Deutschland taumelt – nicht durch äußere Feinde, sondern durch hausgemachte Ignoranz. Während geopolitische Spannungen zunehmen, die Infrastruktur zerbröselt und Schulden auf Rekordhöhe steigen, fehlt es dem Staat an einer seiner zentralen Steuerungsressourcen: professionellem Risikomanagement.
Wie konnte es so weit kommen, dass sich eines der wirtschaftsstärksten Länder Europas sehenden Auges in ein strukturelles Staatsversagen manövriert? Frank Romeike und Josef Scherer gehen dieser Frage in ihrem aktuellen Fachbeitrag "Risikoblind in den Staatsbankrott" auf den Grund – und zeichnen ein beunruhigendes Bild mangelnder Prävention, systemischer Intransparenz und dramatischer Sorgfaltsdefizite in Bund, Ländern und Kommunen.
Ob beim Flughafen BER, dem Northvolt-Desaster, der Subventionspleite Intel, dem Maut-Skandal, der Elbphilharmonie oder jüngst beim LNG-Terminal Brunsbüttel: Die Liste gescheiterter Großprojekte ist lang und teuer – regelmäßig begleitet von dilettantischer Planung, fehlendem Risikomanagement, ignorierten Warnzeichen und fehlender Kontrolle. Dabei zeigt die Analyse deutlich: Diese Fälle sind keine Einzelfälle. Sie sind Ausdruck eines systemischen Defizits.
Der Beitrag geht über bloße Kritik hinaus. Er liefert konkrete rechtliche, organisatorische und methodische Handlungsempfehlungen – und legt offen, warum Führungskräfte im öffentlichen Dienst zunehmend persönlich haften, wenn sie zentrale Pflichten verletzen.
Ein Pflichttext für alle, die sich mit öffentlicher Verantwortung, Governance und staatlicher Resilienz befassen – und für jene, die nicht länger zusehen wollen, wie Steuergeld, Vertrauen und Sicherheit verspielt werden.
Doch es geht nicht nur um juristische Risiken. Es geht um die Zukunftsfähigkeit staatlicher Strukturen. Die öffentliche Hand verwaltet nahezu die Hälfte der gesamten Wirtschaftsleistung Deutschlands – direkt oder über Beteiligungsgesellschaften. Gerade deshalb fordern die Autoren eine "Governance-Wende": weg vom Prinzip Hoffnung, hin zu systematischer, faktenbasierter Steuerung. Nur durch den Aufbau wirksamer Risiko- und Compliance-Strukturen lassen sich Misswirtschaft, Korruption und politische Kurzsichtigkeit eindämmen.
"Risikoblind in den Staatsbankrott" ist weit mehr als eine fachliche Analyse. Es ist ein Weckruf an Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft. Der Beitrag zeigt: Der Staat ist kein Selbstläufer. Ohne strategisches Risikomanagement drohen Kontrollverlust, Verschwendung und letztlich das Scheitern öffentlicher Kernaufgaben. Wer verstehen will, wie Deutschland diesen Kurs korrigieren kann – und warum dringend gehandelt werden muss – sollte diesen Beitrag lesen.
Der Beitrag wurde veröffentlicht in der Zeitschrift für das gesamte Insolvenz- und Sanierungsrecht (ZInsO)
Romeike, Frank/Scherer, J. (2025): Risikoblind in den Staatsbankrott, in: ZInsO (Zeitschrift für das gesamte Insolvenz- und Sanierungsrecht), 28. Jahrgang, 31/2025, 31.07.2025, S. 1489-1548.
Hinweis: Wir danken der ZInsO-Redaktion für die Genehmigung einer Veröffentlichung des Beitrags auf dem Portal RiskNET!




