Was falsch gelaufen ist

Risikomanagement im Finanzsektor


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Die aktuelle Kontroverse in Deutschland um die 2,9 Millionen Euro Bonuszahlung an den HSH-Nordbank-Chef Dirk Jens Nonnenmacher ist eine gute Gelegenheit, auf einen Richtungsstreit im Finanzsektor über das richtige Risikomanagement aufmerksam zu machen. Nonnenmacher steht dabei auf jener Seite, die veraltete Konzepte im Risikomanagement als moderne Ideen verkauft.
Gemeint sind die gängigen Risikomanagementmodelle vom Typ Markowitz, die seit ungefähr 50 Jahren in der Praxis eingesetzt werden. Geschäfts- und Investmentbanken sind seit 10 oder 15 Jahren fest in der Hand von Leuten, die diese Richtung vertreten.

Zählebige Fehlkonstruktionen

Wie das geht? Ganz einfach: Auch eine Fehlkonstruktion kann recht und schlecht überleben, wenn sie nicht extremen Belastungen ausgesetzt ist. Jüngst wurde oft behauptet, die derzeitige Finanzkrise sei nur auf die fehlerhafte Anwendung richtiger Finanzmodelle zurückzuführen. Das ist falsch. Die Grundstruktur ist nicht in Ordnung.

Um künftig Finanzkrisen zu vermeiden, müssen die Fehlkonstruktionen entsorgt werden, inklusive ihrer Vertreter in den Chefetagen der Banken. Ausgangspunkt meiner Kritik ist die Tatsache, dass es zwei unterschiedliche Risikotypen gibt: Zustandsrisiken und Verhaltensrisiken. Zustandsrisiken sind unkontrollierbare Umweltzustände, wie sie etwa beim Roulette-Spiel oder bei Naturkatastrophen vorkommen. Im Gegensatz dazu geht es bei Verhaltensrisiken um die Unvorhersehbarkeit menschlichen Verhaltens. Diese Risiken treten etwa beim Pokerspiel und beim Schach auf, ferner bei Finanzmarkt- und Übernahmetransaktionen.

Der entscheidende Unterschied ist die Abwesenheit oder Anwesenheit von Auswirkungen menschlich gesteuerter Interventionen. Ein Erdbeben tritt unabhängig davon ein, ob Menschen Vorsichtsmaßnahmen getroffen haben. Ob es zu einer Finanzkrise kommt, ist dagegen entscheidend davon abhängig, ob die Leute vorsichtig waren. Der Vergleich von Roulette und Poker erklärt vieles: Was immer der Roulette-Spieler tut, ob er sein Geld auf 10, 20 oder 13 setzt, die Eintrittswahrscheinlichkeit für jede Zahl oder Zahlenkombination ist von außen vorgegeben und unveränderlich. Es sei denn, ein Betrüger manipuliere das Roulette-Rad. Das wäre schon wieder ein Verhaltensrisiko. Bei fairen Bedingungen ist das Ergebnis kalkulierbar, es unterliegt den Gesetzmäßigkeiten der Wahrscheinlichkeitsrechnung. Der Gegner des Roulette-Spielers ist das   Schicksal, die Natur oder Gott. Dieser Gegenspieler ändert die Eintrittswahrscheinlichkeiten nicht, ist also ein "passiver Gegner". Das ist das Weltbild von Naturwissenschaftlern und Ingenieuren.

Beim Pokern hingegen reagiert der Gegner auf jede Aktion des ersten Spielers mit einem genau kalkulierten Gegenzug. Von Passivität kann keine Rede sein. Die Reaktion des Gegners berücksichtigt sehr genau, was der erste Spieler vorher getan hat. Der erste Spieler handelt aber ebenso und berücksichtigt die Vorgaben des zweiten Spielers usw. Wir bezeichnen dieses Reaktionsmuster als strategische Interdependenz. Mit Wahrscheinlichkeitsaussagen kann man hier keine Lösung finden. Wie sich jeder Spieler verhält, erklärt ein anderer Ansatz: die Spieltheorie. Die Risikosituation mit einem aktiven Gegenspieler ist hinsichtlich ihrer Eigenschaften Lichtjahre entfernt von einer Risikosituation mit einem passiven Gegenspieler.

Wahrscheinlichkeits- versus Spieltheorie

Die Analysemethoden für diese beiden Fälle müssen sehr unterschiedlich sein: Bei Zustandsrisiken kommt die Wahrscheinlichkeitstheorie, bei Verhaltensrisiken dagegen die Spieltheorie zum Einsatz. Die Wahrscheinlichkeitstheorie kennt man seit Jahrhunderten, zu ihren Spezialisten ("Stochastiker") gehören Gauss, Pascal oder Bernoulli. Ihre korrekten Anwendungsgebiete sind seit je die Naturwissenschaften: Physik, Chemie, Biologie, Medizin sowie das Ingenieurwesen.

In der Natur herrschen Gesetzmäßigkeiten, für die es – wie im Roulette –   Eintrittswahrscheinlichkeiten gibt, die kein Mensch verändern kann. Will man mit diesem Modell aber Entscheidungen auf Finanzmärkten steuern, dann macht man so gut wie alles falsch, "Financial Engineering" ist zum Scheitern verurteilt.
Die Spieltheorie hingegen gibt es erst seit dem Zweiten Weltkrieg. Im Gegensatz zur Wahrscheinlichkeitstheorie hat sie keinen Eingang in die Schulmathematik gefunden und fristet in der Wissenschaft ein merkwürdiges Schattendasein. In der Öffentlichkeit wurde sie erst durch das Buch und den Film "A Beautiful Mind" über das Leben des Spieltheoretikers John Nash bekannt. Diese Theorie sucht und findet Lösungen für Entscheidungssituationen mit strategischer Interdependenz.

Banker Nonnenmacher ist gelernter Stochastiker. Er hat auch Medizin studiert und sein Weltbild an naturwissenschaftlichen Laborbedingungen geschult. Er hat in Zustandsrisiken zu denken gelernt und kann hier stellvertretend stehen für all die Physiker und Ingenieure, welche die Banken in den vergangenen Jahren angeheuert haben.

Die Spieltheorie ist für Stochastiker ein Fremdwort. Warum man im Bankensektor solche Fehlbesetzungen durchführt und sie mit fetten Bonus-Zahlungen vergoldet, bleibt ein Geheimnis – im Falle Nonnenmachers dasjenige der für die Landesbank zuständigen Politiker in Norddeutschland.

In der falschen Welt unterwegs

Übertragen Stochastiker die Laborbedingungen der Naturwissenschaften auf die Rahmenbedingungen von Finanzmärkten, befinden sie sich buchstäblich "in der falschen Welt". Natürlich sehen sie, dass es auf Finanzmärkten keine naturgegebenen   Wahrscheinlichkeitsverteilungen gibt, ohne die sie mit ihren Wahrscheinlichkeitsrechnungen eigentlich gar nichts anfangen können. Was tun sie, um die Lücke zu füllen? Sie nehmen einfach historische Wahrscheinlichkeitsverteilungen. Daten aus der Vergangenheit als Ersatz für nicht vorhandene Gegenwartsdaten. Damit sind sie zwar in der Lage, ihre Wahrscheinlichkeitsrechnungen durchzuführen, merken aber gar nicht, dass sie zwei gravierende Fehler machen.

Fehler Nummer eins: Die historischen Daten repräsentieren nicht die aktuelle Lage, sondern eine vergangene Situation. Ein Autofahrer hat eine beschlagene Frontscheibe. Er kann nicht nach vorn schauen und benutzt den Rückspiegel als Ersatz. An der nächsten Kurve wird er einen Unfall bauen. Fehler Nummer zwei: Für einen Spieltheoretiker sind Wahrscheinlichkeitsverteilungen unbrauchbar und überflüssig.

Ein Fussballspieler merkt gar nicht, dass er in einer Handballmannschaft eingesetzt wird. Er kennt weder die Spielregeln noch die Strategieabsprachen. Beide Fehler zusammen verursachen ein totales Chaos, wie jüngst in der Finanzkrise geschehen. Die personellen Fehlbesetzungen müssen nun dringend korrigiert werden, denn die alte Garde der Stochastiker will genau da weitermachen, wo sie vor zwei Jahren aufhören musste.

 

Wie die Spieltheorie das stochastische Konzept ergänzt

Theorie: Kernstück des stochastischen Konzeptes ist die Berechnung eines Fair Value. Der Fair Value ist ein hypothetischer Wertpapierpreis bei Unterstellung informationseffizienter Finanzmärkte. Mit der Marktrealität hat der Wert nicht viel gemeinsam, wie die Krise gezeigt hat. Die Diskrepanz zwischen hypothetischen und realisierten Marktpreisen ist die Basis des strategischen Konzeptes. Der strategische Ansatz unterstellt ineffiziente Finanzmärkte.
Auch die praxisorientierte Wirtschaftlichkeitsrechnung basiert auf der Annahme der Informations-Ineffizienz. Deshalb gilt: NPV = PV – A > 0 (NPV = Nettokapitalwert, PV = Bruttokapitalwert, A = Anschaffungspreis).
Auf effizienten Märkten gilt aber NPV = 0 oder PV = A. In Stochastiker-Terminologie ist PV der Fair Value. Weil Stochastiker effiziente Märkte unterstellen, ist der realisierte Marktpreis A gleich dem Fair Value PV. Das ist der Hintergrund für die starke Betonung des Fair Value. Bei Ineffizienz gilt dagegen NPV > 0. Aus PV = A + NPV erhält man eine wohldefinierte Aufteilungsregel: A ist der Anteil, den die Bank als Preis für das Finanzprodukt kassiert; der positive Rest NPV ist der Anteil des Anlegers.

Anwendung: In der Beispielrechnung existieren zwei Spieler: Bank und Anleger. Die Bank hat zwei Produkte X und Y entwickelt.  Der Fair Value von X sei 40, der von Y sei 50. Die Bank muss sich entscheiden – sie kann nur genau ein Produkt anbieten. Der Anleger kauft das angebotene Produkt. Er wählt zusätzlich eine Absicherungsstrategie. Dabei muss er sich zwischen Strategie M und Strategie N entscheiden. Aus den zwei mal zwei Strategien erhält man vier Strategiekombinationen: XM, XN, YM und YN.


Tabelle 1: Aufteilungs-Design



Tabelle 2: Spielmatrix

Die Zahlen in Tabelle 1 sind fiktiver Natur. Sie können von beiden Spielern beobachtet werden. Die Spielmatrix in Tabelle 2 enthält die Zahlen über die Anteile aus Tabelle 1. Jedes Feld der Matrix steht für genau eine Strategie-Kombination. In jedem Feld findet man zwei Zahlen. Die erste Zahl gilt für den Zeilenspieler «Anleger», die zweite für den Spaltenspieler "Bank". Welche Kombination aus Tabelle 2 ist das Nash-Gleichgewicht? Das Nash-Gleichgewicht ist definitionsgemäss jene Kombination, von der kein Spieler abweicht, wenn der Gegenspieler daran festhält. Im Beispiel ist das die Kombination XN. Weder Bank noch Anleger werden abweichen. Bei allen anderen Kombinationen treten Abweichungen auf. Die Bank wird bei XN das X-Produkt anbieten, obwohl der Fair Value kleiner ist als beim Y-Produkt. Im Stochastik-Ansatz hätte die Bank das Y-Produkt mit dem hohen Fair Value gewählt. Die Fehlentscheidung ist darauf zurückzuführen, dass eine "falsche Welt" unterstellt wurde. Bei Informationseffizienz herrschen marktuntypische Laborbedingungen.

Die real existierenden Finanzmärkte sind durch ineffiziente Informationsverteilungen gekennzeichnet. Stochastiker können oder wollen diesen Unterschied nicht sehen. Angesichts der Krisentrümmer sollten sie aber zum Umdenken und zur Neuorientierung bereit sein.



Autor: Hellmuth Milde ist Gastprofessor für BWL an der Universität Luxembourg


Download des kompletten Artikels:



[Quelle: Milde, H.: Was falsch gelaufen ist, in: SCHWEIZER BANK, Oktober 2009, S. 40-41, Bildquelle: iStockPhoto] Wir danken dem Autor für die freundliche Genehmigung einer Veröffentlichung auf dem Portal RiskNET!

Kommentare zu diesem Beitrag

Bernd /23.09.2009 12:51
Wieder einmal ein Artikel zum klassischen Methodenstreit zwischen Stochastikern und Spieltheoretikern. Bringt uns das tatsächlich weiter? Wäre es nicht eher sinnvoll, die beiden Disziplinen besser zu verzahnen? Wie können Verhaltensrisiken in existierende Modelle/Methoden integriert werden (unter Nutzung der Erfahrungen aus der Spieltheorie)? Ich würde mich zu dem Thema mal einen Text wünschen ...
AAA /23.09.2009 15:39
Heute konnte man die der Tagespresse lesen, dass die angeschlagene HSH Nordbank 45 Mio. Dollar an Goldman Sachs gezahlt hatte, obwohl die Verpflichtung dazu strittig war. Es ging wohl um die Zahlung im Zusammenhang mit einer Kreditausfallversicherung (CDS) für die inzwischen pleite gegangene Bank Lehman Brothers.
Angeblich hat die US-Bank es wohl versäumt, ihre Ansprüche rechtzeitig geltend zu machen. Daher sei keine Verpflichtung zur Zahlung gegeben.
Weder die Spieltheorie noch stochastische Methoden hätten hier weitergeholfen ;-(
Pleitegeier /23.09.2009 22:12
Lieber Herr Milde, konzeptionell mag die Spieltheorie auf einer von der Praxis weit entfernten Metaebene den stochatischen Modellen überlegen sein. Die Frage wäre nur noch wie man die Spieltheorie auf Entscheidungsprobleme in der täglichen Praxis übertragen soll?

Mir nützten ja auch keine neuen Erkenntnisse der Grundlagenforschung die in 10-20 Jahren zu neuen Medikamenten führen, wenn ich heute Kopfschmerzen habe und Aspirin oder Ibuprofen ein in der Praxis gängiges Mittel dafür ist. Was werde ich wohl nehmen?
chris /24.09.2009 10:25
leider habe ich noch nicht verstanden (obwohl ich die grundlagen der spieltheorie kenne) wie die spieltheorie konkret im risikomanagement einen mehrwert liefert. welche unterstuetzung liefert die spieltheorie bei der modellierung eines kreditportfolios oder bei der analyse von marktrisiken. gilt nicht in der praixs die logik: if you don't measure, you can't manage? lg cr
rene /24.09.2009 14:19
Interesseant ist für mich, dass die Presse und der Mehrzahl der Bankexperten von den analytischen Fähigkeiten von Dr. No überzeugt sind. Sind etwa alle im Irrglauben und müssen erst mal Nachhilfe in die Methode der Spieltheorie erhalten? I am not sure ;-)
rene /24.09.2009 21:11
Bleibt die Frage: Was macht der Spieltheoretiker an der Kreuzung? Geht er nach links oder nach rechts? Oder bleibt er stehen oder geht womöglich zurück?
Gekko /24.09.2009 21:45
Lloyd Blankfein (Goldman Sachs), Kenichi Watanabe (Nomura), John J. Mack (Morgan Stanley), Vikram Pandit (Citigroup) und eben auch Dr. No sind alle eiskalte Zocker und kennen nur "gambling". Ja, Hr. Milde, alle werden würfeln und dann erst eine Entscheidung treffen. Gordon Gekko ist da im Vergleich eine harmlose Gestalt ... und sie haben recht: die alte Garde der Stochastiker will genau da weitermachen, wo sie vor zwei Jahren aufhören musste. Und daher muss sie weg! Schnell und für immer!
Sidi /24.09.2009 22:38
Ich empfehle allen Kommentatoren den folgenden Auszug eines Interviews auf swissinfo zu lesen:

Kann man aus der Spieltheorie auch Schlüsse über die Entstehung der Finanzkrise ziehen?

Prof. Martin Kolmar, Hochschule St. Gallen: Nur zum Teil. Einige der Ursachen lassen sich mit Hilfe von spieltheoretischen Analyseverfahren besser verstehen.

Ein Beispiel, das zurückgeht auf John Maynard Keynes: Das Herdenverhalten auf den Finanzmärkten. Dort möchte jeder die Wertpapiere kaufen, die die grössten Wertsteigerungen haben werden. Dies hängt aber von den Erwartungen aller anderen Marktteilnehmer ab. Wenn alle glauben, dass der Preis eines Papiers steigt, dann wird diese Erwartung selbsterfüllend, wenn alle denken, dass er fällt, ebenso. Es gewinnt demnach nicht derjenige auf dem Finanzmarkt, der die besten Aktien in einem objektiven Sinn findet, sondern derjenige, der am besten versteht, was der durchschnittliche Anleger denkt, wie dieser Finanzmarkt funktioniert. Mit Hilfe spieltheoretischer Überlegungen kann man die Funktionsweise solcher Märkte besser verstehen.

Ein Punkt, bei dem die Spieltheorie sehr geholfen hat, ist die Frage, wie man mit den Rettungsmassnahmen für Banken und Unternehmen umgeht. Da ist klar, wenn Unternehmen schon vorher antizipieren können, dass sie am Ende gerettet werden, wird das ihr Verhalten beeinflussen. Sie gehen also viel höhere Risiken ein, wenn sie wissen, dass sie im Insolvenzfall vom Staat gerettet werden. Der Staat hat also ein Interesse daran anzukündigen, dass er nicht retten wird. Gleichzeitig gibt es aber ein Interesse an der Rettung, wenn das Kind im Brunnen liegt. Ein solches sogenanntes Zeit-Inkonsistenz-Problem wurde sehr ausführlich von Spieltheoretikern untersucht.
Andreas /25.09.2009 08:04
Verhaltensrisiken und Spieltheorie hin oder her. Die Gier ist längst wieder zurück an den Finanzmärkten. Wer interessiert sich da für Spieltheorie? Zocken und Exzesse sind angesagt!
Guesty /25.09.2009 10:10
Game theory is potentially hazardous to your social acceptability.
Extensive exposure to game analysis is dangerous for immature people or any whose resistance to new understanding is not yet fully calcified.

It may dispel illusions, reduce myth retention, immunize one to political oratory, disrupt financial indoctrination, alienate friends, and create unknown dismale side effects. Initial dosage should be by prescription under permanent monitoring by an expert.

Nash and his friends disclaim liability for damages from misapplication.
Henning /26.09.2009 10:56
Aus meiner Sicht kann insbesondere der Herdentrieb der Banken pefekt mit der Spieltheorie beschrieben und analysiert werden. Fast alle Marktteilnehmer sind noch schnell auf den Zug aufgesprungen, um ja nicht den Anschluss an die Renditejadg zu verpassen. Dabei haben sie alle mit den gleichen fehlerbehafteten Methoden (siehe Markowitz & Co) und vor allem Risikomaßen (siehe Value at Risk, der vor allem Extremereignisse wunderbar eliminiert, da die Ereignisse jenseits des definierten Konfidenzniveaus, bsp. 99 Prozent, schlicht und einfach ausgeblendet werden) gerechnet. Alle dachten dabei, dass die Märkte vom Zufall bestimmt werden (sh. oben der exzellente - wenn auch etwas provozierende Text von H. Milde), dabei hingen die Marktentwicklungen vielmehr vom Verhalten der anderen Marktteilnehmer ab.

Fazit aus meiner Sicht (und daraus lässt sich vielleicht das Missverständnis vieler Kommentatoren oben ableiten): Die Ursachen der Finanzkrise sind äußerst komplex und liegen im mikro- und makroökonomischen Bereich. Die Spieltheorie liefert keine umfassende Hifle bei der Analyse der Finanzkrise insgesamt. Allerdings liefert sie eine sehr gute Unterstützung bei Teilaspekten (etwa dem Herdentrieb).
RiskNET Redaktion /28.09.2009 09:34
Die Studie "Gering korrelierte Anlageklassen: Diversifikationsmodell der Vergangenheit?", die jüngst vom Center for Quantitative Risk Analysis der Ludwig-Maximilians-Universität München in Zusammenarbeit mit FidesTrust Vermögenstreuhand GmbH (München) und Wegelin & Co. Privatbankiers (St. Gallen/Schweiz) veröffentlicht wurde, kommt unter anderem zu dem Ergebnis, dass in der deutschsprachigen Finanzindustrie zwischen der aktuellen akademischen Forschung und den zurzeit in der Praxis verwendeten Verfahren eine größere Lücke klafft.
Die Portfoliotheorie, die Harry Markowitz vor über einem halben Jahrhundert entwickelte und damit einen fundamentalen Beitrag zur Kapitalmarktanalyse leistete, wurde erst Mitte der 1980er Jahre von der deutschsprachigen Finanzpraxis ernsthaft zur Kenntnis genommen und mit einiger Verzögerung von institutionellen Anlegern eingesetzt. Diversifikationsstrategien, die nicht auf dem Markowitz-Ansatz beruhen und versuchen, gegebene Renditeeigenschaften zu berücksichtigen, werden nur von wenigen Marktteilnehmern angewandt.

Weitere Informationen zur Studie finden Sie hier:
http://www.risknet.de/index.php?RDCT=c5d2849e87109493786d
RiskNET Redaktion /30.09.2009 07:53
Den Artikel von Bieta/Milde zum Thema "Herdenverhalten – Konsequenzen für Märkte, Banken und Aufseher" können Sie hier lesen:
http://www.risknet.de/index.php?RDCT=3a41e987bf318d45803f
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