Fehler im System

Von der Titanic lernen


Fehler im System: Von der Titanic lernen Kolumne

Die Titanic war vor über 100 Jahren als menschliche Großtat geplant und sollte neue Maßstäbe setzen. Dabei stand der Luxus im Mittelpunkt. Das größte bewegliche Objekt seiner Zeit und 1.500 Personen wurden Opfer erheblicher System-Fehler. In Unternehmen führen vergleichbare System-Fehler auch heute zu Verlusten oder sogar zum Untergang von gesamten Unternehmen.

Die Reederei White Star Line gehörte dem US-Finanzmagnaten J.P. Morgan, dem reichsten Mann der Welt. Die Reederei und die Schiffswerft Harland & Wolff Ltd. besetzten eine führende Position in der Branche. Beide bekamen jedoch zu Beginn des 20ten Jahrhunderts den verstärkten Wettbewerb zu spüren.

Ziele

Das kapitalstarke Duo setzte sich das Ziel, den Liniendienst von Southampton nach NewYork in einer wöchentlichen Frequenz zu dominieren. Hierzu wurden drei Schiffe der Olympic-Klasse (Olympic, Titanic und Gigantic) gebaut. Die Titanic war mit 269 m Länge das größte Schiff. Sie besaß neuartige vollautomatische Wasserschutztüren zwischen 16 Abteilungen und galt in der Fachpresse als unsinkbar. In allen Klassen setzte der Luxus neue Standards. Diese Kombination sollte auf Jahre für eine gute Auslastung bei auskömmlichen Preisen sorgen.

Fehler im System

Keine Risiko-Früherkennung: Die Titanic war ca. 40 km/h schnell. Die Voraussicht glich jedoch noch den Segelbooten, denn es gab lediglich einen Ausguck. Der Ausguck besaß auf der Unglücksfahrt der Titanic keine Ferngläser, da dieser Schrank abgeschlossen war. Der Offizier mit den Schlüsseln war nicht an Bord.

Ignoranz von Informations-Systemen: Es wurde die modernste Funktechnologie installiert. Diese wurde jedoch in erster Linie für die Kommunikation der reichen Passagiere eingesetzt. Warnungen vor sehr nahen Eisfeldern gingen bis zuletzt zwar ein, erreichten jedoch nie den Offizier auf der Brücke. Zusätzlich gab es keine einheitliche Informationslage innerhalb der Offiziers-Ebene.

Handwerkliche Fehler: Die Titanic fuhr zu schnell durch gefährliches Gewässer. Der Offizier auf der Brücke versuchte ein Ausweichmanöver. Die Folge war der seitlich aufgeschlitzte Rumpf, der zum Untergang führte. Einen Frontal-Zusammenstoß mit dem Eisberg hätte die Titanic überstanden.

Unerschütterlicher Erfolgs-Glaube: Es waren 20 Boote vorhanden, davon waren nur 14 reine Rettungsboote. Rechnerisch bestand maximal für 1.158 der 2.200 an Bord befindlichen Personen eine Rettungschance. Es gab kein Alarmsystem zur Führung der Passagiere, die somit die Rettungsboote nicht fanden. Die Besatzung war zusätzlich unerfahren im Umgang mit den Rettungsbooten, die nur teilweise besetzt zu Wasser gelassen wurden oder sogar kenterten.

Fazit

Auftretende System-Fehler können nur auf der nächsthöheren Ebene vermieden werden. Die Führungscrew der Titanic nutzte jedoch die vorhandenen Potenziale nicht. Auch in Unternehmen werden häufig eine Risikofrüherkennung, eine professionelle Voraussicht und Steuerung mittels integrierter Planung oder Produktspartenanalyse unterschätzt bzw. ignoriert. Eine realistische Beurteilung der Unternehmenslage ist somit schwierig und fundierte Entscheidungen im Führungskreis unmöglich. Wenn dann wichtige Know-how-Träger mit dem richtigen „Schlüssel“ von Bord gehen, droht schlimmstenfalls der vermeidbare Untergang des Unternehmens.

Gerald Iserloh ist Dipl.-Kfm. (FH), Certified Valuation Analyst, zertifizierter Coach und Gründungsmitglied der PARES Strategiepartner.Autor:

Gerald Iserloh ist Dipl.-Kfm. (FH), Certified Valuation Analyst, zertifizierter Coach und Gründungsmitglied der PARES Strategiepartner.

Er ist auf die Themen Strategie, Unternehmenssteuerung, Effizienzverbesserung und Unternehmensbewertung spezialisiert. Seit mehr als 20 Jahren berät er Unternehmen bei der Umsetzung von Veränderungen und hat hierzu eine Vielzahl praxiserprobter Methoden und Tools entwickelt.

[ Bildquelle Titelbild: © Elenarts - Fotolia.com ]
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