Risk-Trading erhält Aufwind durch günstigere Transaktionskosten und bessere Risikosysteme


Der Markt für "Insurance Linked Securities" eröffnet der Assekuranz ein attraktives Geschäftsfeld, so die Einschätzung der Risikoexperten der Münchener Rück. Er erschließt neue Finanzierungsquellen, schafft Transparenz und bietet so die Möglichkeit, einzelne oder mehrere Risiken an den Kapitalmarkt weiterzureichen - das stößt auf großes Interesse bei Investoren.

Verbriefungen von Versicherungsrisiken über "Insurance Linked Securities" (ILS) haben in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Mit fast 5 Milliarden US-Dollar erreichten die Emissionen für Katastrophenbonds 2006 einen neuen Rekord. Das ausstehende Haftungsvolumen erhöhte sich auf 15 Milliarden US-Dollar.

In der Lebensversicherung wurden bisher sogar knapp 20 Milliarden US-Dollar verbrieft. Das mag in Bezug auf die gesamte (Rück)versicherungshaftung gering erscheinen, andererseits bieten die internationalen Kapitalmärkte ein nahezu unerschöpliches Potenzial. Marktbeobachter gehen davon aus, dass ILS mittelfristig bis zu 20 Prozent der Kapazitäten für Naturkatastrophen abdecken werden.

ILS immer attraktiver

Mehrere Faktoren haben die Attraktivität von ILS beeinflusst. So sind die Transaktionskosten von Kapitalmarktlösungen heute geringer als noch vor ein paar Jahren. Auch der Verzinsungsanspruch der Investoren nahm bei gängigen verbriefungstauglichen Risken tendenziell ab. Dies liegt an der zunehmenden Transparenz und damit an der Vertrautheit der Investoren mit bestimmten Risiken. Auf effizienten Märkten kann man daher feststellen, dass sich das Preisgefüge von Rückversicherungs- und Kapitalmarkt annähert.

Eine weitere wichtige Rolle spielen professionelle Risikomanagement-Systeme, die verstärkt Einzug in die Versicherungsindustrie halten. Sie unterstützen die Entwicklung und Etablierung neuer Deckungsformen.

Auch der Versicherungszyklus wirkt auf den ILS-Markt ein: Sind die Kapazitäten knapp, gewinnen alternative Instrumente an Attraktivität. Diese zyklischen Schwankungen überlagern jedoch allenfalls den langfristigen Trend, den die Ratingagentur Fitch folgendermaßen charakterisiert:

"The rise of alternative capital market solutions could constitute one of the defining elements of the long-term future of both life and non-life insurers and reinsurers." (FitchRatings, Insurance Securitisation – Coming of Age, S. 1, Dezember 2006)

Intermediär zwischen Versicherungs- und Kapitalmarkt

Die Münchener Rück sieht im aktuellen Marktumfeld interessante Möglichkeiten und hat Ende 2006 die "Risk-Trading Unit" gegründet, die das gesamte ILS-Spektrum abdeckt. Da Risk-Trading mehr ist als nur die Verbriefung von Versicherungsrisiken, steht der Ansatz der Münchener Rück auf mehreren Säulen:

Management der Kundenrisiken

Die Münchener Rück bietet ihren Zedenten das gesamte Instrumentarium zur Portfoliooptimierung. So können sich Kapitalmarktlösungen zur Ausplatzierung von Spitzenrisiken eignen und interessante Deckungsformen bieten. In bestimmten Fällen kann man mit Kapitalmarktkonzepten ebenfalls eine effizientere Kapitalallokation erreichen und damit Kapitalkosten einsparen – Stichwort Solvenz- und Ratingkapital.

Gerade im Lebensgeschäft eröffnen ILS neben dem Risikotransfer  Finanzierungsmöglichkeiten, zum Beispiel durch effizientere Reservefinanzierungen. Daneben lassen sich durch die Verbriefung des "Present Value of Future Income" (als Teil des Embedded Values) Liquiditätseffekte erzielen. Freiwerdende Mittel können dann in anderen Geschäftsfeldern eingesetzt werden. Zusätzlich zu den gängigen ILS lassen sich mit sogenannten Swaps Diversifikationseffekte erreichen, indem Risiken – etwa Erdbeben gegen Sturm – getauscht werden. Außerdem kann man mit ILS Deckungen für traditionell nicht oder nur schwer versicherbare Risiken konstruieren.

Um ihre Kunden bestmöglich an den Kapitalmarkt zu begleiten, bietet die Münchener Rück alle erforderlichen Services: Die Rückversicherungsexperten stellen Fronting-Kapazität bereit, optimieren Basisrisiken, bieten Strukturierungs-Knowhow und übernehmen das Projektmanagement.

Neben Lösungen für individuelle Portfolios können Poollösungen für kleinere und mittelgroße Kunden eine interessante Strukturierungsvariante sein. Dazu werden zunächst Risiken via Rückversicherungsvertrag in der Bilanz der Münchener Rück gebündelt und anschließend auf den Kapitalmarkt transferiert. Dies bringt für die Kunden zum einen den Vorteil einer aufsichtsrechtlich anerkannten Kapitalentlastung; zum anderen kann über Pooling eine Mindestgröße erreicht werden, welche die Kosten einer Kapitalmarktlösung ökonomisch sinnvoll gestaltet. Pooling setzt außer einer intensiven Risikoanalyse profunde Kenntnisse der Investorenbedürfnisse voraus.

Bei einer Kapitalmarkttransaktion kann sich auch die Übernahme bzw. der Verbleib bestimmter Risiken bei der Münchener Rück als opportun erweisen, um zum Beispiel die Konditionen der Platzierung zu verbessern.

Risk-Warehousing

Werden bestimmte Risiken temporär auf eigene Rechnung gehalten, spricht man von Risk-Warehousing. Hier sind zwei Spielarten denkbar: Ein spezifisches Risiko wird gezeichnet und teilweise auf den Kapitalmarkt transferiert. Bei der anderen Variante werden Risiken, die bereits am Kapitalmarkt platziert sind, aktiv übernommen, zum Beispiel durch den Kauf von Katastrophenbonds. Investments in ILS erlauben es, versicherungstechnische Risiken auch auf der Aktivseite der Bilanz zu zeichnen, um nicht ausgeschöpfte Budgets für bestimmte Risiken auszulasten und so Ertragspotenziale zu heben oder Diversifikationseffekte zu erzielen.

Restrukturierung und Wiederverkauf von Risiken

Bei Restrukturierung und Wiederverkauf werden Risiken derart strukturiert, dass sie auf dem Kapitalmarkt platziert werden können. Durch die Konstruktion von Risiko-Baskets können bestimmte Risiken am Kapitalmarkt zu ökonomisch akzeptablen Konditionen angeboten werden. Wenn man solche Risiken intelligent umstrukturiert, kann man sie nicht nur den bisherigen Investoren (institutionellen Anlegern) zugänglich machen, sondern – etwa in Form von Fonds oder Zertifikaten – sogar Privatinvestoren.

Ein Blick in die Kristallkugel: Der ILS-Markt in der Zukunft

ILS haben sich als komplementäre Assetklasse und Versicherungsform fest etabliert und werden weiter an Bedeutung gewinnen. Die Beispiele Risk-Warehousing und Restrukturierung unterstreichen den Trading-Gedanken und zeigen: Risk-Trading bedeutet mehr als nur die Verbriefung von Risiken. Aufsichtsrechtliche Entwicklungen dürften der Verbreitung von ILS weitere Dynamik verleihen, so die Experten der Münchener Rück. Neben Solvency II gibt es etwa Bestrebungen, im Rahmen der europäischen Rückversicherungsrichtlinie ein vereinfachtes aufsichtsrechtliches System für "Insurance Special Purpose Vehicles" (ISPV) zu schaffen.

[Quelle: Münchener Rück]

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