Die EU plant, ältere Fahrzeuge künftig häufiger zur Hauptuntersuchung (HU) zu verpflichten. Der Gedanke dahinter: Mehr Kontrolle soll mehr Sicherheit schaffen – schließlich sind ältere Autos statistisch häufiger in Unfälle verwickelt. Doch was auf den ersten Blick nach logischer Prävention klingt, ist bei näherer Betrachtung ein klassisches Beispiel für eine Scheinkorrelation (spurious correlation).
Tatsächlich fahren insbesondere zwei Bevölkerungsgruppen überdurchschnittlich oft ältere Fahrzeuge: junge Menschen mit begrenztem Budget und ältere Menschen, die ihre Fahrzeuge über viele Jahre behalten. Beide Gruppen haben aus unterschiedlichen Gründen ein erhöhtes Unfallrisiko – etwa durch fehlende Fahrpraxis, nachlassende Reaktionsfähigkeit oder den Verzicht auf moderne Assistenzsysteme wie Notbrems- oder Spurhalteassistenten.
Die EU schlussfolgert nun: Wenn alte Autos häufiger in Unfälle verwickelt sind, dann müssen sie auch das Problem sein – und will durch mehr technische Prüfungen die Sicherheit erhöhen. Doch sie verwechselt dabei Korrelation mit Kausalität. Nicht das Alter des Fahrzeugs ist entscheidend, sondern die sozioökonomischen und verhaltensbezogenen Merkmale der Fahrenden.
Solche Denkfehler finden sich immer wieder in der Statistik und Risikobewertung. Beispiele gefällig?
- In den USA korrelierte über Jahre hinweg der Konsum von Margarine mit der Scheidungsrate in Maine – eine rein zufällige Übereinstimmung.
- Der Rückgang von Störchen in ländlichen Regionen verlief parallel zum Rückgang der Geburtenrate – ein Zusammenhang, der schlicht auf Urbanisierung zurückzuführen ist.
- Die Anzahl an Piraten nahm seit dem 18. Jahrhundert ab, während gleichzeitig die globale Durchschnittstemperatur stieg – zwei Entwicklungen ohne logischen Zusammenhang, aber mit sauberer Korrelation.
Auch die geplante EU-Regelung folgt diesem Muster. Sie bekämpft ein sichtbares Symptom – das Alter der Fahrzeuge – ohne die wahren Ursachen anzugehen. Denn die meisten schweren Unfälle werden nicht durch Bremsversagen oder abgefahrene Reifen, sondern durch menschliches Fehlverhalten verursacht: Unachtsamkeit, Alkohol, Übermüdung oder überhöhte Geschwindigkeit.
Ein wirksames Risikomanagement müsste deshalb ganz anders ansetzen: mit gezielter Förderung von Fahrsicherheitstrainings für Risikogruppen, mit mehr Zugang zu sicherer Fahrzeugtechnik – etwa über Anreizsysteme für den Erwerb sicherer Gebrauchtwagen – und mit Bildungsoffensiven zur Prävention.
Fazit: Die Idee der EU ist gut gemeint – aber schlecht gemacht. Statt das Risiko an der Wurzel zu packen, beschäftigt man sich mit einem Nebenschauplatz. Wer Sicherheit im Straßenverkehr wirklich verbessern will, sollte nicht nur auf das Blech schauen, sondern auf die Menschen dahinter.



