Studie des Internationalen Währungsfonds

Chancen und Risiken durch EU-Migranten


Studie des Internationalen Währungsfonds: Chancen und Risiken durch EU-Migranten Studie

Die Welle von Migranten und Flüchtlingen, die in die Europäische Union kommen, wird dem Wirtschaftswachstum wahrscheinlich kurzfristig einen leichten Schub geben, besonders in den drei Ländern mit der höchsten Zahl an Asylsuchenden. Aber die langfristige Auswirkung werde davon abhängen, wie schnell die zugewanderten Menschen Arbeit finden können, erklärte der Internationale Währungsfonds (IWF).

In einem Papier, das am ersten Tag des Weltwirtschaftsforums in Davos veröffentlicht wurde, drängte der IWF die EU-Länder dazu, Hindernisse für den Eintritt von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt abzubauen, wie etwa strikte Mindestlohngesetze oder Regeln, die denjenigen mit laufenden Asylverfahren das Arbeiten untersagen.

"Der finanzpolitische Nettoeffekt von Migranten wird vor allem durch ihren Erfolg am Arbeitsmarkt bestimmt," erklärte die Washingtoner Organisation.

Größter Effekt in Österreich, Schweden und Deutschland

Der IWF rechnet damit, dass die Flüchtlingskrise in diesem Jahr rund 0,09 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) der EU beiträgt und 0,13 Prozent im Jahr 2017, vor allem dank einer Erhöhung der staatlichen Ausgaben zur Unterbringung und Versorgung der Neuankömmlinge. Der größte wirtschaftliche Effekt dürfte sich wahrscheinlich in Österreich einstellen, das dadurch einen BIP-Zuwachs von mehr als 0,5 Prozent sehen könnte, sowie in Schweden mit 0,4 Prozent und Deutschland mit 0,3 Prozent, erklärte der IWF.

Das zusätzliche Wachstum könnte dazu beitragen, einige der kurzfristigen Kosten für die europäischen Regierungen abzupuffern. Der IWF schätzt, dass die Staatsausgaben für Asylsuchende in der EU dieses Jahr um 0,1 Prozent des BIP steigen werden, warnt aber, diese Zahlen könnte sich je nach der Anzahl neuer Flüchtlinge verändern. Für Schweden wird eine Zunahme der Ausgaben um 0,7 Prozent des BIP in diesem Jahr erwartet, während die Kosten im Zusammenhang mit den Flüchtlingen in Deutschland um 0,27 Prozent und in Österreich um 0,23 Prozent steigen könnten.

Mit einem Eintritt der Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt in den kommenden Jahren würde sich der positive Effekt auf das BIP erhöhen und bis 2020 rund 0,25 Prozent für die EU als Ganzes und zwischen 0,5 Prozent und 1,1 Prozent in Österreich, Deutschland und Schweden erreichen, so das Modell des Fonds.

Begrenzte Auswirkungen auf Arbeitsmarkt und Löhne

Allerdings verweisen die Forscher des IWF auch auf bedeutende wirtschaftliche Risiken - besonders, falls viele der Neuankömmlinge am Ende arbeitslos bleiben. Eine misslungene Integration von Flüchtlingen und Migranten in den Arbeitsmarkt könnte die Staatsverschuldung und die Arbeitslosenquoten insgesamt in die Höhe treiben.

Das Papier, das weltweite Forschungsergebnisse über die wirtschaftlichen Auswirkungen der Zuwanderung zusammenfasste, fand nur wenig Belege dafür, dass Flüchtlinge der heimischen Bevölkerung die Arbeitsplätze wegnehmen oder die Löhne nach unten drücken - eine der am häufigsten geäußerten Befürchtungen.

"Die meisten Studien über Episoden beträchtlicher Einwanderungswellen in die europäischen Volkswirtschaften (ebenso wie Studien für die Vereinigten Staaten) ergeben, dass die Durchschnittslöhne der einheimischen Arbeitnehmer wenig reagieren, und dass der Effekt auf die Arbeitslosigkeit auch begrenzt ist", heißt es in dem Papier.

Regierungen könnten Mindestlohnregeln aussetzen

Der IWF gibt darin auch eine Reihe von Politikempfehlungen, die es den Flüchtlingen und Migranten nach Ansicht des Fonds erleichtern würden, Jobs zu finden und anzufangen, einen Beitrag zur Volkswirtschaft zu leisten. Entscheidend ist darunter die Abschaffung von Arbeitsbeschränkungen während des Prozesses der Asylbeantragung und von Bestimmungen, die Flüchtlinge daran hindern, in Regionen zu ziehen, in denen sie bessere Chancen auf einen Arbeitsplatz haben.

Die Regierungen könnten auch vorübergehend erwägen, Mindestlohnanforderungen für Neuankömmlinge auszusetzen oder die von den Unternehmen gezahlten Löhne zu subventionieren, erklärte der IWF.

"Den Asylsuchenden einen frühen Zugang zum privaten und öffentlichen Arbeitsmarkt und zur Selbstständigkeit zu gewähren, ist eine Schlüsselvoraussetzung für ihre rasche Integration in die Arbeitsbevölkerung", so der Fonds.

[ Bildquelle Titelbild: © thomasschwerdt - Fotolia.com ]
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