Liquiditätsrisiken

Dauerkrisen: Zahlungsmoral deutlich verschlechtert


Dauerkrisen: Zahlungsmoral deutlich verschlechtert News

Die deutschen Unternehmen hatten im dritten Quartal 2022 eine deutlich schlechtere Zahlungsmoral als im Vorjahreszeitraum. Der Zahlungsverzug hat sich in Anbetracht der zahlreichen Krisen wie der anhaltend hohen Inflation, dem Ukraine-Krieg und den Teuerungsraten bei Material- und Energiekosten negativ entwickelt.

Der branchenübergreifende Zahlungsverzug betrug 10,5 Tage und hat gegenüber dem Wert aus dem Vorjahreszeitraum drastisch zugelegt. Im dritten Quartal 2021 hatten die Unternehmen nur 9,4 Tage beim Zahlungsverzug hinnehmen müssen. "Trotz Corona haben die Unternehmen in den letzten zwei Jahren verlässlich und relativ pünktlich ihre Rechnungen bezahlt. Nun sehen wir aber, dass die sich überlagernden Krisen tiefe Spuren bei den Unternehmen hinterlassen haben. Während die Zahlen bei den Insolvenzen, der Überschuldung und dem Arbeitsmarkt weiter positiv sind, entwickelt sich die Zahlungsmoral zunehmend negativ", sagt Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Wirtschaftsforschung bei Creditreform. "Wir gehen davon aus, dass die Liquidität vor allem bei kleinen und mittelständischen Unternehmen sukzessive aufgezehrt wird", so Hantzsch weiter.

Geld- und fiskalpolitische Maßnahmen reichen nicht mehr aus

Die staatlichen Hilfsmaßnahmen hatten lange maßgeblich dazu beigetragen, dass die Betriebe im Schnitt kaum Probleme hatten, ihre Rechnungen pünktlich zu bezahlen. Die Verschlechterung ist ein Indiz dafür, dass die Vielzahl der Krisen und deren unterschiedliche Ursachen nicht mehr alleine mit den geld- und fiskalpolitischen Maßnahmen in den Griff zu kriegen sind. Fraglich bleibt aber, in welche Richtung sich das Zahlungsverhalten entwickelt.

Neben Unternehmen, die sehr unter den derzeitigen Bedingungen leiden, gibt es auch viele, die sehr gut durch den harten Winter kommen.

Abb. 01: Zahlungsverzug in Deutschland in Tagen [Quelle: Creditreform Debitorenregister]Abb. 01: Zahlungsverzug in Deutschland in Tagen [Quelle: Creditreform Debitorenregister]

Bei den Bundesländern gibt es bei der Zahlungsmoral einige Unterschiede. Vor allem die Betriebe in Bayern (8,9 Tage), Baden-Württemberg (9,2 Tage) und Mecklenburg-Vorpommern (10,0 Tage) zahlten branchenübergreifend im dritten Quartal 2022 am schnellsten. Am anderen Ende der Skala rangiert Schleswig-Holstein (11,2 Tage) vor Berlin (11,7 Tage) und dem Schlusslicht Nordrhein-Westfalen mit 12,3 Tagen Verzug.

Abb. 02: Zahlungsverzug nach Bundesländern [Quelle: Creditreform Debitorenregister]Abb. 02: Zahlungsverzug nach Bundesländern [Quelle: Creditreform Debitorenregister]

Auch bei den Wirtschaftssektoren gibt es teils große Unterschiede: Im Baugewerbe zahlen die Unternehmen mit Abstand am schlechtesten. Deren Zahlungsverzug hat sich um 0,4 Tage verschlechtert (3. Quartal 2022: 14,0 Tage; 3. Quartal 2021: 13,6 Tage). Bei den Konsumgütern (7,5 Tage), im einst arg gebeutelten Einzelhandel (7,7 Tage) und im Bereich "Metall/Elektro" mit 9,4 Tagen wurden Rechnungen mit deutlich weniger Zahlungsverzug beglichen. Letztere Branche hat sich dennoch um ganze 1,4 Tage verschlechtert.

Abb. 03: Zahlungsverzug nach Branchen [Quelle: Creditreform Debitorenregister]Abb. 03: Zahlungsverzug nach Branchen [Quelle: Creditreform Debitorenregister]

 

Info-Box: Debitorenregister (DRD)
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Grundlage für die Berechnung des Zahlungsverhaltens ist das Debitorenregister (DRD) von Creditreform, in dem jährlich ca. 47 Millionen branchenübergreifende Zahlungserfahrungen über deutsche Unternehmen ausgewertet werden. Der Zahlungsverzug eines im DRD gespeicherten Zahlungsbelegs wird in Tagen dargestellt und ermittelt sich aus der Differenz zwischen dem vereinbarten Zahlungsziel und dem tatsächlichen Zahlungseingang.

[ Bildquelle Titelbild: Adobe Stock.com / Eigens ]
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