Risikogesellschaft

Definition:

In seinem im Jahr 1986 veröffentlichten Buch "Risikogesellschaft – auf dem Weg in eine andere Moderne" (Ulrich Beck: Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne, Frankfurt a. M. 1986) hat der Soziologe Ulrich Beck das Lebensgefühl einer Dekade beschrieben und die Risikogesellschaft mit globalen Gefährdungslagen für die Menschheit, mit irreversiblen Schäden und mit Zivilisationsverelendung als unausweichlicher Folge der modernen Gesellschaft, assoziiert.

Beck hat die Veränderungen in der gesellschaftlichen Haltung gegenüber dem Umgang mit Risiken als Übergang von der Wohlstandsverteilungs- bzw. Mangelgesellschaft hin zur Risikogesellschaft beschrieben: "In der fortgeschrittenen Moderne geht die gesellschaftliche Produktion von Reichtum systematisch einher mit der gesellschaftlichen Produktion von Risiken. Entsprechend werden die Verteilungsprobleme und -konflikte der Mangelgesellschaft überlagert durch die Probleme und Konflikte, die aus der Produktion, Definition und Verteilung wissenschaftlich-technisch produzierter Risiken entstehen." Es kommt zu einem "[…] Wechsel von der Logik der Reichtumsverteilung […] zur Logik der Risikoverteilung" (S. 25).

Beck beschreibt u. a. den Trend zur Individualisierung, der den Menschen in der Zweiten Moderne aus den Traditionen und Strukturen der Ersten Moderne, der industriegesellschaftlichen Moderne, entlassen hat. Damit verlieren viele Menschen ein hohes Maß an Sicherheit und Orientierung. Dieser Prozess wird in den Zusammenhang von vermehrter Produktion von Umweltrisiken und -bedrohungen, Umstrukturierungen des Arbeitsmarktes und des Arbeitsverhältnisses sowie der Politik gestellt, der die Radikalität des Wandels deutlich macht.

Ähnlich wie im 19. Jahrhundert die Modernisierung die ständisch verknöcherte Agrargesellschaft aufgelöst und das Strukturbild der Industriegesellschaft herausgeschält hat, löst nach Beck die Modernisierung heute die Konturen der Industriegesellschaft auf, und in der Kontinuität der Moderne entsteht eine andere gesellschaftliche Gestalt.

Für Beck ist die Welt eine Weltrisikogesellschaft geworden. Ein Aspekt, der dieses verdeutlicht, ist das kosmopolite Bewusstsein der gemeinsamen Bedrohung durch den Terrorismus.

Beck weist darauf hin, dass Risiken immer auch Ergebnis eines gesellschaftlichen Konstruktionsprozesses sind. Als bedrohlich wahrgenommen werden nicht die abstrakten Risiken selbst, sondern deren konkrete Thematisierung in den Massenmedien. Dies führt dazu, dass die Wirklichkeit nach einem Schematismus von Sicherheit und Gefahr kognitiv wahrgenommen wird. Paradoxerweise führt die Inflation "gefühlter Risiken" jedoch auch zu mehr Gleichgültigkeit: "Wo sich alles in Gefährdungen verwandelt, ist irgendwie auch nichts mehr gefährlich" (S. 48).

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