Industrie-Studie

Der digitale Faden führt durchs Krisen-Labyrinth


Industrie-Studie: Der digitale Faden führt durchs Krisen-Labyrinth Studie

Europas Industrie blickt mit Sorge in die Zukunft: Neun von zehn Unternehmen sehen sich mit komplexeren Herausforderungen konfrontiert als je zuvor. Und auch für die kommenden Jahre erwarten die Industrie-Manager keine Entspannung – und handeln entsprechend.

Explodierende Energiekosten, eine hohe Inflationsrate und der sich verschärfende Fachkräftemangel bereiten den europäischen Unternehmen derzeit die größten Sorgen. Laut der aktuellen Aras-Studie "Europas Industrie im Wandel" sagen 91 Prozent der Führungskräfte: "Die Herausforderungen für unser Unternehmen waren noch nie so vielschichtig wie heute". Kein Wunder, dass vor dem Hintergrund geopolitischer Spannungen und klimabedingter Veränderungen auch die Aussichten düster sind: 88 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass auch die nächsten Jahre unsicher bleiben, 80 Prozent erwarten, dass die wirtschaftlichen Perspektiven ihres Unternehmens durch die Multikrise stark beeinflusst werden.

Was bedeutet das nun für die Zukunftsplanungen der Unternehmen? Die schwierigen Zeiten einfach auszusitzen, ist angesichts gleich mehrerer brodelnder Krisenherde keine Option. Es gilt also, das eigene Haus wetterfest aufzustellen. Dazu müssen etablierte Prozesse – inklusive der Lieferketten – sowie das Produkt- bzw. Dienstleistungsportfolio angepasst werden. Die gute Nachricht: Mit der Digitalisierung steht den Unternehmen ein mächtiges Werkzeug auf dem Weg zur Rundum-Resilienz zur Verfügung.

Abb.: Werden die nächsten Jahre weiter so unsicher bleiben?Abb.: Werden die nächsten Jahre weiter so unsicher bleiben?

Die Komplexität mit PLM beherrschbar machen

Wollen Unternehmen beispielsweise die Auswirkungen sprunghaft steigender Stromkosten oder fehlender Bauteile für die Produktion abfedern, müssen sie proaktiv verschiedene Krisenszenarien durchspielen und ihre Wertschöpfungskette anpassen. Mit Zettel und Stift oder einer Excel-Liste ist das nicht möglich, weil die Aufgabe zu komplex ist. Das Hilfsmittel der Wahl ist ein Product Lifecycle Management (PLM). Denn erst wenn alle relevanten Daten analysiert und in Modellen abgebildet werden können, lassen sich Mehrwerte und Effizienzpotenziale im Wirrwarr bestehender Prozesse, Datensilos und Unternehmenskulturen erkennen.

Wie dies im Einzelnen aussehen kann, zeigt das Beispiel der Lieferketten: Acht von zehn Studienteilnehmern äußern sich besorgt über die Aussicht auf dauerhaft instabile Lieferketten. Als Reaktion darauf arbeiten 40 Prozent bereits enger mit ihren Lieferanten zusammen, 39 Prozent setzen derzeit entsprechende Maßnahmen um und weitere 17 Prozent streben für die Zukunft eine engere Zusammenarbeit an. Ein nahezu identisches Stimmungsbild ergibt sich bei der Frage, ob die Digitalisierung der Lieferkette für die Unternehmen als Reaktion auf Störungen in der Supply Chain in Frage kommt: 36 Prozent haben dies bereits umgesetzt, 42 Prozent sind mit der Umsetzung beschäftigt und 17 Prozent planen dies noch.

Ziel einer digitalisierten Lieferkette ist es, mögliche Engpässe schneller zu erkennen, Kostentreiber aufzudecken, alternative Bezugsquellen zu identifizieren und stets in engem Austausch mit allen Beteiligten zu stehen. Dieser kollaborative Ansatz setzt einen gegenseitigen Datenaustausch voraus, der wiederum zu reibungsloseren Abläufen und optimierten Produktionsprozessen führen kann.

Mehr Output bei geringerem Energieverbrauch

Vor dem Hintergrund steigender Energiepreise empfiehlt sich ein systematisches Energieaudit mit Tausenden von Datenpunkten. Damit die Daten nicht nur eine statische Momentaufnahme bleiben, bietet das PLM-System die Möglichkeit einer dynamischen Auswertung, bei der die Informationen innerhalb des Gesamtsystems miteinander in Beziehung gesetzt werden. Unternehmen können dann beispielsweise nicht wie bisher nur den Stromverbrauch während eines bestimmten Produktionsprozesses ablesen, sondern verschiedene Szenarien durchspielen: Wie verändern sich die Stromkosten entlang des Wertstroms? Wir wirken sich angepasste Prozesse oder veränderte Bauteile auf den Gesamtverbrauch an Energie aus?

PLM verknüpft alle relevanten Produkt- und Unternehmensinformationen zu einem robusten digitalen Faden (Digital Thread), der die Basis für aussagekräftige Analysen und Zukunftsprojektionen bildet. Neben einer ständig aktualisierten Momentaufnahme des Produktes – inklusive einer Auflistung aller Einzelteile und der damit verbundenen Energiekosten – erhalten Unternehmen damit auch eine Informationsbasis, mit der die F&E-Abteilung bereits in der Konstruktionsphase neue Optimierungspotenziale identifizieren kann.

Eine digitale Teflonschicht gegen heiße Krisensituationen

Viele Unternehmen haben längst erkannt, dass eine umfassende Datenanalyse ihnen hilft, sich besser auf unvorhergesehene Ereignisse vorzubereiten. Von den Unternehmen, die bereits PLM einsetzen, sagen daher auch neun von zehn: PLM wird weiter an Bedeutung gewinnen.

Denn erst wenn Unternehmen in der Lage sind, Daten über Produktionsprozesse, Lieferketten und Energieverbräuche zu klassifizieren und zu analysieren, können sie aus den Informationen sinnvolle Rückschlüsse ziehen, schneller auf unvorhergesehene Ereignisse reagieren und Effizienzpotenziale heben. Datentransparenz und -analyse wirken dabei wie eine digitale Teflonschicht für das eigene Unternehmen: Krisen führen zwar immer noch zu heißen Situationen, bleiben aber nicht mehr haften.

Autor: 
Jens Rollenmüller | Geschäftsführer Aras Deutschland
Jens Rollenmüller

Geschäftsführer Aras Deutschland

 

Über die Studie

Für die Ende 2022 durchgeführte Studie "Europas Industrie im Wandel" wurden 442 Führungskräfte in 19 europäischen Ländern befragt. Die Umfrageteilnehmer sind in Unternehmen mit einem Mindestumsatz von 40 Millionen Euro in den Branchen Automobil, Luftfahrt & Verteidigung, Maschinenbau, Medizintechnik, Chemie, Pharma und Nahrungsmittel beschäftigt.
 

 

[ Bildquelle Titelbild: Adobe Stock.com / SFIO CRACHO ]
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