Der Kollaps des internationalen Geldsystems

Die Geld Apokalypse


Rezension

"Die Geld Apokalypse – Der Kollaps des internationalen Geldsystems" von James Rickards aus dem FinanzBuch Verlag der Münchner Verlagsgruppe trifft den Nerv einer Zeit, in der die Sorge um den künftigen Wert des Geldes offenbar ganz neue politische Parteien und Initiativen hervorzubringen vermag. Das Buch von Rickards reiht sich an weitere Titel aus dem FinanzBuch Verlag, die sich aus verschiedenen Persepktiven mit dem Thema "Geld" und seiner Ordnung befassen.

Das Buch gliedert sich in drei Teile: Geld und Geopolitik, Geld und Märkte, Geld und Wohlstand. Im ersten Teil hat es der Leser mit einem Kapitel "Prophezeiung" zu tun mit Abschnitten zu Trading, Terror-Trade, "Projekt Vorhersage" und MARKINT, sowie einem zweiten Kapitel "Das Gesicht des Kriegsgotts". Wie in einem unterhaltsamen Hollywood-Film präsentiert Rickards Action, Comedy, Drama usw. Der Leser erfährt Gruseliges von dunklen Machenschaften der Geopolitik, bekommt bekannte Klischees präsentiert, z.B. den Schrecken von Millionen getöteter chinesischer Mädchen als angebliche Folge der Ein-Kind-Politik usw.

Wie für amerikanische Bücher inzwischen typisch, spielt auch im Buch von Rickards China eine große Rolle – bis hin zu Reiseeindrücken vom pompösen Südbahnhof in Nanjing. "Die ökonomischen Kosten eines Finanzkriegs gegen die USA sind vielleicht nicht höher als die eines Kriegs auf dem Wasser und in der Luft und der verursachte Schaden könnte sogar noch größer sein. China besitzt keine Flotte mit hochmodernen Flugzeugträgern, aber es hat Geld und Computer und wird sich sein eigenes Schlachtfeld aussuchen."

"Die Federal Reserve glaubt, dass sie einen umkehrbaren Prozess managt. Sie glaubt, dass man mit der angemessenen Menge an Geld und Zeit Deflation in Inflation und später zu Disinflation verwandeln kann. In diesem Punkt liegt sie falsch", schreibt Rickards. Deflation sei aus vielerlei Gründen der schlimmste Albtraum der Federal Reserve. "Reale Gewinne durch Deflation sind schwer zu besteuern. Wenn eine Schuldirektorin bei konstanten Preisen 100 000 Dollar im Jahr verdient und eine Gehaltserhöhung von 5 Prozent erhält," gibt Rickards ein Beispiel, "erhöht sich ihr realer Lebensstandard vor Steuern um 5000 Dollar. Aber die Regierung besteuert den Gehaltsanstieg und für die Direktorin bleibt weniger übrig. Wenn ihr Gehalt gleich bleibt und die Preise um 5 Prozent sinken, hat sie denselben Anstieg ihres Lebensstandards um 5000 Dollar. Diesen Zuwachs kann die Regierung aber nicht besteuern, weil er nicht durch eine Gehaltserhöhung, sondern durch niedrigere Preise zustande gekommen ist."

Die Federal Reserve verstehe nicht, legt Rickards dar, dass Geldschöpfung ein irreversibler Prozess sein kann. "Ab einem bestimmten Punkt kann das Vertrauen in das Geld verloren gehen und es gibt keine Möglichkeit, es wiederherzustellen. Ein ganz neues System muss den Platz des Geldes einnehmen. Aus der Asche des alten Dollarsystems wird ein neues internationales Währungssystem hervorgehen, so wie das Dollarsystem 1944 in Bretton Woods aus der Asche des Britischen Commonwealth hervorgegangen ist, noch bevor die Flammen des Zweiten Weltkriegs gelöscht waren. Die Crux des Problems im heutigen internationalen Finanzsystem ist, dass es nicht um Geld, sondern um Schulden geht. Geldschöpfung dient dem Zweck, faule Schulden zu managen."

Wie so oft bei volkswirtschaftlich orientierten Büchern, ist das Buch von Rickards stark in der Kompilation vieler Fakten, die Herleitung von konsistenten Schlussfolgerungen und Empfehlungen steht dagegen auf einem dünnen Fundament. So passt Rickards Sympathie für die Nutzung von Sonderziehungsrechten (SDR) wohl kaum zu seinen zahlreichen Beobachtungen vom "Ruin der Finanzmärkte", der doch gerade durch sich jahrzehntelang ausweitende staatliche Eingriffe verursacht wurde. Woher die Hoffnung kommen soll, dass Politiker mit einer gestärkten Weltbank, der niemand mehr entrinnen kann, alles besser machen, bleibt daher offen.

Statt in den politischen Verlockungen staatlicher Zwangsgeldsysteme und Schuldenwirtschaft die Ursache der Krisen zu suchen, hofft Rickards offenbar auf die "Zentralbank der Welt": "Um SDRs auf diese Weise zu verwenden, wird die Zustimmung der Chinesen erforderlich sein und im Austausch gegen diese Zustimmung werden die Chinesen darauf bestehen, dass SDRs nicht dazu verwendet werden, um wie in der Vergangenheit den Dollar zu retten, sondern um den Dollar so schnell wie möglich zu ersetzen. Dieser Prozess wird sich innerhalb weniger Monate abspielen, sozusagen in Lichtgeschwindigkeit, gemessen an den Standards des internationalen Währungssystems. Auf Dollarbasis wird dieser Übergang inflationär sein, nicht wegen des Druckens neuer Dollars, sondern weil der Dollar gegenüber dem SDR abgewertet werden wird. Ab diesem Zeitpunkt wird die US-Volkswirtschaft schwierigen strukturellen Anpassungen ausgesetzt sein, weil sie ihre SDRs im internationalen Wettbewerb verdienen muss und nicht durch beliebiges Drucken von Banknoten."

Rickards hofft offenbar auf übergeordnetes Geschick einer Weltbank, die er selbst als "auf transparente Weise intransparent" beschreibt. Die Aufweichungen der Prinzipien, nach denen die Europäische Zentralbank ursprünglich einmal ans Beispiel der Deutschen Bundesbank anknüpfen sollte, sind mit Blick auf weitere Zentralisierung keine ermutigende Erfahrung. Rickards scheint sich aber für diese Machtfülle zu begeistern: "Die fünf Topmanager des IWF sprechen effektiv für die ganze Welt, wenn sie an einem Konferenztisch sitzen."

"Jede Bewegung hin zu Gold-Dollars oder Gold-SDRs wäre inflationär," analysiert Rickards, "weil man Gold wesentlich höher bewerten müsste, um den Welthandel zu stützen und mit den existierenden Goldbeständen zu finanzieren. So wie beim Szenario mit den Papier-SDRs würde die durch die Abwertung des Dollar ausgelöste Inflation jede Art von Ersparnissen auslöschen."

Am Ende des Buches stellt Rickards plötzlich vor, wie man sein Geld anlegen sollte: "Alles in allem sollte ein Portfolio aus 20 Prozent Gold, 20 Prozent Land, 10 Prozent Kunst, 20 Prozent alternativen Fonds und 30 Prozent Cash unter den Bedingungen von Inflation, Deflation und sozialen Unruhen eine optimale Kombination der Wohlstandswahrung bieten und zudem hohe risikoadjustierte Renditen und angemessene Liquidität gewährleisten. Aber kein solches Depot wird funktionieren, wenn man es einfach kauft und hält." Bei seinen Empfehlungen überrascht vor allem, dass nach den vielen Seiten der Lektüre über den Kollaps des Dollars der Leser nun einen hohen Anteil Dollars als Bargeld halten soll. Abgesehen davon fehlt solchen Empfehlungen der praktische Nutzwert für den Leser, wenn beispielsweise sein persönliches Risikoprofiling und viele andere Faktoren wie die steuerliche Situation außer Acht bleiben.

Hohe Inflation und hohe Deflation sind Szenarien, die – gemessen am selben Warenkorb – nicht gleichzeitig richtig sein können. So bleibt nach Rickards letztlich nur die Unsicherheit: "Die erhoffte milde, mittelmäßige Inflation, die sich selbst trägt und mit einer Geldillusion alle Boote anzuheben scheint, ist nicht mehr möglich. Das verbliebene Angebot besteht nur noch aus hoher Inflation, Deflation, Unruhen, Zahlungsausfällen und Repression."


Details zur Publikation

Autor: James Rickards
Seitenanzahl: 368
Verlag: FinanzBuch Verlag
Erscheinungsort: München
Erscheinungsdatum: 2014

RiskNET Rating:

sehr gut Praxisbezug
sehr gut Inhalt
sehr gut Verständlichkeit

sehr gut Gesamtbewertung

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