ähnliche Produkte und Transaktionen, sagte SEC-Sprecher Robert Khuzami, Direktor der SEC-Vollstreckungsabteilung.

In Großbritannien hat Regierungschef Gordon Brown die Financial Services Authority (FSA) am Wochenende zu einer Untersuchung über die Geschäftspraktiken von Goldman Sachs gedrängt. Es habe den Anschein, dass Personen über die tatsächlichen Ereignisse getäuscht worden seien, sagte Brown am Sonntag dem Sender "BBC". Die Angelegenheit zeige, dass Banken nach wie vor ein Thema und ein Risiko für die Wirtschaft seien. Ein Sprecher der FSA wollte sich zu den Aussagen von Brown nicht äußern.

Unterdessen schreibt "The Mail of Sunday", dass die britische Royal Bank of Scotland eine Klage gegen Goldman Sachs wegen Verlusten von 550 Mio USD erwägt. Es sei aber verfrüht über einen Rechtsfall zu sprechen, sagten der RBS nahestehende Personen der Zeitung. Die RBS wollte sich weder zu dem Zeitungsbericht noch zu der SEC-Klage gegen Goldman äußern.

Am Aktienmarkt hatte die Klage der Börsenaufsicht am Freitag für Beunruhigung gesorgt. Sollten auch andere Unternehmen ähnliche Wertpapiere mit Hilfe von Investmentbanken begeben haben wie Goldman und Paulson, könnte es weitere Untersuchungen von Aufsichtsbehörden geben. Die entscheidende Frage könnte dabei sein, ob andere Investmentbanken, die ebenfalls solche Transaktionen strukturiert haben, Investoren über entsprechende Konflikte aufgeklärt haben. Angesichts der Beunruhigung an den Märkten verloren beispielsweise die US-Aktien der Deutschen Bank AG am Freitag über 9% an Wert. Ein Sprecher der Frankfurter Bank wollte sich zu der Angelegenheit nicht äußern.


[Bildquelle: iStockPhoto]

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