Bitkom: Milliardenverluste durch unzureichendes Risikomanagement


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Die schlechte Zahlungsmoral der öffentlichen Hand und vieler gewerblicher Kunden führt in der Informations- und Telekommunikationswirtschaft (ITK) im laufenden Jahr deutschlandweit zu einem Umsatzausfall von mehr als einer Milliarde Euro. Das ergab eine Studie des Bundesverbands Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (Bitkom) zum Zahlungsverhalten im ITK-Markt. "Die schwache Entwicklung der Gesamtwirtschaft beeinträchtigt die Zahlungsmoral", kommentiert Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder die Ergebnisse der Analyse. Fast 30 Prozent der befragten ITK-Anbieter gaben an, dass sich das Zahlungsverhalten ihrer gewerblichen Kunden in den vergangenen zwölf Monaten verschlechtert hat; 21 Prozent bemerkten dies in Hinblick auf ihre öffentliche Kunden. Im Durchschnitt dauert es 37 Tage ab Rechnungsausgang, bis staatliche Auftragnehmer zahlen. Private Kunden begleichen ihre Rechnungen bereits zwei Tage früher. Als Zahlungsziel gewähren die Anbieter im Schnitt 27 Tage. "Im Vergleich zu anderen Branchen sind die Kunden von ITK-Unternehmen aber immer noch zuverlässiger", meint Rohleder. Im Mittel wird nämlich erst nach 42 Tagen gezahlt.

Ein wesentlicher Grund für die zunehmenden Zahlungsausfälle ist häufig die Insolvenz von Geschäftspartnern eines Unternehmens. Der Wirtschaftsinformationsdienst Creditreform verzeichnete im ersten Halbjahr 2005 rund 14.300 Insolvenzen von Unternehmen und 29.200 von Privatpersonen. Während letztere Zahl erneut drastisch gestiegen ist, gab es zum ersten Mal seit fünf Jahren etwas weniger Firmenpleiten. In Anbetracht des immer noch sehr hohen Niveaus ist es für eine Entwarnung allerdings noch zu früh. "Die schlechte Zahlungsmoral oder gar der Zusammenbruch von Unternehmen bringen deren Geschäftspartner häufig in große Schwierigkeiten. Die meisten Firmen wachen allerdings erst auf, wenn es bereits zu spät ist", bemerkt Rohleder. Daher rät der Bitkom, für wichtige Vertragsbeziehungen ein aktives Risikomanagement einzurichten, um finanzielle Schäden im Fall einer Insolvenz zu vermeiden.

Verschlechtert sich das Zahlungsverhalten der Kunden, reagieren laut der Bitkom-Studie 81 Prozent der Unternehmen mit einer Optimierung ihres Mahnwesens. Weitaus besser wäre es jedoch, bereits vor dem Vertragsabschluss aktiv zu werden. Grundlage für ein erfolgreiches Risikomanagement ist die systematische Sammlung von Informationen über den Geschäftspartner. Daten im Handelsregister sind öffentlich zugänglich und geben Auskunft über die Eigenkapitalquote oder die Liquiditätslage eines Unternehmens. Alternativ können Firmen bei einem Wirtschaftsauskunftsdienst eine Bonitätsprüfung in Auftrag geben. Sicherheit vor finanziellen Schäden bieten auch eine entsprechende Vertragsgestaltung und die intelligente Wahl der Zahlungsmodalitäten, beispielsweise die verstärkte Nutzung von Vorauskasse, Anzahlungen oder Teilzahlungen.

Ein Sonderfall ist die Insolvenz von Software-Herstellern. Insbesondere betriebswirtschaftliche Programme sind für die Kunden überlebensnotwendig und lassen sich in der Regel nicht einfach ersetzen. Die Pleite eines Anbieters kann daher fatale Folgen haben. Eine Lösung bieten so genannte Escrow-Agreements, bei denen der Software-Anbieter den Quellcode der Anwendung bei einem neutralen Agenten hinterlegt. Im Fall einer Insolvenz darf er den Quellcode an den Kunden übergeben. Der hat dann die Möglichkeit, die Software selbst zu pflegen oder einen Dienstleister damit zu beauftragen. Ausführliche Hinweise zum Schutz vor Zahlungsausfällen hat der Bitkom in einer Checkliste "Insolvenz von Geschäftspartnern" zusammengestellt, die unter folgendem URL abrufbar ist: www.bitkom.org/de/publikationen/

 

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