Operational Risk bei der UBS

UBS-Händler verzockt 2 Mrd US-Dollar


UBS-Händler verzockt 2 Mrd US-Dollar News

Hat das Risikomanagement bei der UBS versagt? Ein Mitarbeiter der UBS hat der schweizerischen Großbank mit nicht autorisierten Handelsgeschäften großen Schaden zugefügt. Die UBS AG erklärte am Donnerstagmorgen, nach derzeitigem Stand summiere sich der bei einer Transaktion erlittene Verlust auf etwa 2 Mrd US-Dollar. Es sei möglich, dass die Bank deshalb im dritten Quartal einen Verlust ausweisen müsse. Kundenpositionen seien davon nicht betroffen. Zu Details wollte sich die UBS auch auf Anfrage nicht äußern.

Im Jahr 2008 hatte der Aktienhändler Jérôme Kerviel der französischen Großbank Société Générale fast 4,9 Mrd EUR Verlust mit nicht genehmigten Transaktionen verursacht.

+++ Update um 15.09.2011 um 12:25 Uhr +++

Die Polizei in London hat am frühen Donnerstagmorgen einen 31-jährigen Mann verhaftet, der im Zusammenhang mit dem milliardenschweren Spekulationsverlust bei der UBS steht. Die UBS AG erklärte, sie sei über die Verhaftung informiert worden, wollte sich darüberhinaus aber nicht äußern.

Die schweizerische Großbank hatte am Morgen erklärt, ein Mitarbeiter habe ihr mit nicht autorisierten Handelsgeschäften einen Verlust von vermutlich etwa 2 Mrd USD zugefügt. Es sei möglich, dass sie deshalb im dritten Quartal einen Verlust ausweisen müsse.

Nach Informationen der "Neuen Zürcher Zeitung" handelt es sich bei dem Mitarbeiter um einen Aktienhändler in der britischen Hauptstadt. UBS lehnte eine Stellungnahme zu dem Bericht ab. Die Bank und die Polizei wollten weder sich weder zur Identität des verhafteten Mannes äußern, noch zu der Frage, ob er für die Schweizer gearbeitet hat.

Ein Polizeisprecher sagte lediglich, der 31-jährige sei um 3.30 Uhr festgenommen worden und werde verdächtigt, seine Stellung zum Betrug missbraucht zu haben. Er befinde sich noch in Polizeigewahrsam.

 

+++ Update am 15.09.2011 um 15:21 Uhr +++

Ein Händlerskandal erschüttert am Donnerstag die Bankenwelt. Betroffen ist diesmal die schweizerische UBS. Wenige Minuten vor Handelsbeginn veröffentlichte die Großbank eine kurze Notiz, die den Kurs der UBS-Aktie wenig später unter die Marke von 10 CHF und damit auf ein neues Jahrestief fallen ließ: Ein Händler der Bank habe mit eigenmächtigen Geschäften voraussichtlich 2 Mrd USD Verlust gemacht, hieß es dort. Es sei möglich, dass auch die UBS im dritten Quartal rote Zahlen ausweisen werde.

Am Mittwochabend waren die hohen Verluste in der Bank aufgefallen. Noch am Donnerstag, so verlautete aus informierten Kreisen, waren die Banker damit beschäftigt, alle Positionen zu schließen, um den Schaden zu begrenzen. Den mutmaßlichen Verursacher nahm die Londoner Polizei in der Nacht fest: Es ist ein 31-jährigen Aktienhändler, der seine Position in "betrügerischer Weise missbraucht" haben soll. Nach unbestätigten Informationen des "Wall Street Journal" handelt es sich um Kweku Adoboli, einen seit fünf Jahren zugelassenen Händler, der im ETF-Handel der UBS tätig ist. Die "Neue Zürcher Zeitung" zitiert die UBS am Morgen mit der Aussage, die Verluste habe ein "Händler mit beträchtlicher krimineller Energie" verursacht.

Damit stellt sich bei der UBS die Frage nach der internen Risikokontrolle. Analyst Jemej Omahen von Goldman Sachs erklärte, am gravierendsten sei der neuerliche Reputationsverlust für die Bank. Der finanzielle Verlust sei zu verdauen, insgesamt sei der Vorfall aber ein Anlass, das Investmentbanking deutlich zu verkleinern.

Schon in der Finanzmarktkrise vor drei Jahren hatte der Bereich hohe Verluste verursacht. Insgesamt 50 Mrd USD musste die Bank auf Wertpapiere seinerzeit abschreiben. Seitdem bemüht sich CEO Oswald Grübel, das Vertrauen der oftmals wohlhabenden UBS-Kundschaft zurückzugewinnen. Wohl auch deshalb betonte die UBS am Morgen, es sei sicher, dass Kundenpositionen von den Aktionen des Händlers nicht betroffen seien.

Trotzdem brach die Notierung der UBS-Aktie am Morgen an der Schweizer Börse in Zürich binnen Minuten auf 9,88 CHF ein und damit auf den niedrigsten Stand seit März 2009. Bis zum Nachmittag erholte sich der Kurs geringfügig, liegt aber noch immer 8,7% im Minus.

Der verdächtige UBS-Mitarbeiter ist der letzte von etlichen Wertpapierhändlern, die in den vergangenen Jahren mit kriminellen Geschäften Milliardenschäden bei ihren Arbeitgebern verursacht haben. Der Franzose Jerome Kerviel sorgte Anfang 2008 bei der Societe Generale für einen Verlust von rund 4,8 Mrd EUR. Mit Futures-Geschäften verspekulierte sich Nick Leeson Mitte der 90er Jahre in Singapur und sorgte am Ende für den Zusammenbruch der Barings Bank. Rund 2,6 Mrd USD Handelsverlust produzierte bis 1996 der Sumitomo-Händler Yasuo Hamanaka mit Kupfergeschäften an der London Metal Exchange.

 

CHRONOLOGIE DES FINANZ-BETRUGS

Einige spektakuläre Fälle:

  • Dezember 2009: Der Milliardär und Hedgefonds-Chef Raj Rajaratnam wird in New York wegen Betrugs und Verschwörung angeklagt. Zusammen mit 21 Komplizen soll er durch Insider-Geschäfte bei großen Firmenzusammenschlüssen laut US-Börsenaufsicht SEC illegale Gewinne von 53 Millionen Dollar (36 Millionen Euro) eingestrichen haben. Unter anderem ging es um Aktien von IBM, Google und der Hilton-Hotelkette.
  • Juni 2009: Der US-Milliardenbetrüger Bernard Madoff wird von einem Gericht in New York zu 150 Jahren Gefängnis verurteilt. Der Ex-Broker hatte mit einem rund 65 Milliarden Dollar (46 Mrd Euro) schweren Schneeball-System beim bis dahin größten Betrugsfall der Finanzgeschichte weltweit tausende Anleger geschädigt.
  • Februar 2009: US-Behörden decken den Milliarden-Schwindel um die texanische Stanford International Investment Bank auf. Nach Angaben der US-Börsenaufsicht SEC soll Robert Allan Stanford mit seiner Bank Anleger um rund acht Milliarden Dollar (6,3 Mrd Euro) geprellt haben. Im Juni wird Stanford festgenommen.
  • Januar 2009: Die spanische Polizei hebt eine Betrügerbande aus, die an der Londoner Börse 450 Millionen Euro erschwindelt haben soll. Die Bande soll über fünf Jahre die Aktienkurse einer Scheinfirma mit komplizierten Transaktionen und gefälschten Papieren künstlich in die Höhe getrieben und dann mit großen Gewinnen verkauft haben.
  • Januar 2005: Der Betrug der Frankfurter Firma Phoenix Kapitaldienst fliegt auf. Das Unternehmen hatte seit Anfang der 1990er Jahre mit Hilfe gefälschter Unterlagen Wertpapiergeschäfte vorgetäuscht und Anleger so um insgesamt gut 600 Millionen Euro geprellt. Zwei Ex-Manager werden 2006 zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt.
  • Juni 2002: Ein Bilanzbetrug des zweitgrößten USA-Anbieters von Ferngesprächen WorldCom im Umfang von 3,85 Milliarden Dollar (3,97 Mrd. Euro) erschüttert weltweit die Börsen. Im August gibt das zahlungsunfähige Unternehmen zusätzliche Falschbuchungen in Höhe von 3,2 Milliarden Euro zu. Im März 2005 wird Ex-WorldCom Bernard Ebbers in New York wegen Betrugs zu 25 Jahren Haft verurteilt.
  • Dezember 1995: Der britische Finanzjongleur Nick Leeson wird in Singapur wegen Betrugs zu sechseinhalb Jahren Haft verurteilt. Er hatte mit Fehlspekulationen in Höhe von 860 Millionen Pfund (damals knapp zwei Milliarden Mark) den Zusammenbruch der Barings-Bank ausgelöst. Bei der ältesten britischen Handelsbank war sogar die Queen Kundin.

 

[Bildquelle: iStockPhoto]

Kommentare zu diesem Beitrag

RiskNET Redaktion /15.09.2011 11:01
+++ UBS verlieren fast 6% +++

Der Aktienmarkt in Zürich setzt seine jüngste Erholungsbewegung am Donnerstag fort, allerdings gebremst durch ein deutliches Kursminus beim Indexschwergewicht UBS. Das Ausbleiben neuer negativer Nachrichten zur Euro-Schuldenkrise sorge wieder für etwas mehr Risikobereitschaft der Anleger, heißt es. Der SMI gewinnt gegen 10.46 Uhr MESZ 0,6% auf 5.452 Punkte.

Dass das Plus nicht stärker ausfällt ist der UBS-Aktie geschuldet, die um 5,8% auf 10,30 CHF zurückfällt. Die UBS hat am Morgen berichtet, ein Mitarbeiter habe der Bank mit nicht autorisierten Handelsgeschäften nach derzeitigem Stand bei einer Transaktion einen Verlust von etwa 2 Mrd USD beschert. Es sei möglich, dass die Bank deshalb im dritten Quartal einen Verlust ausweisen müsse.

"Das ist natürlich ein ganz schlechtes Timing", heißt es dazu im Handel. Aber, sollte sich das Ganze als einmalige Belastung erweisen, und sollte das Management professionell damit umgehen, dürfte die Bank recht unbeschadet aus der Affäre hervorgehen.

Dass es sich um ein auf die UBS begrenztes Problem handeln dürfte, darauf deuten die Kurse der Credit Suisse und von Julius Bär an. Sie legen im positiven Markttrend um 3,1% bzw 2,2% deutlich zu.

Tagesfavoriten sind unterdessen bislang die zyklischen Adecco (+4,2%) und Transocean (+3,3%). Die defensiven Marktschwergewichte Roche, Nestle und Novartis weisen nur minimale Aufschläge auf.
Erik /15.09.2011 11:47
Leider haben die Banken immer noch nix gelernt. Es wird weiter fleissig gezockt. Und die Zocker werden gedeckt von den Entscheidern und Vorständen, die Gefangene ihres eigenen Systems sind. Oder auch Getriebene der Kapitalmärkte ...

Warum regen sich alle über die Aktionen von ERGO & Co auf. Das ist alles harmlos im Vergleich zur Zockerwelt der Banken. In dieser "Branche" gehoeren Drogenkonsum und Prostitution zum Alltag. Nein, noch nicht überzeugt. Dann empfehle ich die Dokumentation von "Inside Job" Siehe http://www.sonyclassics.com/insidejob/

Regisseur Charles H. Ferguson weist darauf hin, dass die Vereinigten Staaten das Land mit der größten Spreizung bei Einkommen und Vermögen in der westlichen Wirtschaft seien und dass sich diese Schieflage im Zuge der Finanzkrise weiter verschärft habe. In seiner Rede zur Entgegennahme des Oscars wies Ferguson als erstes darauf hin, dass keiner der Schuldigen wegen der Verursachung der Finanzkrise verurteilt worden seien. Dies sei ein Fehler. Ja, und leider nicht der Einzige ;-(
user /15.09.2011 11:51
warum die aufregung? was sind denn 2 mrd. usd? der internationale waehrungsfonds (IWF) hat die weltweiten wertpapierverluste infolge der letzten finanzkrise ab 2007 auf vier billionen usd geschaetzt ;-(
katie /15.09.2011 13:12
Typisches Anreizproblem: Wenn so ein Trader mit Millionen Bonis gelockt wird, dann zockt er halt. Und ab und zu geht die Sache gut ... und mal eben nicht. Da sollte man mal intensiv über die Vergütungslogik nachdenken!
petra /16.09.2011 08:39
Der Reputationsverlust ist um Dimensionen höher als die 2 Mrd US-Dollar. Es ist unglaublich, dass ein 31-Jähriger Youngster seinen Arbeitgeber dermaßen betrügen kann. Da müssen doch alle IKS und Risk-Management-Systeme völlig versagt haben. Die Banken haben nach Jérôme Kerviel rein garnix gelernt. Beide waren Händler im Delta-One-Handel und haben es versäumt sich durch Gegengeschäfte abzusichern (das sollte Teil des Risk Managements sein). Beide haben das unterlassen ... wie formulierte das der 31-jährige Zocker Adoboli: "Brauche ein Wunder ... nun ja ... und das blieb wohl aus ;-(
Markus /16.09.2011 12:52
@petra

"...Brauche ein Wunder ... nun ja ... und das blieb wohl aus..."

Vermutlich hat ihm die Schweizer Notenbank mit der Kopplung des Franken an den Euro das Genick gebrochen.

10Cent Aufwertung sind bei ungedeckten Positionen nur mit Madoffschen Methoden hedgebar.
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