Analyse: Marktrisiken im Automobilsektor steigen


Fitch Ratings blickt mit wachsender Sorge auf die Entwicklung der Kreditprofile im europäischen Automobilsektor. Die Verbesserungen, die sich in den soliden Zahlen des ersten Halbjahres widergespiegelt hätten, dürften deutlich an Fahrt verlieren. Möglicherweise komme es in den kommenden 6 bis 18 Monaten sogar zu einer Trendwende, schreibt die Ratingagentur. Allerdings seien einige der Probleme der Branche eher zyklischer Natur und sollten daher nicht unmittelbar zu einer Revision der Ratings auf breiter Front führen. Die vorsichtigen Aussagen der europäischen Pkw-Hersteller zum zweiten Halbjahr 2008 sowie zum Jahr 2009 hätten die robuster als erwartet ausgefallenen Zahlen der ersten sechs Monate überschattet, schreibt Emmanuel Bulle, Senior Director bei Fitch. Die Marktbedingungen hätten sich in den vergangenen 12 Monaten eindeutig verschlechtert. Und dies wirke sich auf die jüngsten Restrukturierungen aus.

Erst vor wenigen Tagen hatte die Ratingagentur Moody's das Rating für die vorrangigen unbesicherten Verbindlichkeiten der BMW AG bestätigt. Die Agentur sieht allerdings durch die schwache Geschäftsentwicklung des Münchner Automobilherstellers Risiken für eine Veschlechterung und hat dementsprechend den Ausblick auf "negativ" von "stabil" gesenkt. Momentan stuft Moody's BMW bei langfristigen vorrangigen unbesicherten Verbindlichkeiten mit "A1" und kurzfristige Schulden mit "Prime-1" ein. Die Ausblicksenkung reflektiere die weitere Schwächung der operativen Entwicklung im ersten Halbjahr, heißt es in der Mitteilung der Agentur. Zudem verwies Moody's auf die Marktlage, die angestrebte Verbesserungen beim Geschäft von BMW erschwerten.

Im ersten Halbjahr hätten die meisten Hersteller laut Fitch Ratings höhere operative Margen erzielt als im Vorjahr. So habe die Fiat Spa (Rating: "BBB-") eine Marge von 5,9% nach 5,3% gemeldet. Bei Peugeot ("A-") seien es 3,6% (2,7%) gewesen, bei Renault ("BBB+") 4,1% (3,9%) und bei Volkswagen ("A-") 6,1% (5,1%). Nach Jahren mit kontinuierlicher Verbesserung der operativen Entwicklung haben die Wachstumsraten inzwischen wohl die Spitze erreicht. Dies ist zum Teil saisonalen Faktoren geschuldet. Produktionskürzungen sinde dennoch als eine frühe Warnung hinsichtlich einer Verschlechterung des Trends zu werten. Die revidierten Erge Mrd. US-Dollarisprognosen von BMW und Daimler sowie die Aussage von Renault, ihr Absatzziel im Jahr 2009 nicht zu erreichen, bestätigen laut Ratinganalyst Bulle die Verschlechterung der globalen Bedingungen für die Pkw-Hersteller.

Fitch beurteilt die Abschwächung der Nachfrage in Westeuropa und den USA als einen typischen zyklischen Rückgang. Andere negative Faktoren hätten die Kreditprofile der Erzeuger zuletzt allerdings erheblich belastet. Die Ratingagentur nennt hier die gestiegenen Rohmaterialpreise sowie die ungünstigen Wechselkursbewegungen. Hinzu kämen kostspieligere Umweltvorschriften. Schließlich trügen die Finanzdienstleister im Zuge der Krise am US-Wohnimmobilienmarkt weniger zum Erge Mrd. US-Dollaris bei. Derzeit sei offen, in wie weit diese Belastungen struktureller Art seien und ob sie sich als lange andauernde Belastung für die Pkw-Hersteller erweisen werden. In der Vergangenheit habe sich die Automobilindustrie immer wieder auf langfristige Herausforderungen einstellen können und ein sich verschlechterndes Umfeld "überlebt" bzw sich wieder erholt, stellte Fitch heraus. Die Ratingagentur warnte aber davor, dass der Druck auf die Ratings zunehme, sollte sich die Lage schneller verschlechtern als es eine zyklische Abschwächung erwarten ließe.


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