Die globale Risikolandkarte

RiskMap 2014: Gestiegene politische Instabilität


RiskMap 2014: Gestiegene politische Instabilität: Die globale Risikolandkarte News

Die global wachsende Mittelschicht bringt viele Chancen für international tätige Unternehmen, doch die wachsenden Ansprüche dieser Mittelschicht führen in vielen Entwicklungsländern auch zu einer erhöhten politischen Instabilität. In den letzten zehn Jahren ist der Anteil der Länder, die Control Risks mit mittlerem oder hohem politischen Risiko bewertet, an der weltweiten Produktion auf 35 Prozent gewachsen und hat sich somit mehr als verdoppelt.

Dies geht aus der vor wenigen Tagen veröffentlichten jährlichen Analyse "RiskMap 2014" von Control Risks hervor, einem global tätigen Beratungsunternehmen im Bereich Risiko- und Krisenmanagement. Die RiskMap informiert seit 31 Jahren international tätige Unternehmen über die weltweiten Entwicklungen im kommenden Jahr. Sie analysiert die wichtigsten globalen Risikotrends und beurteilt deren Einfluss auf die weltweiten Märkte.

Risiken in Schwellenländern nehmen zu

Die Ergebnisse zeigen einen klaren Trend: Die Chancen und Risiken für international tätige Unternehmen werden im Jahr 2014 immer deutlicher. Das Machtgefüge verschiebt sich weiterhin in Richtung Osten zugunsten Asiens und in Richtung der Bevölkerungsschichten, die hungrig sind nach einem gesellschaftlichen und ökonomischen Wandel. In China, Brasilien und der Türkei werden diese Stimmen laut nach einer stärkeren Mitbestimmung rufen. Somit steigt die Komplexität in Entwicklungsländern. Die Mittelschicht begehrt auf gegen die etablierte politische Elite, wodurch Wachstumsprognosen in diesen Ländern zunehmend unsicher werden.

Im kommenden Jahr wird sich das Spannungsverhältnis zwischen Chancen und Risiken intensivieren. Dies wird von Managern ein umfangreiches Verständnis von lokalen Märkten und den Willen erfordern, bewusst und informiert Risiken einzugehen.

Drei klare Trends

RiskMap 2014 identifiziert drei globale Trends, die 2014 besonders wichtig für die Wirtschaft sein werden:

  1. Das Einfordern von Wachstum führte im Jahr 2013 zu einer erneuten Welle von Protektionismus. Die Reaktion einzelner Länder auf geringeres Wachstum wird für das politische Risikoumfeld ausschlaggebend sein.
  2. In den letzten zehn Jahren ist die weltweite Mittelschicht auf über zwei Milliarden Menschen angewachsen und soll bis 2023 drei Milliarden erreicht haben. Der arabische Frühling aber auch die Occupy-Bewegung sind Beweise dafür, dass diese Mittelschicht schnelleres Wachstum und bessere Chancen in der Gesellschaft erwartet. Unternehmen und Regierungen werden zunehmend kritisch in Bereichen wie Umweltschutz, Arbeitsplatzsicherheit oder wirtschaftlicher Gerechtigkeit beurteilt.
  3. Während die wirtschaftliche Stärke der führenden Entwicklungsländer diese unverzichtbar macht für die weltweite politische und wirtschaftliche Führung, sind sie nicht in der Lage, die schrumpfenden Märkte in Europa und den USA aufzufangen. Europa und die USA hingegen bleiben gefangen in internen politischen und wirtschaftlichen Veränderungen.


Neben diesen drei Trend dominieren die weiteren Entwicklungen die globale Risikolandkarte:

  • In Europa führen die Auswirkungen der Euro-Krise 2014 weiterhin zu einer Innenausrichtung. In Osteuropa kann der Wunsch der Mittelschicht nach mehr politischer Freiheit sowie Wut über unfaire Wahlen und Korruption vor allem in Russland und in der Ukraine umfangreiche Proteste auslösen. In der Türkei hat 2013 das Friedensabkommen mit den Kurden diesen Konflikt zwar gebremst, doch die massiven Anti-Regierungsproteste offenbaren die politische Instabilität des Landes. Der geplante politische Wechsel sowie regionale Umbrüche deuten immer schwierigere Rahmenbedingungen an.
  • Afrika wird bis 2017 der Kontinent mit über der Hälfte der 20 am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften sein. Doch viele dieser Länder starten von einem sehr niedrigen Ausgangspunkt. Arbeitskräftemangel, mangelnde Liberalisierung der Märkte und eine mangelhafte Infrastruktur werden internationale Investoren herausfordern. Korruption, Bürokratie und mangelnde Sicherheit bleiben in vielen Ländern und Sektoren ein Problem. In Ostafrika zeigt sich ein positiver Trend, beispielsweise in Tansania. Tansanias positive wirtschaftliche Entwicklung wird auch im Jahr 2014 trotz dieser Probleme weiter voranschreiten. Die Regierung wird höchstwahrscheinlich einen großen Anteil der ersten Euromarkt-Anleihen für die Verbesserung der Energie- und Verkehrsinfrastruktur einsetzen. Ferner wird sie weiter versuchen, Investoren für die Sektoren Landwirtschaft und Bergbau, aber auch Tourismus, Konsumgüter, Baugewerbe und Pharma zu gewinnen.
  • In Lateinamerika wird die Zurücknahme der US Geldpolitik die gravierenden Unterschiede zwischen Ländern wie Chile, mit einer starken wirtschaftlichen Grundstruktur, und Ländern wie Brasilien, dessen Währung leiden und dessen Zinsen steigen werden, verdeutlichen. Den landesweiten Protesten in den brasilianischen Städten im Juni 2013 lag vielleicht nicht eine grundsätzliche Anti-Regierungsstimmung zugrunde, trotzdem haben diese ein politisches Erdbeben ausgelöst. Der drohende wirtschaftliche Rückgang erhöht den Druck auf die Regierung und stellt sie vor eine Entscheidung: mehr Staatsinterventionen oder mehr Reformen. In Kolumbien bleibt die wirtschaftliche Stimmung überwiegend positiv, obwohl Parlaments- und Präsidentschaftswahlen und das mögliche Friedensabkommen mit den Revolutionary Armed Forces of Colombia (FARC) die Aufmerksamkeit von notwendigen Reformen ablenkt. In Mexiko wird die Regierung von Präsident Peña Nieto, nach der zunächst ausschließlichen Ausrichtung auf die strukturellen Reformen in 2013, den Fokus nun auf die eigentliche Implementierung seiner Politik legen und so das wirtschaftliche Wachstum stärken.
  • Im Nahen Osten wird die starke Präsenz von al-Qaida-nahen Gruppierungen in Syrien die Region weiter destabilisieren. Auch in Ägypten, Libyen und Tunesien bildet die politische und sicherheitsbezogene Unsicherheit einen fruchtbaren Boden für jihadistische Organisationen, die Geschäftsinteressen und Vermögenswerte bedrohen werden.
  • In Asien werden internationale Unternehmen vor allem in China vermehrt unter die Lupe genommen. Unternehmen, die noch immer nach der Mentalität operieren "so werden Geschäfte in China eben gemacht", werden angreifbar.


Besonders interessante Ergebnisse der Sicherheitsanalyse beinhalten:

  • Die Analyse der Entführungsrisiken hat ergeben, dass der größte Anteil der Entführungen für Lösegeld in Asien und der Pazifikregion erfolgt, insbesondere in Indien, Pakistan, Afghanistan und in den Philippinen. Auch in Afrika bleibt das Entführungsrisiko hoch – Nigeria führt die Liste auf diesem Kontinent an, wobei auch Kenia eine prominente Position einnimmt, da kriminelle Banden und al-Shabab-Mitglieder Ausländer und Einheimische ins Visier nehmen. Entführungen in Lateinamerika sind seit 2005 um 50 Prozent gesunken.
  • Piraterie vor Somalia hat den tiefsten Stand seit sechs Jahren erreicht – die Zahlen aus dem Jahr 2013 zeigen eine Verringerung um 90 Prozent im Vergleich zu 2012. Doch die Piraterie im Golf von Guinea ist auf dem gleich hohen Niveau geblieben. Hier wurden über 100 Fälle in den ersten zehn Monaten von 2013 gemeldet.



Die komplette RiskMap 2014 finden Sie hier:
www.controlrisks.com/RiskMap/Pages/RiskMap.aspx

 


[Bildquelle oben: © Gunnar Assmy - Fotolia.com]

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