Notfallpläne und Krisenmanagement

Sorge um Sicherheit in Türkei


Notfallpläne und Krisenmanagement: Sorge um Sicherheit in Türkei News

Nach dem gescheiterten Putschversuch in der Türkei versuchen große multinationale Unternehmen, Informationen zur Situation am Bosporus zu bekommen. Nachdem die Situation aber vergleichsweise schnell wieder weitgehend unter Kontrolle zu sein scheint, gibt es kaum Pläne, Mitarbeiter aus der Türkei zu evakuieren oder die Produktion vor Ort zu beschränken.

Am Samstag war der Schiffsverkehr durch den Bosporus, einer wichtigen Meerenge zwischen Europa und Asien, noch teilweise verlangsamt worden. Zahlreiche türkische und ausländische Fluglinien ließen zudem Flüge ausfallen oder erst verspätet losfliegen. Bereits am Sonntag meldeten jedoch wichtige deutsche Fluglinien wie die Deutsche Lufthansa und ihre Tochter Eurowings, dass der "normale" Flugverkehr in und aus der Türkei wieder aufgenommen werde.

Notfallpläne für Mitarbeiter werden geprüft

Einzelne Unternehmen hatten am Wochenende noch erwogen, Mitarbeiter aus der Region abzuziehen und überprüften ihre entsprechenden Notfallpläne. Air Partner, ein britischer Dienstleister der Luftfahrtbranche, berichtete von Anfragen aus der Geschäftswelt nach verfügbaren Transportkapazitäten. Bislang habe aber noch kein Unternehmen Air Partner gebeten, Mitarbeiter aus der Türkei auszufliegen.

Der deutsche Energieversorger RWE kontaktierte am Wochenende seine etwa zehn Mitarbeiter in der Türkei, um sich nach deren Sicherheit zu erkundigen. Eine Sprecherin von RWE sagte, angesichts der sich stabilisierenden Lage sei es aber nicht geplant, Mitarbeiter aus der Türkei auszufliegen. Wer jetzt für RWE geschäftlich in die Türkei fliege, werde über die Hinweise des Auswärtigen Amtes für Reisen in die Türkei auf dem Laufenden gehalten, so Konzernsprecherin Sabine Jeschke am Sonntag. RWE betreibt in Kaklik in der Region Denizli ein kohlebetriebenes Kraftwerk, mit dem Strom für die Region im westlichen Kleinasien erzeugt wird.

Metro betreibt Märkte in der Türkei

Groß vertreten in der Türkei ist vor allem das deutsche Handelsunternehmen Metro. Mit seinen rund 7.000 Mitarbeitern betreibt der Düsseldorfer Konzern 28 Selbstbedienungs-Großmärkte (Cash&Carry) und 39 Media-Markt-Filialen in der Türkei. Bislang hat Metro noch nichts zur Lage seiner Mitarbeiter und zur geschäftlichen Situation in dem Land geklärt.

Die Commerzbank hat nur drei Mitarbeiter in der Türkei, die im Bereich Handelsfinanzierung und Zahlungsverkehr aktiv sind. Schwierigkeiten erwartet die Bank keine: "Es gibt keine Beeinträchtigungen des Zahlungsverkehrs", sagte ein Sprecher am Montag.

Auch der in Deutschland bekannte italienische Süßwarenhersteller Ferrero erkundigte sich bereits am Wochenende nach seinen Mitarbeitern in der Türkei. Ferrero hat rund ein Dutzend zumeist italienischer Mitarbeiter im Land, denen es nach Informationen von Ferrero allen gut gehe. Die Vertretungen in Istanbul sollen am Montag wie üblich öffnen, kündigte Ferrero an. Die Italiener sind stark in der Türkei vertreten, seit sie im Sommer 2014 den größten türkischen Haselnussverarbeiter Oltan für einen ungenannten Preis übernommen haben.

Volkswagen beobachtet "aufmerksam"

Der Volkswagen-Konzern berichtet bislang von keinen Auswirkungen des Putschversuchs in der Türkei auf das eigene Geschäft. Ein Unternehmenssprecher sagte auf Anfrage nur: "Wir beobachten die Situation aufmerksam." Für weitere Einschätzungen sei es zu früh. Der Sprecher fügte hinzu, es seien nach seinem Wissen keine Volkswagen-Mitarbeiter von der gescheiterten Machtübernahme durch das Militär betroffen gewesen seien.

Für Volkswagen ist die Türkei ein bedeutender Wachstumsmarkt. Im vergangenen Jahr steigerte der Autokonzern die Zahl seiner Auslieferungen in dem Land um 28,1 Prozent - und damit stärker als auf jedem anderen großen Absatzmarkt. Mit 164.787 Fahrzeugen lieferte der Volkswagen-Konzern gleichwohl nur rund 1,8 Prozent seiner weltweit verkauften Fahrzeuge in die Türkei.

Schiffsverkehr läuft weitgehend störungsfrei

Die kleineren Verzögerungen bei den Schiffspassagen durch den Bosporus sind inzwischen fast vollständig aufgeholt. Nach Angaben großer Reedereien gab es am Samstagmorgen aus Sicherheitsgründen zunächst einige Verzögerungen für die großen Öltanker, die durch die Meerenge wollten. Bis Sonntagabend waren die meisten Verspätungen aber wieder aufgeholt und große Tankschiffe konnten die rund 30 Kilometer lange Meerenge wieder weitgehend ungehindert passieren.
Die Türkei ist ein wichtiger Knotenpunkt für die globale Energieversorgung, weil wichtige Öllieferungen aus den Anrainerstaaten des Schwarzen Meeres – darunter Russland, die Ukraine, Rumänien, Bulgarien und Georgien – über die Meerenge auf die internationalen Verbrauchermärkte geschleust werden.

Die britische BP etwa betreibt eine große Pipeline von Aserbeidschan bis zum türkischen Mittelmeerhafen Ceyhan. Laut BP hat der Putschversuch zu keinen größeren Störungen geführt: "Unsere Anlagen in der Türkei sind weiter geöffnet und arbeiten planmäßig", ließ BP am Wochenende per Pressemitteilung verlauten.

[ Bildquelle Titelbild: © Daniel Berkmann - Fotolia.com ]
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