IOSCO will Ratingagenturen stärker unter die Lupe nehmen


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Die Internationale Organisation der Wertpapieraufsichtsbehörden (IOSCO) hat den Verhaltenskodex für Ratingagenturen verschärft. Bedeutende Änderungen seien nötig, um das Vertrauen der Anleger und der Finanzmärkte zu erhalten, so Michel Prada, Vorsitzender des Technischen Ausschusses der Organisation in Madrid. Die IOSCO nimmt eine führende Rolle bei der Aufstellung internationaler Standards auf dem Gebiet der Wertpapieraufsicht ein. Sie fördert die Kooperation zwischen den Wertpapieraufsichtsbehörden. Mitgliedsbehörden tauschen Informationen aus und entwickeln Standards, um national und grenzüberschreitend die Aufsicht über den Wertpapierhandel und Markteilnehmer zu verbessern. Ziel ist ein fairer und effizienter Wertpapierhandel der die Anlegerinteressen berücksichtigt.

In den vergangenen Monaten habe die Rolle der Ratingagenturen bei der Entwicklung des Markts für strukturierte Finanzprodukte ernsthafte Fragen der weltweiten Aufsicht über die Finanzmärkte aufgeworfen. Fortan dürfen die Agenturen keine Ratings für strukturierte Finanzprodukte mehr ausstellen, wenn sie die Emittenten zuvor bei der Konstruktion dieser Papiere beraten haben. Dies geht aus dem überarbeiteten Verhaltenskodex hervor, den die Behörde veröffentlichte. Bislang hatten die Ratingagenturen stets abgestritten, sowohl Beratung als auch Bewertung angeboten zu haben. Offenbar gab es in einigen Fällen aber doch die Gefahr von Interessenskonflikten, da Agenturen die von ihnen bewerteten komplexen Anleiheprodukte auch selbst mitentwickelten.

Überwachungsgremium gefordert

Die europäischen Aufseher fordern schon seit längerem die Schaffung eines Gremiums, das die Einhaltung der Regeln überwacht und sanktioniert. So spricht sich die deutsche Finanzaufsicht BaFin für ein internationales Überwachungsgremium für Ratingagenturen mit weitreichenden Eingriffsrechten aus. Nur so kann nach Einschätzung von BaFin-Chef Jochen Sanio sichergestellt werden, dass die Bonitätsprüfer den freiwilligen Verhaltenskodex, der von der Organisation Internationaler Wertpapieraufseher (Iosco) erarbeitet wurde, wirklich umsetzen.

Papier ist bekanntlich geduldig. "Bislang stehen die Standards nur auf dem Papier", sagte der BaFin-Chef in einem Interview mit der FTD. "Angesichts der Fehlleistungen der Ratingagenturen reichen solche Willensbekundungen nicht mehr aus", sagte Sanio. "Wir müssen uns über Kontrollen vergewissern, dass die Vorgaben des Iosco-Kodex in der Praxis auch lückenlos eingehalten werden." Auch EU-Binnenmarktkommissar Charlie McCreevy geht das IOSCO nicht weit genug. Die Ratingagenturen, denen vorgeworfen wird, die Anleger im Zuge der Subprimekrise zu spät über die wachsenden Ausfallrisiken von auf US-Hypotheken basierenden Wertpapieren gewarnt zu haben, würden damit erstmals der Finanzaufsicht unterworfen, was sie mit allen Mitteln zu vermeiden suchen. Das Kontrollgremium „sollte keine Truppe zum Kaffeetrinken sein, sondern mit harten Kontrollrechten ausgestattet werden. Das bedeutet, es muss jederzeit die Einhaltung der Standards innerhalb der Ratingagenturen selbst prüfen können", forderte Sanio. Damit verbunden sei der Zugriff auf alle einschlägigen Unterlagen.

[Bildquelle: sickti/aboutpixel.de]

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