Wachsende Inflationsrisiken im Euroraum


Das Mitglied des Rats der Europäischen Zentralbank, Klaus Liebscher, hat vor wachsenden Inflationsrisiken im Euroraum gewarnt. Die Risiken für die Preisstabilität nähmen zu, sagte Liebscher, der Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB), ist. Er warnte vor der Gefahr, dass sich durch die anhaltend hohen Ölpreise mit der Zeit zusätzlicher Inflationsdruck aufbauen könnte. "Die Risiken sind in den vergangenen Monaten nicht geringer geworden", konstatierte Liebscher auch unter Verweis auf die monetäre Entwicklung. So seien die Wachstumsraten der Geldmenge M3 stetig gestiegen und das Kreditwachstum sei ebenfalls gestiegen bzw habe sich auf zweistelligen Wachstumsraten stabilisiert. Niemand könne also sagen, die Risiken seien gesunken. "Meiner Meinung nach sind sie gestiegen", bekräftigte das EZB-Ratsmitglied.

Liebschers Anmerkungen liegen auf einer Linie mit jüngsten Äußerungen von EZB-Präsident Jean-Claude Trichet. Dieser hatte in der vergangenen Woche gesagt, die EZB lasse hinsichtlich der Risiken für die Preisstabilität eine "erhöhte Wachsamkeit" walten. Beobachter hatten dies als Hinweis darauf verstanden, dass die EZB das Tempo ihrer Zinsschritte erhöhen und den geldpolitischen Schlüsselsatz bereits am 3. August erneut anheben wird. Aus einer aktuellen Umfrage von Dow Jones Newswires unter 45 Bankvolkswirten geht hervor, dass 24 von ihnen nun bis Jahresende Zinserhöhungen im Zweimonatsrhythmus erwarten, was den Leitzins bis dahin auf 3,50% bringen würde. Zuvor war mehrheitlich ein Leitzinsniveau von 3,25% prognostiziert worden.

Die Geldmenge M3 war zuletzt mit einer Jahresrate von 8,9% gewachsen, was das höchste Tempo seit Januar 1999 war. Der Dreimonatsdurchschnitt der M3-Jahresrate lag mit 8,7% erneut deutlich über dem EZB-Referenzwert von 4,5%. Gleichwohl sieht Liebscher die Glaubwürdigkeit der EZB durch diese Zahlen nicht gefährdet. Ein Glaubwürdigkeitsproblem würde sich nur dann ergeben, wenn die EZB nicht Alles für die Verankerung der Inflationserwartungen tun würde, sagte er. Die EZB betrachtet einen Anstieg der Verbraucherpreise auf Jahressicht von "unter, aber nahe 2%" als vereinbar mit Preisstabilität. Zuletzt hatte die Jahresteuerung bei 2,5% gelegen. Trichet zufolge geht die EZB davon aus, dass die Inflation in diesem und im nächsten Jahr über 2% liegen wird. Liebscher sagte, Zweitrundeneffekte durch die hohen Ölpreise hätten sich bisher nicht in dramatischer Weise gezeigt, das Einkommenswachstum sei moderat. Allerdings sehe er das potenzielle Risiko, dass sich Zweitrundeneffekte wegen der anhaltend hohen Ölpreise und des Anstiegs der Erzeugerpreise zu einem späteren Zeitpunkt einstellen könnten. Die beste Reaktion der EZB auf ein solches Risiko sei vorbeugendes Handeln, erklärte Liebscher.

Der OeNB-Gouverneur bezeichnete sich selbst als Anhänger gradueller Änderungen in der Geldpolitik, verwies aber andererseits darauf, dass es Situation geben könne, wo die EZB mehr tun müsse. Deshalb wage er nicht, für die Zukunft prinzipiell Zinsschritte von 50 Basispunkten auszuschließen. Liebscher betonte erneut, dass die EZB bei der Änderungen ihrer Leitzinsen keinen vorgefassten Plan befolge.

 

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