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Die zwei Arten von Eurokrisen


Die zwei Arten von Eurokrisen News

Gefühlt wird die Eurokrise immer schlimmer. Ständig gibt es neue Brandherde. Kaum ist Zypern in trockenen Tüchern, da sprechen viele von Slowenien als nächstem Kandidaten. Auch von Malta ist die Rede. Es scheint eine Kette ohne Ende.

Gemessen an den Marktreaktionen ist aber manches entspannter geworden. Rom zahlt an den Kapitalmärkten so wenig Zinsen wie schon lange nicht mehr. Die Aktienkurse in Griechenland sind zuletzt um 12 Prozent gestiegen. Der Euro hat sich auf den Devisenmärkten befestigt. Die Kapitalflucht aus den Krisenländern hat sich beruhigt. Das zeigt sich unter anderem daran, dass sich die Forderungen der Bundesbank an das Eurosystem (die berüchtigten Target-Salden) verringern, seit September um 20 Prozent oder EUR 160 Mrd. (siehe Grafik).

Wie passen diese unterschiedlichen Wahrnehmungen zusammen? Zum Teil liegt es an Irrationalitäten der öffentlichen Meinung. Wir neigen dazu, schlechte Nachrichten stärker zu gewichten als gute. Eine Rolle mag auch spielen, dass wir uns an Eurokrisen ganz einfach gewöhnt haben.

Wichtiger ist aber noch etwas anderes. Bei den Eurokrisen in den verschiedenen Ländern handelt es sich um ganz unterschiedliche Phänomene mit jeweils anderen Wirkungen auf die Märkte. Grundsätzlich kann man zwei Prototypen von Eurokrise unterscheiden. Eine vom Typ I und eine vom Typ II.

Typ I ist entstanden durch die Fixierung der Wechselkurse und die Einführung einer gemeinsamen Geldpolitik. Dadurch mussten die einzelnen Mitglieder der Währungsunion ihre gesamte Wirtschafts- und Finanzpolitik umstellen. Sie mussten sich kompromisslos an Stabilität orientieren. Abwertungen gibt es nicht mehr. Das ist das, was die meisten bei der Eurokrise im Kopf haben. Wer sich nicht an die Maastricht-Regeln hält, gerät in Schwierigkeiten. Siehe Griechenland, Portugal, Spanien oder Italien, hoffentlich nicht auch Frankreich.


Sinkende Target-Salden: Forderungen der Bundesbank gegen das Eurosystem [ Quelle: ifo Institut]
 
Diese Art von Eurokrise ist extrem gefährlich. Hier geht es um die Existenz der Gemeinschaftswährung entweder in einem Mitgliedsland oder sogar im gesamten Euroraum. Wenn es nicht gelingt, die Wirtschafts- und Finanzpolitik zu verändern und nationale Kompetenzen auf die Gemeinschaftsebene zu verlagern, dann ist die Währungsunion am Ende. Deshalb reagieren die Märkte in diesen Fällen so sensibel. Glücklicherweise ist in den letzten Jahren eine ganze Menge geschehen, um dieser Art von Eurokrise ihre Brisanz zu nehmen.

Das honorieren die Märkte. Wenn diese Reformen fortgesetzt werden, bin ich zuversichtlich, dass diese Art von Eurokrisen in Zukunft nicht mehr so oft vorkommen werden.

Typ II ist etwas ganz anderes. Hier gibt es keine Schwierigkeiten mit der gemeinsamen Geldpolitik und der Stabilitätsorientierung der Finanzpolitik. Hier liegt der Grund der Krise in einem Fehlverhalten der Banken. Kreditinstitute gingen durch überzogene Expansionspolitik (zum Teil auch durch Geldwäsche und Steuerflüchtlinge) Risiken ein, die sie bei turbulenten Finanzmärkten nicht mehr beherrschen konnten. Sie mussten vom Staat aufgefangen und rekapitalisiert werden. Angefangen hatte es mit Irland. Dann kam Zypern. Jetzt redet man über Slowenien, Malta und Lettland.

Auch hier sind Regeln verletzt worden, aber nicht die europäischen Regeln von Maastricht, sondern die allgemeinen Bankregeln von Basel, die weltweit gelten. Eigentlich hätte Zypern seinen Banken wegen der Klumpenrisiken bereits seit Langem verbieten müssen, so viele Depositen von wenigen Einlegern zu nehmen. Das hätte es auch unabhängig vom Euro tun müssen. In Island, das nicht dem Euro angehört, waren vor Jahren ähnliche Schwierigkeiten aufgetreten. Auch im Nicht-Euroland Schweiz gab es solche Probleme. Nur hat die Notenbank dort rechtzeitig und rigoros eingegriffen und das Schlimmste verhindert.

Diese Art von Eurokrise ist für die Finanzmärkte weniger dramatisch. Hier geht es darum, den Bankensektor in einem Land zu "reparieren". Das erfordert eine gute und wirksame Bankenaufsicht. Die Gemeinschaftswährung ist in keiner Weise tangiert. Auch nicht das europäische Finanzsystem. Die Bank of Cyprus ist von der Bilanzsumme her gesehen etwas kleiner als zum Beispiel die Hamburger Sparkasse. Die größte slowenische Bank ist weniger als halb so groß. Für Zypern ist ein Ausscheiden aus dem Euro keine Alternative. Es braucht keine Abwertung. Im Gegenteil. Es profitiert von der Gemeinschaftswährung, weil es den Kunden seiner Banken den Zugang zum zweitgrößten Währungsraum der Welt verschafft. Wie wichtig der Euro für diese Länder ist, zeigt sich darin, dass Zypern in dieser Woche bekanntgab, russischen Einlegern bei ihren Banken EU-Pässe anbieten zu wollen.

 


Autor: Dr. Martin W. Hüfner, Chief Economist, Assenagon Asset Management S.A.

 



[Bildquelle: © vege - Fotolia.com]

Kommentare zu diesem Beitrag

carrin /11.03.2014 14:44
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RiskNET Redaktion /17.04.2013 23:01
EZB-Chefvolkswirt verlangt von Euro-Ländern Reformeifer

EZB-Chefvolkswirt Peter Praet hat die Euro-Länder aufgefordert, nicht in ihrem Reformeifer nachzulassen. Es sei besonders wichtig, auf nationaler Ebene bei den Reformen am Ball zu bleiben, sagte Praet bei einer Rede in Peking laut vorab verbreitetem Manuskript. "Das gibt uns ein besseres Fundament für eine stärkere Währungsunion." Der Notenbanker drängte die Staaten, die beschlossenen Reformen auch vollständig umzusetzen.

Für eine stabilere Eurozone muss die gemeinsame Bankenaufsicht aus Sicht Praets unter dem Dach der Europäischen Zentralbank durch einen Bankenabwicklungsfonds ergänzt werden. Die Notenbank wird die systemrelevanten Geldhäuser ab Mitte nächsten Jahres kontrollieren. In punkto Abwicklungsfonds diskutieren EU-Kommission und Euro-Länder noch über die richtige Ausgestaltung. Währungskommissar Olli Rehn hat jüngst das Jahr 2015 dafür ins Spiel gebracht, was deutlich vor dem bisherigen Zeitplan liegen würde.

Neben gemeinsamer Aufsicht und Abwicklungsfonds wünscht sich Praet als dritte Säule einer gestärkten Eurozone die europäische Einlagensicherung für Bankguthaben. Vor allem die deutschen Banken sind jedoch entschieden gegen einen solche Einlagensicherung, weil sie fürchten, für unsolide Institute in anderen Ländern in die Bresche springen zu müssen.
RiskNET Redaktion /17.04.2013 23:02
+++ IWF: Firmenschulden bedrohen Finanzstabilität der Eurozone +++

Die von den Unternehmen aufgehäuften Schuldenberge bedrohen nach Ansicht des Internationalen Währungsfonds (IWF) die Finanzstabilität in den schwächeren Volkswirtschaften in der Peripherie der Eurozone. In seinem neuen Bericht zur globalen Finanzstabilität rät der IWF den politischen Entscheidern in Ländern wie Spanien, Portugal und Italien, die Unternehmen zu einem Schuldenabbau aufzufordern, damit diese gegen eine neue Welle von Kreditausfällen geschützt sind.

Ein kräftiger Anstieg der faulen Kredite würde die Fähigkeit der Banken untergraben, die Wirtschaft weiter mit Krediten zu versorgen und zugleich dem Investorenvertrauen in der Eurozone einen harten Schlag versetzen, warnte der IWF. Zwar habe das Versprechen der Europäischen Zentralbank (EZB), im Fall der Fälle für ein Sicherheitsnetz zu sorgen, das Vertrauen der Investoren gestärkt, gleichwohl könnte die Krise erneut ausbrechen.

Basierend auf einer Untersuchung von 1.500 börsennotierten Unternehmen in Europa und in den USA kam der IWF zu dem Ergebnis, dass die Betriebe in Spanien und Portugal die schwächsten Bilanzen haben. Über 30 Prozent der Firmen in diesen beiden Ländern weisen eine hohe Verschuldung kombiniert mit einem negativen Finanzfluss auf.

"Diese Analyse unterstreicht die dringende Notwendigkeit einer Restrukturierung und einer Sanierung des Unternehmenssektors in der Peripherie der Eurozone", erklärte der Währungsfonds. Die schwachen Unternehmen sollten Betriebsteile verkaufen, um die Schuldenlast zu senken und zugleich die Betriebskosten, die Dividendenzahlungen und den Kapitalaufwand zurückfahren.
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