Wie kontrollieren Hedgefonds ihre Risiken?


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Hedgefonds müssen sich angesichts steigenden Wettbewerbs – seit 1995 hat sich ihre Zahl fast vervierfacht und ihr Vermögen versechsfacht – sowie eines erhöhten Komplexitätsgrads differenzierter mit den Themen Risikomanagement und Bewertungsmethoden auseinandersetzen. Beim Risikomanagement kommt es auf die präzise Abstimmung mit den jeweiligen Investmentstrategien des Fonds an. Einige Methoden haben sich inzwischen in der Branche etabliert und Standard-Status erreicht.
 
Deloitte hat in der globalen Studie „Precautions that Pay Off“ neun kritische Punkte identifiziert, bei denen eine Diskrepanz von Bedarf und tatsächlichen Maßnahmen besteht – und in vielen Fällen Anhaltspunkte zur Optimierung des Risikomanagements festgestellt. Hinsichtlich der ebenfalls untersuchten Bewertungspraktiken von Hedgefonds ist insbesondere die oft fehlende unabhängige Validierung der Bewertung von komplexen oder illiquiden Vermögensgegenständen erwähnenswert.

Adäquate Risikomanagement-Methoden gewinnen an Bedeutung
 
Was müssen Hedgefonds vor dem Hintergrund schwieriger werdender Rahmenbedingungen beachten, wollen sie auch weiterhin das Vertrauen von Investoren genießen? Die Deloitte-Umfrage, die in Zusammenarbeit mit Hedge Fund Research unter 60 internationalen Hedgefonds-Anbietern durchgeführt wurde, die zusammen mehr als 75 Mrd. US-Dollar Assets under Management repräsentieren, zeigt hierfür mögliche Strategien auf. „In Zeiten, in denen es zunehmend schwieriger wird, Alpha zu generieren, erlangen adäquate Verfahren im Risikomanagement zunehmend kritische Bedeutung für Hedgefonds-Manager, Investoren und die Aufsicht“, kommentiert Norbert Brühl, Partner im Bereich Investment Management bei Deloitte, die Umfrageergebnisse. Wie die Studie zeigt, besteht hinsichtlich der eingesetzten Verfahren angesichts des Reifegrads der Hedgefonds-Industrie zum Teil Verbesserungsbedarf.
 
Warnsignale für das Risikomanagement

In punkto Risikomanagement ergab die Befragung ein gespaltenes Bild der aktuellen Situation, auch unter Berücksichtigung der jeweiligen eingesetzten Anlagestrategie. Deloitte hat insgesamt neun „Warnsignale“ bei Fehlen essenzieller Verfahren im Risikomanagement definiert, um Fondsmanagern und Investoren eine Status-Analyse zu ermöglichen. Das Spektrum dieser Techniken, die der Studie zufolge noch längst nicht von allen Hedgefonds angewendet werden, reicht von einfachen Positions- und Branchenkonzentrationslimits über die Überwachung von Liquidität und derivativem Hebel bis hin zu Ergänzung und Validierung von quantitativen Risikomessungen durch Stress- und Korrelationstests, Szenarioanalysen und Backtesting.
 
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Definition und Umsetzung angemessener schriftlicher Richtlinien für das Risikomanagement sowie die Etablierung einer Risiko-Governance. Während in den meisten Fällen schriftliche Richtlinien existieren, besteht oft Verbesserungspotenzial in der Einbeziehung des Board of Directors in die Genehmigung der Richtlinien und in die Überwachung ihrer Einhaltung sowie in der Offenlegung gegenüber den Anlegern. Entsprechendes gilt für Maßnahmen zum Management operativer Risiken.
 
Bewertungsmethoden: Best Practices prüfen

Ein weiterer zentraler Aspekt für potenzielle Investoren ist, nicht nur aufgrund der gängigen performanceabhängigen Vergütungen, der Einsatz angemessener Bewertungsmethoden. Hier haben sich bereits einige Standards herausgebildet; so wird die Berechnung des Net Asset Value (NAV) bei 78 Prozent der befragten Hedgefonds von Dritten, beispielsweise Administratoren, durchgeführt. Andererseits wird eine Validierung der für die Vermögensgegenstände angesetzten Preise bei nur weniger als der Hälfte der Befragten einem unabhängigen Externen überantwortet. Eine unabhängige Preisvalidierung erscheint insbesondere im Falle von komplexen oder illiquiden Assets notwendig. Hier findet in der Praxis eine Vielzahl unterschiedlicher Pricingmethoden Verwendung – von der alleinigen Heranziehung einzelner realisierter Kurse oder Broker-Empfehlungen bis hin zur Verwendung komplexer Preismodelle externer Anbieter. Investoren sind daher gut beraten, Bewertungspraxis und -methoden des infrage kommenden Fonds gründlich zu prüfen.
 
„Laut Studie sind die an Hedgefonds herangetragenen Anforderungen an das Risikomanagement heute deutlich höher als noch vor einigen Jahren; die jüngsten Vorschläge zum Einsatz von Ratingagenturen werden diesen Trend verstärken. In Deutschland werden diese Anforderungen bereits im Rahmen der investmentrechtlichen Regulierung in weiten Teilen vorgegeben – die Ergebnisse der Studie sind geprägt von Anbietern aus weniger regulierten Regimen“, betont Brühl. Die Tatsache, dass Fondsanbieter heute gefordert sind, teilweise erheblich in ihr Risikomanagement zu investieren, könnte im internationalen Rahmen über kurz oder lang zu Konsolidierungsbewegungen innerhalb der Branche und zu verstärkten Auslagerungen führen.

Download der Deloitte-Studie "Precautions that Pay Off": 

 

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