Ergebnisse des "Banking Banana Skin Index"

Politische Interventionen sind Risikofaktor Nummer Eins


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Laut dem aktuellen "Banking Banana Skin Index", der die größten Risiken der internationalen Finanzindustrie widerspiegelt, gelten "Politische Interventionen" derzeit als Risikofaktor Nummer Eins für die Bankenwelt. Gut ein Jahr nach dem Höhepunkt der Finanzmarktkrise hat sich die Stimmung in der Branche damit klar gegen eine weitere staatliche Einflussnahme gewendet. Auf dem zweiten Platz folgt in der Liste der Top-Risiken die Kategorie "Kreditrisiken". Die Furcht vor Überregulierung steht auf Rang drei und damit noch vor der Sorge über die Entwicklung der Weltwirtschaft und den Liquiditätsrisiken auf Platz fünf.

Der Index listet regelmäßig die aus Sicht von Bankern, Aufsichtsbehörden und Branchenbeobachtern größten Gefahren für die Bankenbranche auf. Die Studie wird von der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) und dem Centre for the Study of Financial Innovation (CSFI) durchgeführt und basiert imn diesem Jahr auf der Befragung von 440 Branchenexperten aus 49 Ländern. Der Name des Risikobarometers ist eine Anspielung auf das Risiko, beim Gang über die Wall Street auf einer Bananenschale auszurutschen.

Branche fordert "Regulierung mit Augenmaß"

"Die Befragten lehnen staatliche Interventionen in der Bankenbranche nicht rundweg ab. Aus Sicht vieler Banker ist die Haltung der Politik gegenüber dem Finanzsektor jedoch zu intransparent und teils auch widersprüchlich", kommentiert Markus Burghardt, Leiter des Bereichs Financial Services bei PwC, die Umfrageergebnisse.

Konkret sehen viele Befragte einen Zielkonflikt zwischen der politischen Forderung nach einer Ausweitung der Kreditvergabe an Unternehmen und der angestrebten Stärkung des Eigenkapitals. Zudem kritisieren einige Banker, dass die unterschiedliche Haltung der Staaten zu Stützungskrediten und -bürgschaften den internationalen Wettbewerb in der Branche verzerrt.

Eng verknüpft mit der Sorge vor den Konsequenzen staatlicher Eingriffe ist das von den Befragten wahrgenommene Risiko der Überregulierung. "Hier dürften die anstehenden Änderungen bei der Bilanzierung von Finanzinstrumenten nach IFRS und US-GAAP sowie die geplanten Regelungen rund um die Eigenkapitalausstattung eine wesentliche Rolle spielen. Es ist daher eine vorrangige Aufgabe für Regulierungsbehörden und -gremien, bestehende Unsicherheiten möglichst schnell auszuräumen", erläutert Burkhard Eckes, Leiter des Bereichs Banking and Capital Markets bei PwC.

Die Risiken im Bankgeschäft insgesamt sind nach Einschätzung der Befragten derzeit so hoch wie noch nie. Gleichzeitig sind nur neun Prozent der Ansicht, dass die Banken gut auf die Gefahren vorbereitet sind, während elf Prozent den Instituten eine schwache Verfassung attestieren. In der letzten Umfrage von 2008 sahen noch 24 Prozent die Banken gut aufgestellt und lediglich vier Prozent waren gegenteiliger Auffassung.

Wachsende Sorge vor Kapitalknappheit

Bei den Risiken mit unmittelbaren wirtschaftlichen Folgen für den Bankensektor stehen die Kreditrisiken wie schon in der Umfrage im Vorjahr auf dem zweiten Rang. Viele der Experten gehen davon aus, dass die Finanzkrise im Kreditgeschäft noch längst nicht vorüber ist, wobei insbesondere bei Immobilien- und Verbraucherkrediten noch größere Zahlungsausfälle befürchtet werden.

Auch in den Kernbereichen des Bankgeschäfts deutet der Risikoindex nur auf eine Entspannung, nicht jedoch auf eine Entwarnung hin. So sackte die Furcht vor einer Liquiditätsklemme gegenüber der letzten Umfrage zwar vom ersten auf den fünften Rang ab. Jedoch taucht die "mangelnde Verfügbarkeit von Kapital" als sechstgrößtes Risiko erstmals in dem Ranking auf.

Deutlich weniger Sorgen als 2008 machen sich die Befragten demgegenüber über die wirtschaftlichen Konsequenzen der Aktivitäten von Hedge Fonds, die im Ranking von Platz 10 auf 18 gefallen sind. Auch das Schadensrisiko durch illegale beziehungsweise nicht autorisierte Transaktionen einzelner Wertpapierhändler schätzen die Experten inzwischen geringer ein als noch vor zwei Jahren: Die Gefahr durch "Rogue Trader" sank von Rang 14 auf Rang 20.


[Bildquelle: iStockPhoto]

Kommentare zu diesem Beitrag

Oekoek68 /10.02.2010 01:17
Eine Branche die weltweit so viel Schaden angerichtet hat, zahlreiche private Vermögen vernichtet (auch Altersvorsorge, private Absicherung, das eigene Heim etc.), die ganze Staaten in den Bankrott getrieben und die größten Volkswirtschaften der Welt nachhaltig beschädigt hat, ... kann sich nun wirklich nicht aus eigener Profitgier gegen eine stärkere Beobachtung und Reglementierung wehren... Vor einem Jahr wollten viele Banken Geld vom Steuerzahler haben gerettet werden, jetzt wehren sie sich gegen ein Mitspracherecht der neuen "Fremdkapitalgeber"...
mopi /10.02.2010 16:54
Schon ziemlich frech, was die Banker sich da erlauben. Erst fahren Sie die Karre in den Dreck ... werden gerettet und beschweren sich jetzt bei den Rettern, dass die Leine nun etwas kürzer ist. Ehrlich gesagt, gehen mir die ganzen Vorschläge und auch Obamas Bankenregeln noch garnicht weit genug. Leider haben die Banken bis heute noch nicht verstanden, dass es um einen Betrug am Kunden ging und die Steuerzahler sie aus dem Schlamassel herausgehohlt haben. Alle bisherigen Regeln sind doch völlig wirkungslos und produzieren nur ein müdes Lächeln bei den Bankern. ;-(
Pleitegeier /10.02.2010 21:07
Bankvorstände müssten für solche Crash's in den Knast wandern. Ob nun Steuerhinterziehung oder Bankencrash, der Schaden für die Allgemeinheit ist doch der gleiche!
MArkus /10.02.2010 23:56
Ich würde Lynchjustiz und öffentliche Erschießungen wie in China begrüßen.

Gerne dürfte der ein oder andere Banker vom Maintower am Schwiegermutter-Bungee-Jumping teilnehmen:

200 tief 300 m Seil !!!!
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