Moderne Finanz- und Risikokonzepte in der Versicherungswirtschaft

Finanzrisiken in der Assekuranz


Rezension

Die Risikolandschaft in der Versicherungswirtschaft ist heterogen. Um sich einen Überblick zu verschaffen, teilt man die Risiken ein und betrachtet beispielsweise operationelle, politische oder regulatorische Risiken. Dabei ragen zwei Grundrisiken heraus - das versicherungstechnische Risiko und das Finanzrisiko des Kapitalmarktes.

Um das versicherungstechnische Risiko einschätzen zu können, werden in den Versicherungsunternehmen geeignete Statistiken erstellt. Die Kenntnis dieser Risiken stellt die Kernkompetenz der Versicherer dar. Auf diesem Wissen bauen ihre Produkte, ihre Versicherungsdeckungen und ihre Prämienkalkulationen auf. So kann der Versicherer dem Kunden ein großes Risiko abnehmen und selbst tragen. Dabei hilft selbstverständlich, dass die einzelnen übernommenen Risiken weitgehend unabhängig sind, weshalb es große Diversifikationseffekte bei der Zusammenfassung der Risiken gibt.

Die Versicherer sind aber nicht allein dem versicherungstechnischen Risiko ausgesetzt. Sie kalkulieren ja nicht nur diese Versicherungsrisiken und überlassen die Abwicklung anderen, sondern sie nehmen von ihren Kunden Beiträge, auch Prämien genannt, ein und müssen die Versicherungsansprüche mit Geldzahlungen begleichen. Zwischen Beitragszahlung und Begleichung der Versicherungsansprüche liegen selbst bei den Schadenversicherern im Mittel mehrere Jahre. Bei den Lebensversicherern liegen im Mittel mehrere Jahrzehnte dazwischen. In dieser Zeit setzt sich das Versicherungsunternehmen dem Kapitalmarkt und seinen Finanzrisiken aus. Beim Vergleich der unterschiedlichen Risikoarten hat sich gezeigt, dass das Finanzrisiko wohl das bedeutendste Risiko der Assekuranz darstellt. Woran liegt das?

Im Vergleich zu dem versicherungstechnischen Risiko, wo abgesehen von den Großrisiken das Gesetz der großen Zahlen gilt und ein erheblicher Teil des Risikos wegdiversifiziert wird, gibt es gar nur eine Handvoll von einzelnen Finanzrisiken. Damit ist der Diversifikationseffekt hier viel geringer, im Gegenteil, anstatt einer risikomindernden Diversifikation kann es sogar noch Ansteckungseffekte geben. Es gibt keine ähnlich leistungsfähige Rückversicherungsindustrie für die Finanzrisiken wie bei den versicherungstechnischen Groß- und Kumulrisiken. Es ist kaum üblich, Finanzrisiken abzusichern.

Im vorliegenden Buch werden die gesellschaftlichen Ziele sowie die mathematischen Hintergründe der Aufsichtsnormen beleuchtet, ohne dass eine umfassende Darstellung aller konkreten Anforderungen im Einzelnen angestrebt wird.

Außerdem wird der mathematische Hintergrund zur Risikomessung und zur Aggregation der Einzelrisiken zum Gesamtrisiko behandelt. Da es insbesondere um die Finanzrisiken geht, werden zentrale Elemente der modernen Finanzmathematik erläutert. Mit Optionen, sei es auf Aktien, Anleihen oder Zinsswaps, können finanzielle Risiken, wie Aktienschwankungen oder auch Änderungen der Marktzinsen, abgesichert werden. Deshalb eignen sich diese Instrumente auch für eine Bewertung des Risikos, schließlich gibt das Preisgefüge von Optionen wieder, wie der Finanzmarkt das Risiko einschätzt. Dabei ist der theoretische, mathematische Hintergrund recht komplex und anspruchsvoll. Man stützt sich hier auf die moderne Wahrscheinlichkeitstheorie. Dazu betrachtet man Zufallsprozesse, also Zufallsvariablen, die sich über die Zeit entwickeln. Diese Betrachtung gibt ein konsistentes Bild der Zufallsentwicklung, indem die Vorhersagen umso unsicherer werden, je weiter man in die Zukunft geht.

Das Buch bietet eine solide und grundlegende Einführung in die Welt der Finanzrisiken in der Assekuranz und kann Aktuaren, aber auch Studierenden im Bereich Versicherungsmathematik bzw. Finanzmathematik als Grundlagenlektüre empfohlen werden.


Details zur Publikation

Autor: Thomas Müller
Seitenanzahl: 284
Verlag: Springer Gabler Verlag
Erscheinungsort: Wiesbaden
Erscheinungsdatum: 2013

RiskNET Rating:

Praxisbezug
Inhalt
Verständlichkeit

sehr gut Gesamtbewertung

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