Spanien zwingt Banken zur Kapitalerhöhung

Spanien: Notenbank diagnostiziert Kapitallücke bei Banken


Spanien: Notebank diagnostiziert Kapitalücke bei Banken News

Die spanische Notenbank hat bei zwölf heimischen Instituten einen Kapitalbedarf von mehr als 15 Mrd EUR entdeckt und diese dazu aufgefordert, innerhalb von gut zwei Wochen einen Plan zur Rekapitalisierung vorzulegen. Bis Ende September haben die betroffenen Institute nun Zeit, um auf die geforderte Kernkapitalquote von 8 Prozent zu kommen. Analysten misstrauen den Vorgaben aus Spanien und sehen den Kapitalbedarf im Krisenfall deutlich  höher. Betroffen von der Aufforderung der Notenbank vom Donnerstag sind zwei spanische Banken, acht Sparkassen und zwei inländische Töchter ausländischer Institute, darunter die spanische Tochter der Deutschen Bank (Deutsche Bank S.A.E.). Die Deutsche Bank muss die Kernkapitalquote ihrer Tochter um 182 Mio EUR oder 1,6 Prozentpunkte aufbessern.

Die Frankfurter Bank teilte umgehend mit, dass sie der spanischen Notenbank bereits einen Plan zur Umsetzung der Anforderung vorgelegt hat. Da das größte deutsche Geldhaus bislang wohl ohnehin Kernkapital für seine spanische Tochter vorhält, müsste es dieses theoretisch nur umschichten.

Anders sieht die Sache bei den spanischen Sparkassen (Cajas) aus. Diese müssen laut Berechnungen der Notenbank rund 14 Mrd EUR auftreiben. Ein Teil der Institute hat bereits Pläne eingereicht, das nötige Kapital etwa auf dem Wege eines Börsengangs einzusammeln.

Neben der Deutschen Bank ist als ausländisches Institut auch die Barclays plc betroffen. Die neuen Anforderungen für die spanische Tochter seien im Rahmen der Kapitalplanung und man werde diese erfüllen, sagte ein Sprecher der britischen Bank. Es gebe keinen Bedarf, weiteres externes Kapital aufzunehmen.

Die Mitteilung der spanischen Notenbank könnte als Reaktion auf eine ebenfalls am Donnerstag veröffentlichte Studie der Ratingagentur Fitch verstanden werden. Fitch hat das spanische Bankensystem einem eigenen Stresstest unterzogen und in einem Basisszenario eine Kapitallücke von 38 Mrd EUR festgestellt. In einem extremeren Risikoszenario, das auf den Erfahrungen mit dem irischen Bankensektor beruht, liegt der Fehlbetrag sogar bei 96,7 Mrd EUR.

Das Gros gehe dabei auf den Sparkassensektor zurück. Auf die so genannten Cajas entfielen Ende September 2010 rund 40 Prozent aller Vermögenswerte im spanischen Bankensystem, heißt es. Fitch schätzt, dass dem Sparkassensektor im Basisszenario 19,4 Mrd EUR und im "irischen" Stressszenario 54,7 Mrd EUR fehlen würden, um eine Kernkapitalquote von etwa 10 Prozent zu erreichen.

Diese Annahmen seien aber keine Prognosen, stellte Fitch Ratings klar. Die Ratingagentur erwarte nicht, dass die Kreditausfälle in Spanien so hoch wie in Irland sein würden, weil die Dynamik bei der Hypothekenvergabe und bei den Gewerbeimmobilien in beiden Ländern unterschiedlich sei.

Noch düsterer wird die Lage im Krisenfall von der Ratingagentur Moody's gezeichnet. Der Kapitalbedarf spanischer Banken liegt den Kreditanalysten zufolge zwischen 40 Mrd bis 50 Mrd EUR. In einem Risikoszenario könnte der Kapitalbedarf gar 110 Mrd bis 120 Mrd EUR betragen. Auch wegen der hohen Kosten der Restrukturierung des Bankensektors hatte Moody's am Donnerstag bereits die Kreditwürdigkeit Spaniens um eine Stufe gesenkt.

Am Aktienmarkt werden die Angaben der spanischen Notenbank mit Skepsis aufgenommen. Es sei offenkundig, warum die Märkte ins Zweifeln kommen, wenn sowohl Moody's als auch Fitch höhere Summen nennen, sagte Michael Symonds, Kreditanalyst bei Daiwa Capital Markets. Um den Zustand der Banken zu erfassen, seien die Zahlen der Notenbank nicht hilfreich gewesen, meinte Analyst Joseph Dickerson von der Investmentbank Espirito Santo in London. Was man eigentlich wissen wolle sei die Frage nach dem tatsächlichen Kapitalbedarf dieser Banken in einem Krisenszenario, so Dickerson.

Andere Analysten versuchten die voneinander abweichenden Angaben der Notenbank und der Ratingagenturen zu erklären und hoben hervor, dass die spanischen Regulatoren unterschiedliche Definitionen des Kernkapitals benutzten. So müssten spanische Banken ihre Investments in Versicherern bei der Berechnung von Kapitalquoten nicht in Abzug bringen. Zudem würden in einigen Fällen auch Pflichtwandelanleihen als Bestandteil des Kernkapitals angesehen. In Großbritannien und anderen Ländern ist dies nicht der Fall.


[Bildquelle: iStockPhoto]

Kommentare zu diesem Beitrag

Frank /11.03.2011 15:21
Ich erinnere mich an ein Zitat des vormaligen spanischen Zentralbankchef, Luis Ángel Rojo Duque. Auf die Frage, wie man zukünftige Krisen vermeiden kann, hat er gesagt; „Was wir gemacht haben (also vor der Finanzkrise), sollten alle machen: Adäquate Reserven bilden. Außerdem müsste man vorsichtiger mit Derivaten sein.“ Aber eigentlich bedürfe es gar nicht vieler Regeln, „das Wichtigste ist, dass die Bankaufsichten die ihnen unterstellten Institute durch ein systematisches Inspektionssystem im Auge behalten!“ Okay, wohl doch nicht soviel gelernt ...
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