Unter Beobachtung: Münchener Rück


Die Ratingagentur Standard & Poor's sieht einen möglichen Aktienrückkauf der Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft AG nicht als Problem bei der Bewertung des Unternehmens. "Das würde kein Problem darstellen", sagte Laline Carvalho, Leiterin der S&P-Financial Service Ratings für Versicherungsunternehmen in Nordamerika. "Ich denke nicht, dass das Kapital dieses Rating treibt, vielmehr ist es das Risiko-Management und die operative Geschäftsentwicklung", sagte Carvalho am Rande des jährlichen Treffens der Rückversicherer in Monte Carlo. Die Münchener Rück, die nach der Übernahme von Rückversicherungs-Aktivitäten von General Electric durch die Swiss Re nunmehr der nach Prämieneinnahmen weltweit zweitgrößte Rückversicherer ist, hat in den vergangenen Monaten wiederholt erklärt, einen Aktienrückkauf zu erwägen. Vorstandsvorsitzender Nikolaus von Bomhard hatte im August angekündigt, eine Entscheidung über einen Aktienrückkauf werde innerhalb der nächsten sieben Monate fallen. Zugleich strebt die Münchener Rück die Rückkehr ihres Finanzstärke-Ratings bei S&P zur Einstufung "AA" an. Analysten erwarten einen Aktienrückkauf im Volumen von rund 700 Mio. EUR bis 1 Mrd. EUR frühestens nach der Veröffentlichung der Geschäftszahlen zum dritten Quartal im November. Allerdings hatten die Analysten auch Vorbehalte von Ratingagenturen in Rechnung gestellt. "Wir denken, dass die größte Schwierigkeit mögliche Reaktionen der Ratingagenturen sind", schrieben die Analysten von JP Morgan in ihrem jüngsten Bericht. Entscheidend seien die Gewinne des Konzerns in den nächsten Quartalen. S&P hatte die Einstufung für die Münchener Rück im Jahr 2003 in zwei Schritten auf "A+" mit einem stabilen Ausblick von ursprünglich "AA+" zurückgenommen. Im Juni des laufenden Jahres hob die Agentur den Ausblick auf positiv an, während das Finanzstärke- und das Counterparty-Rating bei "A+" blieben.

Stabiler Ausblick für die Branche

Der angehobene Ausblick spiegele "den bedeutenden Fortschritt des Konzerns bei der Stärkung des Underwritings, der Preisgestaltung und dem Risiko Management" wider. Eine Höherstufung zum "AA"-Level würde eine zufriedenstellende Bewertung der Reserven des Konzerns, eine Bewertung des Risiko-Managements sowie weiterhin positive Ergebnisse erfordern, so S&P. Zugleich stellte die Agentur eine erneute Bewertung des Unternehmens für das vierte Quartal in Aussicht. "Das Unternehmen hat eine Menge Verbesserungen erreicht. Sie sind auf dem richtigen Weg", sagte Carvalho.  Eine Anhebung des Ratings sei "möglich, aber nicht sicher", sagte sie weiter ohne dies jedoch näher auszuführen. S&P hatte erst jüngst den Ausblick für die weltweite Rückversicherungswirtschaft mit "stabil" bestätigt.

A.M. Best mit anderer Meinung

Die Ratingagentur A.M. Best würde das derzeitige Rating und den Rating-Ausblick für die Münchener Rück allerdings überprüfen, sollte der Rückversicherer sich für einen Aktienrückkauf entscheiden. "Natürlich ist es die alleinige Entscheidung der Münchener Rück, wie sie ihr Kapital einsetzen will", sagte Senior Analyst Michael Zboron am Rande des jährlichen Branchentreffens der Rückversicherer in Monte Carlo. "Allerdings würde ein Aktienrückkauf mit einem möglichen Volumen von 1 Mrd. EUR Einfluss auf die Kapitalisierung des Unternehmens haben, die wir zu überprüfen haben, wenn wir Informationen über einen derartigen Plan erhalten." A.M. Best, deren Ratings besonders im US-Versicherungsmarkt Bedeutung haben, stufte den Ausblick für die Münchener Rück vergangenen November auf negativ zurück. Während A.M. Best das Rating für die Finanzstärke der Münchener Rück auf "A+" beibehielt, nahm sie das Kredit-Rating auf "AA-" von "AA" zurück. "Wir haben den Ausblick gesenkt, weil wir sehen wollten, ob die in der Vergangenheit aufgetretenen Probleme bei der US-Tochter American Re künftig gelöst sein würden", sagte Zboron. "Wir haben gemerkt, dass das Management eine ganze Menge getan hat und man kann etwas Stabilisierung der American Re über die Zeit erwarten", erklärte Zboron weiter. Zboron sagte, A.M.Best habe einen nachhaltig positiven Trend bei der Ergebnisentwicklung noch nicht gesehen. Im Jahr 2005, als außerordentlich starke Hurrikane in den USA große Belastungen für die Versicherer brachten, habe die Münchener Rück ein Nettoergebnis von 2,67 Mrd. EUR nur durch einen hohen Betrag realisierter Kapitalgewinne erzielt, fügte er hinzu. "Wir wollen nachhaltige Ergebnisse sehen und dafür schauen wir uns mindestens die Ergebnisse des vierten Quartals an", sagte Zboron. Zugleich verwies er darauf, dass die Ergebnisse der ersten sechs Monate von der nur geringen Zahl der Naturkatastrophen profitiert haben. "Wir wollen eine zuverlässige Stabilisierung (der Gewinne) sehen und wenn es die gibt, kann man über einen Aktienrückkauf sprechen", sagte Zboron. Zugleich fügte er hinzu, die Münchener Rück könnte den Einfluss eines Aktienrückkaufs auf ihre Kapitalstärke - und auf ihr Rating - durch nachrangige Anleihen zur teilweisen Finanzierung des Rückkaufs begrenzen.

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