IIF warnt vor hohen Kosten bei Basel II


Das Institute of International Finance (IIF) mahnt eine stärkere Harmonisierung der internationalen Finanzaufsicht an. Im IIF, dem als "Special Affliates" auch die Rating-Agenturen Standard & Poor's und Fitch Ratings angehören, sind über 340 internationale Finanzinstitutionen aus 60 Ländern zusammengeschlossen, die sich im Banken-, Wertpapierhandels- und Versicherungssektor einer Vielzahl unterschiedlicher aufsichtlicher Institutionen und regulatorischer Rahmenbedingungen gegenüber sehen. Vor allem für international operierende Finanzkonzerne weitet sich dieser Umstand zunehmend zum Problem aus, vor allem weil die Kosten in den letzten Jahren zum Teil erheblich gestiegen sind. So rechnet etwa die Commerzbank AG vor dem Hintergrund von Basel II bei der Verbesserung des internen Risiko-Managements mit einem Investitionsvolumen von rund 240 Mio. €. "Die Kosten und die Risiken einer Überregulierung sind für unsere Mitgliedsinstitute wichtige Themen", sagte Cees Maas (Foto), Vice Chairman des IIF und Chief Financial Officer der niederländischen ING Group, beim IIF-Frühjahrsmeeting in Madrid.

Qualität der Bankenaufsicht von großer Bedeutung

Eine hohe Qualität der Bankenaufsicht sei zwar von essenzieller Bedeutung für die erfolgreiche Entwicklung der internationalen Finanzindustrie, doch müssten sich die Aufseher stärker der zunehmenden Last bewusst werden, die den einzelnen Instituten durch die Regulierung auferlegt werde. Gleichwohl stehe das IIF von Beginn an in einem intensiven und konstruktiven Dialog mit dem Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht und zeigte sich zuletzt recht zuversichtlich, dass an der derzeitigen überarbeiteten Rahmenvereinbarung zur Eigenkapitalunterlegung bei Banken noch wichtige Nachbesserungen vorgenommen werden. Bereits im letzten Jahr äußerte das IIF die Sorge, dass Basel II prozyklisch wirken und konjunkturelle Ausschläge verstärken könne. Einige Regelungen seien zudem zu komplex und die vorgesehenen Systeme zur Risiko-Bewertung könnten hemmend wirken. Fraglich sei ferner, ob die notwendige Kooperation zwischen den nationalen Aufsichtsbehörden effektiv genug sei. Der IIF-Vorsitzende Dr. Josef Ackermann, Chef der Deutschen Bank, forderte hier noch größere Kooperationsanstrengungen. In Madrid würdigte er ausdrücklich die Bemühungen der Kreditinstitute in den Emerging Markets, Basel II weitestgehend umzusetzen. "Ich bin zuversichtlich, dass die Rahmenvereinbarung zu Basel II bald in einen neuen Eigenkapitalakkord münden wird", so Ackermann.

China und Mexiko lehnen Basel II ab

"Mehr und mehr Banken in der ganzen Welt schließen sich Basel II an", sagte auch Maas, doch andererseits sei die Intensität der Durchdringung in den verschiedenen Ländern höchst unterschiedlich. Die Baseler Regelungen gelten im Grunde genommen nur für eine relativ geringe Zahl international tätiger Großbanken, doch wird z.B. die Europäische Union die Vorschriften etwas modifiziert auf alle Kreditinstitute in der EU anwenden. Um Wettbewerbsverzerrungen zu vermeiden, sollte stärker der Charakter eines weltweit gültigen regulatorischen Werks in den Vordergrund gestellt werden, meint Maas. Dies gelte auch für die ausländischen Regionalbanken. Noch immer lehnen zudem einzelne Länder, wie z.B. China und Mexiko, das neue Baseler Regelwerk komplett ab. "Wir sehen signifikante Fortschritte, aber die Ausgestaltung des finalen Akkords ist nach wie vor in der Entwicklung begriffen", sagte Maas.

Weiterer Klärungsbedarf bei technischen Fragen

Basel II führe zu einem besseren, mehr risiko-sensitiveren Aufsichtssystem, weshalb das IIF den Baseler Ausschuss ausdrücklich in seinen Bestrebungen, durch Verbesserungen im Kreditrisiko-Management der Banken zu einer Stärkung der internationalen Finanzstabilität beizutragen, unterstütze. Den Nachbesserungsbedarf macht die Institution primär bei den technischen Details fest. Eine ältere Forderung ist dabei die freie Wahl zwischen Standardansatz, Basis- und fortgeschrittenem Ansatz für das interne Rating. Mit der Zulassung des sog. "Partial Use" hätten die Banken die Möglichkeit, unterschiedliche Teile ihres Kreditportfolios nach dem jeweils adäquaten Ansatz zu beurteilen. Weiterer Klärungsbedarf wird darüber hinaus beim Handelsbuch (Trading Book), bei der Messung von Verlusten bei Kreditausfall (Loss Given Default; LGD) sowie beim Validierungsverfahren der bankinternen Rating-Systeme gesehen.

 

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