Eine Geschichte des Weltuntergangs

Dies irae


Johannes Fried: Dies irae. Eine Geschichte des Weltuntergangs, 352 Seiten, C.H. Beck Verlag, München 2016. Book Review

"Der folgende Essay ist ein Symptom unserer Zeit", so der Autor im Vorwort. Er handelt von biblischen Propheten und heutigen Tageszeitungen. Der "Weltuntergang" hat Konjunktur. Eine kurze Google-Recherche würde den Beweis liefern. Doch die Apokalyptik besitzt auch eine große, noch immer aktuelle, dem Glauben geschuldete Vergangenheit. "Im Blick auf sie gerät der Essay zu einer Studie über die Kontinuität eines religiösen Deutungsmusters, zu dessen unterschiedlichsten Spiegelungen durch die Jahrhunderte und mehr noch: zu dessen stimulierender, gesellschafts- und weltverändernder Kraft bis in die Gegenwart, zum Aufweis eines kulturellen Habitus."

Endzeitängste sind jedoch ein besonderes Phänomen der abendländischen, christlichen Kultur. "Definitive Weltuntergänge", so der Historiker Fried, "wurden, wie es scheint, erst unter christlichem Einfluss entworfen." Mit diesem Buch liegt erstmals eine umfassende Ideengeschichte der Apokalypse vor. Bis heute ist die christliche Kultur geprägt vom Glauben an ein unerbittliches Ende. Johannes Fried spannt den Bogen seiner Erzählung von der vorchristlichen Antike über das Zeitalter der Aufklärung bis hin zur jüngsten Gegenwart. Sowohl Geistesgeschichte wie auch Populärkultur und Wissenschaft bieten eine unerschöpfliche Vielfalt an faszinierenden Beispielen. Es stellt sich heraus, dass sich die Endzeitvisionen nicht mit fortschreitenden wissenschaftlichen Erkenntnissen verflüchtigen – vielmehr sind sie tief verwurzelt in unserem unbewussten Weltbild und bis heute aktuell.

Bereits der Titel des Buches weist auf den "Tag der Rache" hin. Der Franziskaner-Mönch Tommaso da Celano (um 1190-1260) soll die Hymne "Dies irae, dies illa" verfasst haben, die später als Sequenz in die katholische Totenmesse aufgenommen wurde.

Johannes Fried, emeritierter Professor für Mittelalterliche Geschichte an der Universität Frankfurt am Main, liefert mit seinem "Essay" eine exzellent lesbare, in weiten Teilen unterhaltsame und umfassende Ideengeschichte der Apokalypse. Die erschreckend aktuelle Geschichte und Analyse apokalyptischen Denkens kann vor allem Risiko- und Krisenmanagern als Lektüre empfohlen werden, die ja auch nicht allzu selten zu dogmatisch und engstirnig auf die Stressszenarien schauen und die "Upside-Risiken" ausblenden.

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