Industrieversicherung immer noch nicht am Ende des Tunnels


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Laut dem halbjährlich veröffentlichten Versicherungsmarkt-Report für Europa, den Mittleren Osten und Afrika des Industrieversicherungsmaklers und Risikoberaters Marsh gaben die Prämien in der Industrieversicherung auch im zweiten Halbjahr 2007 weiter nach oder verharrten zumindest auf niedrigem Niveau. Wie nun bereits seit vier Jahren waren dabei in nahezu allen Sparten wieder Prämienreduzierungen möglich. Besonders harter Wettbewerb unter den Versicherern herrschte vor allem in den Bereichen Umwelthaftpflicht, Managerhaftpflicht (D&O) und Kfz (Flottenversicherungen). Im Rahmen des Reports werden die von Marsh getätigten Platzierungen bei führenden Versicherern analysiert. Die Studie deckt sieben Versicherungssparten in 40 Ländern ab.

Mit einem Ende des weichen Marktes ist in diesem Jahr laut dem Versicherungsmarkt-Report nicht mehr zu rechnen, sofern keine Katastrophenschäden eintreten. Da aber in einigen Sparten die Schaden-Kosten-Quote bereits nahe 100 Prozent liegt, wird der Spielraum für Preissenkungen künftig wohl geringer sein.

Kampf um Großkunden verschärft sich weiter

Auch auf dem deutschen Industrieversicherungsmarkt sind viele Versicherer offensichtlich bereit, mit den ohnehin niedrigen Prämien noch weiter nach unten zu gehen – vor allem dann, wenn es darum geht, attraktive Großkunden zu halten oder zu gewinnen. Große Kunden und solche mit guten Schadenhistorien profitierten deshalb besonders von den aktuellen Marktverhältnissen. So konnten beispielsweise Fonds mit großen Immobilienportfolios hohe Nachlässe für ihre Gebäudeversicherung erhalten. Ausnahmen bildeten, wie schon im Vorjahr, Bereiche mit steigender Schadenanzahl oder einem höherem Schadeneintrittsrisiko. Hierzu gehören beispielsweise Produktrückrufversicherungen oder die Deckung bestimmter Chemie- und Pharmarisiken. "Nach wie vor wird auf dem Industrieversicherungsmarkt hart um Anteile gekämpft. Neueinsteiger drängen mit niedrigen Prämien auf den Markt, und die etablierten Versicherer ziehen mit, um ihre Anteile zu halten", berichtet Georg Bräuchle, COO der Marsh GmbH, der die Platzierung von Versicherungen in Deutschland und Österreich verantwortet. "Dadurch gibt es für Industrieversicherer derzeit nur in Nischengeschäften attraktive Renditen. In einigen Sparten, etwa bei Kfz- oder Kreditversicherungen, sehen wir bereits einen reinen Verdrängungswettbewerb. Hier liegt die Schaden-Kosten-Quote bereits heute fast bei 100 Prozent."

Weiter Intensiviert wurde der Wettbewerb auch durch den Markteintritt neuer Anbieter. Neu auf dem deutschen Industrieversicherungsmarkt ist die erst im letzten Jahr gegründete Glacier Insurance, eine Tochter der Glacier Re, die vor allem Haftpflicht- und Transportrisiken zeichnet, sowie die KA Köln.Assekuranz Agentur, ein Tochterunternehmen der Münchner Rück. Sie wurde von ehemaligen Gerling-Experten gegründet und ist auf Transport-, Unfall- und Luftfahrtversicherungen spezialisiert.

D&O-Prämien geraten unter starkem Druck

Besonders starker Wettbewerb herrschte nach wie vor auch in der Managerhaftpflichtversicherung (D&O). Die größten Anbieter in diesem Markt sind AIG, Allianz, Chubb, VOV und Zurich. Diese Sparte wandelte sich in den letzten Jahren von einem beratungsintensiven Individualgeschäft zu einem Markt mit bedarfsgerechten und leichter zu handhabenden Produkten, die unter hohem Preisdruck stehen. Das gilt vor allem für die Mittelstands-D&O. Entsprechend fiel das Prämienniveau in dieser Sparte um etwa  zehn bis 20 Prozent.

"Bis zur nächsten Erneuerungsrunde wird der Industrieversicherungsmarkt voraussichtlich weich bleiben – was natürlich nur gilt, wenn bis dahin keine Kata¬strophenschäden auftauchen", prognostiziert Bräuchle. "Sollte der Markt dann 2009 anziehen, wird dies für die Mehrheit der großen Industriekunden zunächst ohne größere Konsequenzen bleiben. Denn viele haben den weichen Markt für langjährig garantierte Prämienvereinbarungen genutzt."

Prämientrend zeigt europaweit nach unten

In den meisten mitteleuropäischen Ländern zeigte sich ein ähnlicher Trend wie in Deutschland, wobei die Prämien in Belgien und Österreich besonders stark nachgaben. Die osteuropäischen Länder tendierten überwiegend stabil. Mit bis zu 30 Prozent fiel der Preisrückgang in der Haftpflichtversicherung europaweit am stärksten aus. Auch hier war der intensive Wettbewerb der wichtigste Grund für die Preisreduktion. Die Prämien bei Kfz-Flottenversicherungen fielen ebenfalls europaweit, mit einzelnen Spitzen von bis zu 30 Prozent in Spanien. Lediglich aus Rumänien wurden wegen gestiegener Schadenzahlen Preiserhöhungen um bis zu 20 Prozent berichtet. In Griechenland stiegen die Prämien im Bereich der Kfz-Versicherung dagegen nur leicht. Aufgrund der Angleichung von Versicherungssummen an EU-Standards werden hier weitere Prämienerhöhungen erwartet.

Der Versicherungsmarkt-Report steht auf der Marsh-Website unter www.marsh.de zum kostenlosen Download zur Verfügung.


[Bildquelle: aboutpixel.de/archijack]

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